Ärger um verhunzte Terrasse: Weiteres Ehepaar fällt auf dubiose Baufirma rein

Verl. Das Gütersloher Ehepaar Irmgard und Reinhard Bertz ist nicht der einzige Kunde, der sich von dem Unternehmen GY Bautenschutz wegen einer mangelhaft durchgeführten Terrassensanierung hinters Licht geführt fühlt. Nach der Berichterstattung in der NW über diesen Fall, in dem inzwischen eine Strafanzeige gegen die Firma in Ennigerloh gestellt worden ist, haben sich Betroffene aus Kaunitz gemeldet, bei denen das dubiose Bauunternehmen die Terrasse versiegeln sollte. Dies ist nach Ansicht der Familie Kalas nicht fachgerecht geschehen. Teilbereiche wurden vergessen, stattdessen Fensterrahmen mit dem aufgetragenen Kunstharz beschädigt. Zudem weist die Terrasse mehrere große Flecken von ausgehärtetem überschüssigem Bindemittel auf. Mittlerweile ist die eigentlich transparente Versiegelung komplett vergilbt. &bdquo;Die Terrasse ist verhunzt", sagt Liane Kalas, die sich inzwischen anwaltlich vertreten lässt. Gespräch mit Messe-Vetriebler auf Pollhans-Markt Vor ungefähr fünf Jahren hatte das Ehepaar Kalas seine Terrasse als Steinteppich herstellen lassen, ebenso die Stufenanlage zur Haustür. Dabei handelt es sich um ein Marmorgranulat mit einer Körnung von drei bis sechs Millimetern, das zusammen mit einem farblosen Polyurethanharz aufgetragen und geglättet wird. Diese Fläche sollte jetzt gereinigt und versiegelt werden. Bei der Wirtschaftsschau auf dem Pollhans-Markt in Schloß Holte-Stukenbrock kamen die Kaunitzer am Sonntagmittag mit einem Messe-Vertriebler der Firma GY Bautenschutz ins Gespräch. Dort hatten Prospekte von Bella-Marmor aus Petershagen ausgelegen, heute in Minden ansässig. Dass dieses Unternehmen nur das Material liefert, nicht aber die Arbeiten durchführt, war dem Ehepaar nicht sofort klar. 15 Jahre Garantie auf alle Arbeiten Noch am Sonntagabend kam der Messeberater nach Kaunitz und nahm die Terrasse in Augenschein. Eine ausführliche Begehung wurde für den Montag vereinbart. Dann unterschrieben die Kunden bei &bdquo;Herrn Meyer", so der neben der Mobilnummer und der Firmenadresse von GY Bautenschutz aufgedruckte Name ihres Gesprächspartners, einen Montageauftrag über 3.000 Euro. Schriftlich vermerkt wurden &bdquo;15 Jahre Garantie auf alle Arbeiten". Herr Meyer brachte am Dienstag einen Arbeiter zur Baustelle. In einem Auto mit Osnabrücker Kennzeichen, wie Liane Karas in Erinnerung geblieben ist. Der Arbeiter reinigte die Flächen mit einem Hochdruckreiniger und trug am Folgetag die Versiegelung auf. Antwort auf Beschwerde-Nachricht: "Ok" Doch schon am Donnerstag zeigten sich die ersten Flecken. Eine WhatsApp der Kunden mit einer Beschwerde beantwortete &bdquo;Herr Meyer" binnen acht Minuten auffallend einsilbig: &bdquo;Ok". Eine Erinnerung blieb erfolglos. &bdquo;Dann bin ich zur Verbraucherzentrale gegangen", sagt Liane Kalas. Das Schreiben der Rechtsanwältin der Verbraucherzentrale an GY Bautenschutz von Ende November blieb bis heute unbeantwortet. Im Januar ließ sich die Kaunitzerin durch einen weiteren Rechtsanwalt beraten. Der sieht wenig Erfolgschancen: Wer nun Auftragnehmer war, die Firma GY Bautenschutz oder &bdquo;Herr Meyer", ob der eine für den anderen überhaupt einen Auftrag hat entgegennehmen dürfen, das sei unklar. Die Unterschrift des Auftragnehmers auf dem Blatt ist vollständig unleserlich. "Wir waren wohl zu blauäugig" Eine Forderung könne also &bdquo;ins Leere laufen", so der Anwalt. Zudem müssten die Mängel vorher gutachterlich belegt werden, und dafür sei mit Kosten zwischen 1.000 und 1.500 Euro zu rechnen. Liane Kalas: &bdquo;Wir waren wohl zu blauäugig. Bei dieser Unsicherheit stecke ich das Geld lieber in die Sanierung." Kontakt zur Firma GY Bautenschutz hat die Kaunitzerin nur noch einmal herstellen können: Dafür suchte sie Anfang Februar eigens deren Messestand auf der Baumesse im A2-Forum in Rheda-Wiedenbrück auf. Dort traf sie auf den Arbeiter, der ihre Terrasse versiegelt hatte – doch der konnte sich an nichts erinnern. Und sie begegnete einem Paar aus Castrop-Rauxel, das ebenfalls für eine Beschwerde angereist war. Seither herrscht Funkstille. Kein Gewerbe unter der Adresse? Da geht es Liane Kalas wie den Gütersloher Eheleuten Bertz. Die hatten sich zwischenzeitlich Unterstützung von Alfred Richter geholt, Besitzer des Unternehmens Richter Bautenschutz aus Herzebrock-Clarholz. Richter war persönlich nach Ennigerloh gefahren und hatte sich den angeblichen Firmensitz angeschaut. Dort befindet sich ein Wohnhaus. &bdquo;Hier gibt es keine Firma", habe ihm einer der Bewohner gesagt. Auch der Eigentümer der Immobilie, sagte Richter am Mittwoch gegenüber der NW, habe nichts von einem Gewerbe unter dieser Adresse gewusst. Wundert es da, dass auf dem Montageauftrag, dessen Zweitausfertigung Liane Kalas in ihren Unterlagen verwahrt, der Firmensitz mit der falsch geschriebenen Ortsangabe &bdquo;Enningerloh" aufgedruckt ist? Über die im Internet angegebene Mobilnummer ist die Firma auch gestern nicht zu erreichen gewesen. "Auch ich stehe ziemlich doof da" Wohl aber &bdquo;Herr Meyer". Dieser ruft sogar zurück und berichtet auffällig offen von seiner Arbeit für GY Bautenschutz. Zehn Monate sei er für die Baufirma auf Honorarbasis tätig gewesen. Dann habe er einen Schlussstrich gezogen: Die Entlohnung sei seltener und dann gar nicht mehr gezahlt worden, dafür gingen auf seinem Handy vermehrt Beschwerden von Kunden ein, die sich über eine mangelhafte Ausführung der Arbeit und anschließende Vertröstungen beschwerten. &bdquo;Herr Meyer" findet: &bdquo;Auch ich stehe ziemlich doof da."

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