Auf der Suche nach Veranstaltungsorten: Wie Gastwirte mit AfD-Anfragen umgehen

Schloß Holte-Stukenbrock. Die AfD will in Schloß Holte-Stukenbrock bei der Kommunalwahl 2020 antreten und eventuell auch einen Stadtverband gründen. Das gibt die Kreis-AfD bekannt. Treffen gibt es hier bereits seit Jahren, meist geheim und ohne Journalisten. Wird der Veranstaltungsort bekannt, gibt es Proteste. Ein Gastwirt aus SHS will deswegen die AfD nicht mehr einladen, ein zweiter öffnet ihnen aber den Saal. Am vergangenen Samstag hat der AfD-nahe Verein &bdquo;Alternativer Kulturkongress Deutschland" mit Sitz in Paderborn sein sogenanntes Hermannstreffen im Hotel Schniedermann abgehalten und seine völkisch-nationalistischen Thesen im Internet verbreitet. Die NW hat über das Treffen berichtet. Auf der NW-Facebookseite haben sich Kommentatoren auch über den Betreiber der Gaststätte ausgelassen. &bdquo;Schade, dass es jemanden gibt, der denen einen Raum vermietet hat." Oder: &bdquo;Wie kann man nur seine Gaststätte an diese Personen vermieten. Kein Charakter, traurig." Eigentümer Wilhelm Schniedermann sagt auf Anfrage der NW, dass er keinen Bezug zur AfD habe, sondern als Geschäftsmann denken müsse. &bdquo;Ich vermiete nur die Räume." Die Proteste gegen die Partei findet er übertrieben und spricht von &bdquo;Hysterie". Es sei eine von Bürgern gewählte und im Bundestag vertretene Partei. Zu den heftig kritisierten Äußerungen der AfD-Politiker wie Björn Höcke des sogenannten Flügels, den der Verfassungsschutz – ebenso wie die Junge Alternative – als Verdachtsfall einstuft und beobachtet, will sich Wilhelm Schniedermann nicht äußern. Bürger protestieren gegen AfD-Auftritt Den Gaststättenbetrieb hat er schon vor Jahren eingestellt, den Saal vermietet er noch. Im Internet gibt es keinen Kontakt zu dem Wirt. Im Sommer hätten Herren von Angesicht zu Angesicht wegen der Saalmiete bei ihm angefragt, schildert er. Denn André Bisplinghoff vom Hotel Westhoff würde nicht mehr an die AfD vermieten. Das bestätigt André Bisplinghoff im Gespräch mit der NW. Mehrere Veranstaltungen der AfD fanden reibungslos in seinem Hotel statt, bis die Rechtspopulisten im Januar 2019 einen öffentlichen Vortragsabend abhielten. SPD und Bündnis 90 / Die Grünen riefen zu einer Gegendemonstration auf, etwa 250 Bürger hatten laut und friedlich gegen die AfD protestiert. Dieser Protest könnte aber ein juristisches Nachspiel haben. André Bisplinghoff behält sich auch Monate später noch rechtliche Schritte gegen die Organisatoren vor. Wegen Sachbeschädigung. "Ich habe mit Rechts nicht zu tun" Aufkleber der Antifa und der Grünen klebten an der Wand, die Erdgeschossfassade habe neu gestrichen werden müssen. Auch Leuchtreklame sei kaputtgegangen. Ob er damals schon Anzeige erstattet hat, ist nicht bekannt. Schwerer wiege aber die Rufschädigung. Im Januar habe das Hotel viele schlechte Bewertungen erhalten, auch sei er mit beleidigenden Briefen &bdquo;bombardiert" worden. &bdquo;Mir wurde nachgesagt, ich hätte rechte Ansichten. Ich habe mit Rechts aber nichts zu tun", beteuert André Bisplinghoff. Das habe ihn veranlasst, die Anfrage des Alternativen Kulturkreises im Sommer und zukünftige Anfragen der AfD abzulehnen. Er glaubt, dass Geschäftsleute aus Angst vor Anfeindungen und Protesten lieber nicht an die AfD vermieten. Den Grünen würde er den Saal aber auch nicht vermieten. Dass die AfD aber Schwierigkeiten hätte, in OWL geeignete Räume anzumieten, glaubt ein Kenner der rechten Szene nicht. &bdquo;Gerade im ländlichen Raum ist das kein Problem", sagt er. Die Szene hat ein Netzwerk entwickelt, freie abgelegene Räume und / oder Säle in Besitz von AfD-Anhängern seien nicht schwer zu finden. Oft laufen dort dann so lange die Treffen ab, bis es Proteste gibt.

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