Große Trauer um bekannten Künstler aus dem Kreis Gütersloh

Rietberg. Die Kunstwelt und die Stadt Rietberg trauern um Wilfried Koch. Der bekannte Künstler aus Varensell, der mit einer ganzen Bandbreite kreativer Gaben gesegnet war, ist wie erst jetzt bekannt wurde, bereits am 9. August im Alter von 93 Jahren verstorben. Das Lebenswerk des Malers, Kunsthistorikers und Grafikers, der außerdem Lehrer, Bildhauer, Musiker und Belletrist war, ist so umfassend und vielfältig, dass es keine Auflistung mit Anspruch auf Vollständigkeit geben kann. Bedeutende Spuren hinterlässt Wilfried Koch in Rietberg insbesondere mit dem Skulpturenpark in der historischen Altstadt und dem Kunsthaus Rietberg – Museum Wilfried Koch. Der Skulpturenpark im Klostergarten an der Ems, bis 1975 von den Franziskanern genutzt, war 2007 im Vorfeld der Landesgartenschau in eine Dauerausstellung unter freiem Himmel umgewandelt worden. Damals wurde der Garten als öffentliches Gelände erschlossen. Seither können Besucher dort elf Skulpturen von Koch besichtigen, darunter den bekannten &bdquo;Panflötenspieler“. Zur Eröffnung im Juni 2007 hatte der Künstler über seine Skulpturen gesagt: &bdquo;Ich überlasse der Stadt und ihren Bürgern heute gewissermaßen meine Kinder.“ 700 Zeichnungen, 100 Gemälde, 19 Großskulpturen Im Museum Wilfried Koch an der Rietberger Emsstraße ist das malerische und zeichnerische Werk des Künstlers beheimatet. Es umfasst unter anderem 700 Zeichnungen, 100 Gemälde, 19 Großskulpturen, sieben Kleinplastiken. Die Eheleute Koch haben das Werk im Gesamtwert von &bdquo;weit über einer Millionen Euro“, wie Wilfried und Hilde Koch einmal sagten, der Sparkassenstiftung Rietberg 2007 durch eine Zustiftung zur Verfügung gestellt. In wechselnden Ausstellungen ist das Schaffen Kochs unter der Regie von Museumsleiter Thorsten Austermann einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht worden. Zuletzt gab es 2019 eine große Ausstellung zum 90. Geburtstag des Künstlers. Bürgermeister Andreas Sunder hebt die herausragende Bedeutung des Verstorbenen für die Stadt Rietberg hervor: &bdquo;Dr. Koch war ein ganz vorzüglicher Maler und Bildhauer. Die Vielfältigkeit seines Schaffens ist einzigartig. Eine Unterhaltung mit ihm empfand ich stets als Bereicherung, weil er aus einem unendlichen Wissensschatz schöpfte. Seine geschichtlichen Kenntnisse und seine Lebenserfahrung waren beeindruckend. Seine Persönlichkeit hat Rietberg über Jahrzehnte geprägt.“ Sein Mitgefühl gelte seinen Angehörigen, betont der Bürgermeister. Kondolenzbuch der Stadt Wer sich von Wilfried Koch verabschieden möchte, kann sich in ein Kondolenzbuch der Stadt eintragen. Es liegt ab sofort während der regulären Öffnungszeiten im Kunsthaus aus. Diese und kommende Woche ist der Eintritt frei. Wilfried Koch wurde am 24. Januar 1929 in Duisburg geboren. Nach seiner künstlerischen Ausbildung im Porträtfach bei Rudolf Porth vom Städelschen Kunstinstitut Frankfurt setzte er an der Kunsthochschule in Stuttgart seine Studien für freie Malerei bei Willi Baumeister, für Glasmalerei, Fresko und Mosaik bei Rudolf Henninger fort. Anschließend studierte er an der Graphischen Fachhochschule Stuttgart. Mutter hat ihn immer gefordert Im Mittelpunkt seiner Malerei stand aber immer das Porträt. Das Studium der Kunstgeschichte absolvierte er unter Prof. Alois Pesot in Freiburg und unter Prof. Gustav Barthel in Stuttgart. Dr. Wilfried Koch war Mitglied der Europäischen Akademie der Wissenschaften und Künste in der Klasse &bdquo;Weltreligionen“. Seine Mutter habe ihn und seine Geschwister immer sehr gefordert mit dem Satz &bdquo;Man kann nicht alles können, aber in dem, was man kann, muss man den weit suchen müssen, der einem dennoch Meister sein kann“, sagte Wilfried Koch, der seit 1971 in Varensell lebte, einmal. Seine Begabungen zur Meisterschaft zu bringen, sei zur Richtschnur seines Lebens geworden. Vier Staatsexamen bezeichnen Kochs wissenschaftliche Kompetenz. In der Malerei hat er weit über 1.000 Porträts auf Papier, Leinwand oder Hartfaserplatte gebannt. In der Bildhauerei vereinte er Poesie und Handwerk. Dazwischen betätigte sich Koch immer wieder auch als Belletrist, etablierte das konzertante Blockflötenspiel, widmete sich der Glasmalerei und gestaltete für etliche internationale Verlage Bucheinbände und Illustrationen. Exemplare weltweit verkauft Als Meilensteine erwiesen sich Kochs Bücher &bdquo;Kleine Stilkunde der Baukunst“ (1967) und &bdquo;Baustilkunde – Europäische Baukunst von der Antike bis zur Gegenwart“ (1982), mit insgesamt 2.800 eigenen Handzeichnungen aus der Stahlzeichenfeder. Mit mehr als 70 deutschen Auflagen, 20 Übersetzungen und weltweit eineinhalb Millionen verkauften Exemplaren wurden sie zu internationalen Standardwerken.

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