Attraktion in Freibad im Kreis Gütersloh vor dem Aus – Stadt plant jetzt kurioses Event

Rheda-Wiedenbrück. Wahrscheinlich wird der Drei-Meter-Sprungturm im Freibad Wiedenbrück doch geöffnet - obwohl die Sprunggrube laut &bdquo;Deutsche Gesellschaft für das Badewesen“ (DGfdB) mit Verweis auf eine neue DIN-Norm zu flach ist. Um den Badespaß dennoch möglich zu machen, ist die Stadtverwaltung kreativ geworden. Sie plant ein Event am Sonntag, 1. Juni, von 11 bis 17 Uhr. &bdquo;Wir werden beweisen, dass die Sprunggrube ausreicht“, sagt Bürgermeister Theo Mettenborg. Ingenieure lernten im Studium, dass ein Abweichen von der DIN-Norm möglich sei, &bdquo;wenn man gut argumentiert, eine Tauglichkeitsprüfung und eine Gefährdungsbewertung vorlegt“. Genau das will die Stadt tun. Viele Freibäder im Kreis Gütersloh öffnen: Nächste Stadt gibt Preiserhöhung bekannt Rückblick: Die Experten der DGfdB hatte die Stadt beauftragt, die Verkehrssicherheits- und die Aufsichtspflicht in den städtischen Freibädern bewerten zu lassen. Erwartet hatte die Verwaltung Empfehlungen für eine Optimierung des Bäderpersonals. Denn das ist knapp und wegen Krankheitsausfällen wurde in beiden Einrichtungen im vergangenen Jahr immer wieder die Öffnungszeit eingeschränkt. Sprunggrube im Wiedenbrücker Freibad ist zu flach Zwar haben sich die Experten auch zu Personalfragen geäußert. &bdquo;Doch die erhofften Synergieeffekte stellen sich nicht ein“, sagt Stadtsprecher Martin Pollklas. Dazu würde das Gutachten der DGfdB noch im Rathaus erörtert, &bdquo;ist aber noch nicht abschließend bewertet“. Damit sind auch die Badezeiten, die ab 1. Juni mit der Öffnung des Wiedenbrücker Freibades gelten, ungewiss. Bei ihren Besuchen fiel den Fachleuten der DGfdB noch etwas auf, was für viele Badegäste, besonders jüngere, zu einer Enttäuschung führen dürfte. Die Gäste monierten, dass die Wiedenbrücker Sprunggrube zu flach ist. Sie weist mit einer Wassertiefe von 3,65 Metern fünf Zentimeter zu wenig aus - und erfüllt damit nicht die aktuell vorgeschriebene DIN-Norm. Zunächst habe ein Verwaltungsteam überlegt, das Sprungbrett, mit dem die Badegäste hoch federn können, durch eine feste Plattform aus Edelstahl zu ersetzen und das Geländer zu verlängern. Ein Angebot dafür liegt bereits vor und beläuft sich auf 36.000 Euro. &bdquo;Dann haben wir innegehalten, abgewogen und eine andere Idee gehabt“, so Mettenborg. 1.000 Sprünge vom Dreier am 1. Juni Bewiesen werden soll jetzt, was seit 20 Jahren - so lange steht der Sprungturm - unfallfrei gut gegangen ist, auch weiterhin möglich ist. Darum sollen Sonntag, 1. Juni, Profis aus Münster 1.000 Mal von dem Dreier springen. Eine Kommission aus DLRG, Schwimmvereinen, Schwimmmeistern und Vertretern des Leistungsstützpunktes ist zur Festlegung der zu leistenden Sprünge einbezogen worden. Nach den Sprüngen wird das Sprungverhalten und insbesondere die Eintauchtiefe unter Hinzuziehung fachlicher Expertise ausgewertet. Der Eintritt zu diesem Event ist kostenlos, und das Freibad-Team freut sich darauf, zahlreiche Besucher und freiwillige Springer willkommen zu heißen. Teilnehmen können Personen ab 18 Jahren oder jüngere Springer mit der schriftlichen Erlaubnis ihrer Eltern. Für Verpflegung der teilnehmende Springer und Helfer ist gesorgt. Bereits ab 9 Uhr können sich Interessierte registrieren und ihre Unterschriften abgeben. Tiefbauamtsleiter will ersten Sprung absolvieren Den ersten Sprung werde Michael Duhme, Leiter des Tiefbauamtes, absolvieren. Das sei dessen Wunsch, sagt Mettenborg. Dieser Sprung wird ebenso wie die 999 folgenden mit Kameras unter Wasser dokumentiert, wie alles, was über der Wasseroberfläche passiert. So sei zu sehen, wie tief die Turmspringer des NRW-Schwimmverbandes eintauchen. Die &bdquo;können auf dem Brett bis zu acht Meter hoch federn“, informiert der Bürgermeister. Die große Übersicht: Das sind die Freibäder in Ostwestfalen-Lippe Er ist seit Samstag im Gespräch mit dem Geschäftsführer des DGfdB. &bdquo;Wir waren auch ein Thema bei der jüngsten Verbandstagung der Gesellschaft, um zu überlegen, wie man künftig mit solchen Fällen wie unserem umgeht“, sagt Mettenborg. Nun tauscht er sich über das Vorhaben der Stadt mit der Gesellschaft aus - etwa, um mit deren Sachverständigen zu klären, wie die Sprünge auszusehen haben. &bdquo;Und wenn gewünscht, machen wir im Wiedenbrücker Freibad auch 5.000 Sprünge.“ Bürgermeister im Kreis Gütersloh übernimmt Verantwortung Begleitet wird der Praxistest mit den Wasserspringern von Sachverständigen, von Rettungssanitätern, der DLRG samt Tauchern sowie sicher vielen Zuschauern und Zuschauerinnen. &bdquo;Das wird ein Spaß.“ Doch geht es Mettenborg in erster Linie nicht so sehr um das Vergnügen, sondern um die Klärung der Frage, &bdquo;was alles passieren könnte“. Und er will den Dreier für die Badegäste im Wiedenbrücker Freibad öffnen. &bdquo;Wir wollen es so haben, wie es immer war.“ Lesen Sie auch: Zwei Becken in Gütersloher Schwimmbad bleiben zu – Preisnachlässe deswegen nicht geplant Viele Reaktionen gab es auf die angekündigte Sperrung des Sprungturms. Von lächerlichen Vorschriften war die Rede, von zu viel Bürokratie, von wichtigeren Problemen in diesem Land und davon, dass alles seit Jahren funktioniert habe, aber Sachverständige eine Daseinsberechtigung haben müssten. &bdquo;Die Menschen verstehen vieles nicht mehr, ich in diesem Fall auch nicht“, räumt Mettenborg ein. Ihm gehe es um das Land und zweitrangig um den Sprungturm. Denn: &bdquo;Wir stärken Kräfte, die wir nicht haben wollen.“ Bei den Reaktionen auf die Berichterstattung war jedoch auch die Rede davon, dass Gesetze und Regeln geändert werden, weil neue Erkenntnisse erlangt wurden, oder dass bei einem Unfall sofort nach den Verantwortlichen geschrien werde. Die Verantwortung wird Mettenborg persönlich übernehmen. Er kündigt an: &bdquo;Wenn die Sicherheit durch die Tauglichkeitsprüfung und die Gefährdungsbewertung dokumentiert ist, werde ich qua Amt sagen: Ich gebe den Sprungturm frei.“

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