Überraschende neue Regel: An dieser Straße im Kreis Gütersloh haben Radfahrer Vorrang

Rheda-Wiedenbrück. Vorrang haben jetzt Fahrradfahrer nun beim Queren der Bielefelder Straße in Höhe der Umflut-Brücke, einem wichtigen Ein- und Ausgangstor der Wiedenbrücker Innenstadt. Die neue Verkehrsregelung gilt seit Ende vergangener Woche, seit der stak frequentierte Verkehrsbereich neu gestaltet wurde. Laut Stadt ist die Kreuzung der Bielefelder Straße mit Nord- und Aegidienwall eine klassifizierte Unfallhäufungsstelle. Darum haben Vertreter der Straßenverkehrsbehörde des Kreises, der Stadt, der Kreispolizeibehörde, der Bezirksregierung Detmold und des Straßenbaulastträgers im Rahmen der Unfallkommission über Maßnahmen zur Unfallvermeidung beraten und auch eine Bevorrechtigung der beiden Fahrradstraßen (Nordwall und Aegidienwall) beschlossen. Augenfällig ist die in signalrot auf dem Asphalt aufgetragene, mit weißen Rad-Piktogrammen versehene und von weiß-gestrichelten Linien begrenzte Furt für Fahrradfahrer. Ihnen ist es nun an dieser Stelle gestattet, die Bielefelder Straße ohne anzuhalten zu überqueren. Autofahrern auf der Bielefelder Straße wird diese Regelung durch zwei neue Vorfahrtsschilder angezeigt. Zudem ist die Fahrbahn vor Zebrastreifen und Fahrradfahrerfurt verengt worden. Damit können nun nicht mehr zwei Fahrzeuge gleichzeitig die Stelle passieren. Anregungen der Anlieger Die Veränderung in der Verkehrsregelung geht auch zurück auf ein Gespräch, das Anlieger der Varenseller Straße im März 2023 mit Vertretern der Stadt geführt hatten. Bei dem Ortstermin war es vorrangig darum gegangen, die aus Sicht der Anlieger gefährliche Verkehrssituation auf der Bielefelder Straße im Bereich zwischen beiden Wällen und der Kreuzung mit Breite und Varenseller Straße zu entschärfen. Angeregt hatten die Bürger seinerzeit die Anlage einer Fahrradfurt parallel zum Zebrastreifen nach dem Vorbild einer ähnlichen Maßnahme in Rietberg. Vorgeschlagen hatten sie die Erweiterung der Tempo-30-Zone durch das Versetzen des entsprechenden Verkehrszeichens stadteinwärts bis vor die Bushaltestelle &bdquo;Breite Straße“. Und auch das Aufstellen eines Stop-Schildes und die Schaffung einer Fahrradaufstellfläche an der Einmündung der Varenseller in die Bielefelder Straße hatten sie angeregt. Begründet hatten die Anlieger ihre Vorschläge mit einer Häufung von Unfällen. In einem ersten Schritt hatte die Stadt vor der Einmündung der Varenseller in die Bielefelder Straße Markierungsarbeiten vorgenommen, um dort Fahrradfahrern mehr Raum zu geben und so für mehr Sicherheit zu sorgen. Das Versetzen des Tempo-30-Schildes wurde abgelehnt. Die Umsetzung der anderen Vorschläge sollte geprüft und mit anderen Behörden abgestimmt werden. Ein Busfahrer findet die Regelung gut Zur Überraschung der Anlieger ist die Stadt jetzt ohne Ankündigung in ihrem Sinne tätig geworden, um im Bereich des Zebrastreifens die gewünschte Verkehrsregelung im Sinne des nicht-motorisierten Zweiradverkehrs zu schaffen. Auf große Zustimmung ist die getroffene Maßnahme auch bei Mitgliedern der örtlichen Initiative Verkehrswende gestoßen. Deren Sprecherin Elisabeth Frenser sprach von einem &bdquo;mutigen Schritt der Stadt“ und einem &bdquo;großen Wurf“, der ihr hier gelungen sei. &bdquo;Das Beispiel zeigt: Steter Tropfen höhlt den Stein. Wir haben uns immer am Beispiel des Promenaden-Radwegs in Münster orientiert und uns für die Fahrradfahrer entlang der Wiedenbrücker Wälle die jetzt getroffene Vorfahrtsregelung gewünscht“, sagte Frenser. Lesen Sie auch: Straße am Mansergh-Quartier in Gütersloh wird ausgebaut - Autoverkehr nimmt massiv zu Konsequenzen hat die Baumaßnahme auch für den Durchgangsverkehr, unter anderem für Busse. &bdquo;Wir müssen an dieser Stelle jetzt etwas länger warten. Doch ich finde die Regelung gut, weil jetzt mehr Sicherheit geschaffen wird“, sagte ein Busfahrer der TWV-Linie 79, die den Bahnhof Rheda mit dem Zentralen Busbahnhof (ZOB) in Gütersloh verbindet. Das Wichtigste, so der Fahrer, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen wollte, sei doch, dass an der Stelle kein Unfall passiere. Liberaler spricht von &bdquo;verkehrspolitischem Murks“ Unterdessen regt sich auch Kritik an der neuen Verkehrsregelung. Auf sozialen Plattformen im Internet wird die Maßnahme bislang überwiegend negativ bewertet. Als einer der Ersten hatte sich dort auch Patrick Büker, Fraktionsvorsitzender der FDP im Stadtrat zu dem Thema geäußert. Er monierte, dass die Baumaßnahme mit dem Stadtrat nicht abgestimmt gewesen sei und forderte deswegen den sofortigen Rückbau. In der Sitzung des Stadtrates sagte er, dass er die Aufpflasterung des Radweges in jeder Hinsicht bemerkenswert finde. &bdquo;Das ist verkehrspolitischer Murks.“ Denn die Verkehrsachse Bielefelder Straße mit 500 Autos sollte Vorrang vor 50 Fahrradfahrern haben, so der Liberale. So aber sei der Weg zwischen dem Süden und dem Norden Wiedenbrücks &bdquo;komplett erschwert, da er quasi einspurig ist“. Laut Büker habe die Verwaltung &bdquo;eklatant rechtswidrig gehandelt“. Die Entscheidung über die neue Verkehrsführung sei &bdquo;explizit dem Mobilitätsausschuss vorbehalten“. Er empfahl den &bdquo;unverzüglichen Rückbau“ der roten Furt und der Schilder. Erbehalte sich eine juristische Einschätzung des städtischen Vorgehens vor, so Büker. Rechtmäßigkeit der Baumaßnahme wird geprüft Viel Unverständnis aus der Bevölkerung wurde Mario Brinkhaus, Move, gespiegelt. &bdquo;Der normale Bürger guckt sich das an und fragt sich: Was ist denn hier passiert?“. Würde die Stadt die neue Verkehrsregelung wieder aufhaben, &bdquo;wäre das ein Schildbürgerstreich par excellence“, meinte Günter Arlt, Freie-Linke. Bürgermeister Theo Mettenborg sagte, dass die Frage der FDP auf die Rechtmäßigkeit der in Kooperation mit der Unfallkommission vorgenommenen Änderung der Vorfahrtsregelung geprüft werde. Das Ergebnis werde dann im Ausschuss für Umwelt-, Klimaschutz und Mobilität aufgezeigt.

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