Gärtner der Flora Westfalica im Kreis Gütersloh geht nach 36 Jahren

Rheda-Wiedenbrück. Der Park der Flora Westfalica, für die Landesgartenschau 1988 angelegt, hat sich verändert. Klaus Geppert kennt ihn wohl so gut wie kein Zweiter. Spricht er darüber, kommt er vom Höcksken aufs Stöcksken. Zu erzählen hat er viel, denn seit 1. Mai 1986 arbeitet er für den Park. Am 31. Oktober hat er offiziell seinen letzten Arbeitstag, dann geht der Gärtner in den Ruhestand. Als der Garteningenieur bei der "Landesgartenschau GmbH" in Rheda-Wiedenbrück anfing, leitete er berufsvorbereitende Maßnahmen für junge Leute, die auf dem Arbeitsmarkt schwer zu vermitteln waren. Sein Job waren damals eher "Ausputzerarbeiten, weswegen es vermessen wäre, zu sagen, dass ich die LGS mit aufgebaut habe." Doch nach 1988 wurde Geppert bei der Flora Westfalica GmbH der Mann fürs Grüne und für die Blumen, auch wenn er persönlich lieber Bäume mag. Zwar besucht der 65-Jährige, der Tagetes und Eisbegonien nur in absoluten Ausnahmen hat pflanzen lassen, in seiner Freizeit den ein oder anderen Park. Doch wandert der Bielefelder, der nicht viel übrig hat "für kleinkarierte und bunt-quietschige" Beete lieber durch den Teutoburger Wald. Ein Rechtsstreit ist "bis heute nicht beigelegt" Schaut er auf den Flora-Park, "ist der nicht mehr wie 1988". Am stärksten verändert habe sich die Spielerei. Und zwar nicht erst jetzt nach der Modernisierung für 570.000 Euro. Umgestaltet worden war das Areal am Fuß der A 2 schon in den 1990er Jahren, als der Teich mit den Bottichen kam, und 2000/01 als der Bachlauf angelegt wurde. Erstmals "haben wir jetzt aber viel Material recycelt", weist Geppert auf die Wiederverwendung der roten Klinkersteine des ehemaligen Reethus hin und auf die erneut verbauten Rahmen der Minigolf-Bahnen. Das ist ebenso Zeitgeist wie die transparentere Gestaltung der Spielerei, "die nicht alle mögen", verweist der Garteningenieur auf die Nischen-Fans. Die Umgestaltung der Spielerei habe ihn viele Nerven gekostet mit "sieben Jahren Hin und Her". Erst sollte sie zur Grünfläche mit großer Streichelwiese werden. Dagegen protestierten die Bürger, wollten die Spielerei erhalten. Die Politik hatte ein Einsehen. Noch nervenaufreibender aber sei in seinen 36 Flora-Jahren der Bau der Brücke über die Ems am Ratsgymnasium als Teil des Emsradweges gewesen. Geppert erzählt von den Problemen, die Rundung des Geländers hinzukriegen. Und er berichtet von einem Rechtsstreit, "der bis heute nicht beigelegt ist". Geppert nennt Forderungen der Baufirma in sechsstelliger Höhe. Unerfüllt ist ein Wunsch des Garteningenieurs. Er wollte immer den Rosen- und den Schlossgarten verbinden. Getrennt sind sie durch die Park- und die Tennisplätze des Clubs "Am Schloss Rheda". Für den 65-Jährigen sind die eine Bruchkante im Park. Dabei sei vor elf Jahren im Zuge des Parkumbaus angedacht gewesen, den Schlossgarten, der einst bis zum Krökelteich reichte, mit dem Rosengarten wieder zu einem Ensemble zu machen. Heute sei das kein Thema mehr, bedauert Geppert. Ein Projekt liegt auf Eis Auch die Vollendung des "Perspektivwechsels Erlenbruchwald" am Rundgang über Steinweg, durch Schlosspark und -wiesen fällt nicht in die Dienstzeit des 65-Jährigen. Angedacht seien dort ein Dutzend Maßnahmen von Erlebnissen im und am Wasser über interaktive Infotafeln bis zum Aussichtsturm zur Vogelbeobachtung. "Dieses Projekt liegt leider auf Eis." Umgesetzt wurden aber viele Vorhaben für alle, die "Freizeit in grüner Einbettung" wünschen. In den 1990er Jahren warb die Flora mit ihrem "Natur- und Erholungspark". Später hieß es "Sie haben die Freizeit, wir den Park", nennt der 65-Jährige einen Trend. Mit der 3 Millionen Euro teuren Modernisierung der Grünanlage wurde in den vergangenen zehn Jahren die "Freizeit massiv ausgebaut". Die Schaukelparade und der Motorik-Trail an der Mittelhegge entstanden, der Skaterpark und das Beachvolleyball-Feld wurden gebaut, der Rutsch-Turm am Emssee wurde errichtet. Dabei sieht Geppert, der gerne Dänemark bereist, beispielsweise mit dem Naturschutzgebiet Erlenbruchwald ein großes Potenzial, um "ökologische Themen zu forcieren". Das wäre zeitgemäß, meint er. Aktuell biete die Flora mit Blühwiesen für Insekten und dem "Tag der Ökologie" aber nur einen Bruchteil dessen, was möglich wäre. Er nennt grüne Klassenzimmer, die es schon mal gab, aber auch Lehrpfade sowie Workshops für alle Altersgruppen. Eine Bank für den privaten Garten aufgearbeitet "Die Sensibilisierung für die Umwelt ist unser muskelschwaches Standbein", sagt der 65-Jährige. Doch seien der Flora-Aufsichtsrat und damit die Politik noch nicht dafür zu haben, "den Natur- und Ökobereich nach oben zu bringen". Für Personal und andere Parkkosten würde etwa ein Drittel des Flora-Etats aufgewendet. Oft aber werde der Park "nur als Mittel zum Zweck angesehen, als grünes Bett auf dem wir gerne ruhen". Darum sei es immer sein Bestreben gewesen, die Verantwortlichen für den Park zu sensibilisieren. Viel hat Geppert am Schreibtisch erledigt. Gerne war er im Park unterwegs. Das waren Arbeits-, nicht Spaziergänge, betont der 65-Jährige. Stets sei ihm etwas aufgefallen, das es zu erledigen galt: Vandalismusschäden, Graffitis, Moosbewuchs auf Brücken oder Anregungen von Parkbesuchern. Sein Lieblingsplatz im Gelände ist die Emsaue, die seit 1988 mit ihren 2.500 Quadratmeter großen Staudenbeeten nahezu unverändert ist. Geppert schätzt die Ruhe und genießt die Schönheit, "wenn in der Blühphase von Hahnenfuß, Kuckucksnelke und Wiesenschaumkraut die Morgensonne auf die Wiese scheint - das ist wohltuend für die Seele". Eine der alten Bänke, die dort früher standen, hat Geppert für seinen privaten Garten aufgearbeitet. Dort kann er sich nun bequem zur Ruhe setzen. Aber wohl nicht lange. Denn der Garteningenieur kann sich durchaus vorstellen, weiterhin aktiv zu sein. Dann aber ehrenamtlich in einem der Bielefelder Vereine, die sich für mehr Grün in der Stadt engagieren.

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