Rheda-Wiedenbrücker protestieren mit Film gegen Lückenschluss des Südrings

Rheda-Wiedenbrück. Nur Vogelgezwitscher ist zu hören, Dunst steigt im Sonnenaufgang von der Ems hoch - das ist die Idylle, die der Film "Südring Schluss!" zeigt. Und diese Idylle sehen die Macher des Videos bedroht, durch den seit über 30 Jahren geplanten Schluss des Südrings. Der wird nun wieder aktuell, weil es einerseits einen Bürgerantrag für das Bauprojekt gibt und andererseits der Erörterungstermin der Bezirksregierung ansteht. Der Film zeigt den geplanten Verlauf der 1,2 Kilometer langen und 15 Meter breiten Trasse, die mit einem "gigantischen Brückenbauwerk über die Ems" verläuft. Die Rede ist von Lärmschutzwänden, die mit bis zu vier Metern Höhe die Straße säumen werden, die nur wenige Meter an der Brüder-Grimm-Schule vorbeiführen soll. "Erwartet werden hier bis zu 10.000 Autoverkehre täglich." Was das für Familie Kaiserforst bedeuten würde, zeigt das Video. "Brutale Deformierung des vertrauten Landschaftsbildes" Zwar erspare der Lückenschluss der Mutter, die in Rietberg arbeitet bei ihrem Weg zur Arbeit fünf Minuten. Ihre Söhne indes müssten wegen "des tiefen Verkehrsgrabens" mit dem Elterntaxi zu Kita und Grundschule gebracht werden, auch nachmittags zum Rugbytraining ins Sportzentrum Burg. Und nicht nur das nennen die Filmemacher. Sie fürchten "eine brutale Deformierung des vertrauten Landschaftsbildes". Sie wollen mit dem "überspitzten und überzeichneten" Film aufrütteln, spricht Willi Repke bei der Filmvorstellung davon, dass zehn Hektar Natur in Straße, Asphalt und Beton verwandelt würden,dass "dieses ruhige Stück Natur, die Einstiegspforte in das Naherholungsgebiet Stadtholz" unwiderruflich zerstört würde. Für den Bündnisgrünen wäre der Südringschluss eine Straße, die "wir in dieser Dimension in 20 Jahren nicht mehr brauchen". Denn der Verkehr werde dann anders aussehen. Der Vertrieb lokaler und regionaler Produkte steige, mehr Menschen arbeiteten im Homeoffice, autonomes Fahren werde kommen, Naherholung vor den Toren der Stadt werde enorm wichtig. Der Lückenschluss des Südrings sei "eine Idee von vorgestern, angewendet auf die Herausforderungen von übermorgen". Flächenversiegelung im Hochwassergebiet hätte "verheerende Folgen" Eine leichte Entlastung der Wasserstraße vom Autoverkehr werde der Südringschluss wohl bringen, räumt Wolfgang Tietz ein, Sprecher der Lokalen Agenda 21. "Aber eine Ampel an der Beckumer Straße hätte einen größeren Effekt." Unfug sei es, davon auszugehen, dass es durch den Ringschluss auf dem Nordring weniger Verkehr gebe, so wie im Bürgerantrag formuliert. "Es gibt eher eine Zunahme", meint Tietz, dass Straßenbau den Verkehr fördere. Er verweist auf einen weiteren Aspekt: die Flächenversiegelung, die in einem Hochwassergebiet "verheerende Folgen" habe, "wie wir alle jetzt gesehen haben". Tietz betont, dass das Bürgerforum sich eigentlich politisch neutral verhalte, "aber was kompletter Bullshit ist, muss auch so benannt werden." Der Agenda-Sprecher zeigt sich entsetzt. "dass eine alte Planung mit dem Wissen unserer Zeit durchzusetzen versucht wird". Rational betrachtet sei das eine Millionen-Investition, die nur Nachteile bringe. "Das wäre städtebaulicher Wahnsinn" Auch wenn die bisherige Arbeit an der Planung für den Südring-Schluss viel Zeit und Geld gekostet habe, "ist es nicht zu spät, den Plan zu ändern", sagt Heinz Papenfort. Schließlich gebe es bereits eine vierspurige Straße, meint er die B55. "Man muss nur die Wege dorthin verbessern." Geändert hat die SPD ihre Haltung zu dem Bauvorhaben. War sie zunächst jahrelang dafür, so positioniert sie sich nach der Kommunalwahl 2020 nun gegen den Südringschluss. Der Grund: Die veraltete Planung werde nicht mehr den heutigen Umweltanforderungen gerecht. Zudem, so Marco Sänger, bei der Protestaktion, "stand hier bei Beginn der Planung nur eine Handvoll Häuser, heute aber sind wir hier mitten in der Stadt". Kein Stadtplaner würde mit einer Straße im Maximalausbau solch ein Gebiet durchschneiden. "Das wäre städtebaulicher Wahnsinn." Für Sonja von Zons, Offene Liste, ist klar, dass "wir wegmüssen von einer rückwärtsgewandten Politik". Alle Positionen, die nun in den Haushaltsberatungen für den Südringschluss stünden, sollten gestrichen werden. Erfreut ist Bernhard Heimann, Vorsitzender der Bürgerinitiative Südring, über die neue Gruppierung, die zu dem Protest aufgerufen hat, um "unsere Arbeit gegen das Bauvorhaben fortzusetzen".

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