Fachmarkt oder Wohnbebauung? Politik in Rheda-Wiedenbrück ist uneinig

Rheda-Wiedenbrück. Rund 1.200 Stimmen hatte der Verein MOVE im Wahlkampf über eine Online-Petition gegen die Ansiedlung eines Fachmarktzentrums in der Kolpingstraße in Rheda mobilisiert und sich stattdessen für eine Wohnbebauung stark gemacht. Im Ausschuss für Bauen und Stadtentwicklung vergangene Woche und in der Ratssitzung am Montag stand dieser Fall auf der Tagesordnung. Nach eingehender Diskussion im Ausschuss wurde das Thema vertagt; auch im Rat wurde es zunächst nicht weiter erörtert. Im Januar sollen weitere Gespräche mit dem Investor Procom aus Hamburg geführt werden. Ferner kündigt die Stadt einen überarbeiteten Sachstandsbericht an. SPD richtet Fragenkatalog an die Verwaltung Im Oktober hatte die FWG den Antrag gestellt, das Bauleitverfahren Kolpingstraße zu beenden, stattdessen die Planung für Wohnbebauung, Büros und Dienstleistungen voranzutreiben und sich damit der Forderung von MOVE angeschlossen. 30 Prozent der Wohnbebauung sollten Sozialwohnungen sein, so die FWG. Die Realisierung eines Großmarkts schade der Entwicklung des Stadtzentrums Rheda mehr als es nutze, schrieb deren Fraktionschef Dirk Kamin am 18. Oktober an den Bürgermeister. Erst Anfang Oktober hatte Procom-Invest die Ansichten für das Viertel präsentiert. Der Kölner Architekt Hanspeter Kottmair hatte diesen Realisierungswettbewerb gewonnen. Einen Tag vor dem Bauausschuss richtete die SPD dann einen Fragenkatalog an die Verwaltung. Im Kern zielten die Fragen darauf, ob und wie das Bauleitverfahren noch gestoppt werden könnte und mit welchen Konsequenzen. Nach Darstellung der Stadt könne dazu der neu gewählte Stadtrat frei entscheiden. Auch habe der Investor nicht die Möglichkeit, das eingeleitete Bauleitverfahren gerichtlich durchzusetzen oder Regressansprüche an die Stadt oder an die Ratsmitglieder zu stellen. Rewe und Rossmann sollen Hauptmieter des Fachmarktzentrums werden Hauptmieter des Fachmarktzentrums sollen laut Verwaltung Rewe und Rossmann werden. Diese Mietverträge sind fest. Darüber hinaus seien Woolworth für das Kleinkaufhaus sowie Ernstings Family für den Textilmarkt im Gespräch mit dem Investor. Damit hätte die Umsiedlung dieser Filialisten aus der Innenstadt Rhedas in die Kolpingstraße eine direkte Auswirkung für Rhedas Fußgängerzone. Der Investor aus Hamburg hatte Ende Juli seine Analyse zu den Marktchancen erneuert und dabei im Wesentlichen die Ergebnisse einer ersten Studie von 2019 bestätigt. Er sieht nach wie vor Chancen für einen Supermarkt und plant nur in Teilen eine Wohnbebauung. Sämtliche Fraktionen im Ausschuss meldeten sich zu Wort. &bdquo;Wir haben immer für gut befunden, was der Investor an Plänen vorgelegt hat. Wir sollten ein zuverlässiger Partner bleiben", verlangte Peter Heinz Woste (CDU). Thomas Theilmeier-Aldehoff (MOVE), inzwischen Ausschussvorsitzender, merkte an, dass das Thema Stellplätze bislang nicht gelöst sei. Ferner sei das angedachte Wegesystem vom geplanten Einkaufszentrum in die Innenstadt über das Grundstück der Kirchengemeinde nicht mehr in der geplanten Form realisierbar. "Noch einmal darüber nachdenken und tiefer in Materie einsteigen" Zu schnell mochte sich auch Uwe Henkenjohann (CDU) nicht von der ursprünglichen Idee lösen. Das Bauleitverfahren laufe seit drei Jahren. Das Einkaufszentrum habe maßgebliche Auswirkungen auf den Einzelhandel und auf die Innenstadt von Rheda. Henkenjohanns Bitte: &bdquo;Noch einmal darüber nachdenken und tiefer in die Materie einsteigen." Der durchgeführte Wettbewerb habe Kosten verursacht und sei insgesamt gelobt worden. Henkenjohann: &bdquo;Wenn man es ernst meint, muss man dem Investor die Gelegenheit geben, sich zu äußern." Man brauche Wohnraum nötiger als einen Discounter, fand hingegen Alwin Wedler (B90/Die Grünen) und warf ein, die Industriebrache biete dafür Potenzial. Marco Sänger (SPD) beantragte schließlich eine Sitzungsunterbrechung, um das weitere Vorgehen abzustimmen. Investor und die Politik sind aufeinander angewiesen Thomas Mader (CDU) schlug vor, gemeinsam in den konstruktiven Dialog zu treten, Ziele zu definieren und dann eine Rangfolge für die beste, die zweit- und drittbeste Lösung zu erarbeiten. &bdquo;Wir sollten nicht einfach aus dem Verfahren aussteigen", befürchtet der Fraktionschef, dadurch möglicherweise den Investor zu verprellen. &bdquo;Wir brauchen den Investor", stimmte an dieser Stelle Patrick Büker (FDP) zu. Weil die Hamburger die Industriebrache vor einiger Zeit erworben haben, sind Investor und Politik aufeinander angewiesen. &bdquo;Was wird der Investor mit dem Grundstück machen, wenn wir das Bauleitverfahren stoppen?", hatte Peter Heinz Woste gefragt. Auf Nachfrage sagte auch der Bürgermeister, dass das Gespräch im Januar auf jeden Fall abgewartet werden müsse. Es bestehe die Gefahr, dass die Hamburger das Thema aussitzen könnten. Dann könnte die Industriebrache dort noch länger bestehen.

Meistgelesen