Gewerbegebiet Aurea an der A2 könnte noch wachsen

Rheda-Wiedenbrück. Für die Stadtverwaltung ist die "Weiterentwicklung Aurea 2.0" ein Prüfauftrag. Für die Bündnisgrünen geht die Entscheidung, die nun im Stadtrat gefällt wurde, schon jetzt viel weiter. "Es geht um die räumliche Erweiterung", sagte Volker Brüggenjürgen. Nahezu abgeschlossen ist die Vermarktung der Grundstücke in dem kommunalen Gewerbegebiet. Übrig sei eine Fläche von 85.000 Quadratmetern, heißt es auf Nachfrage aus dem Rathaus. An der sei ein Unternehmen interessiert. "Es gehört weder zur Logistik- noch nur Lebensmittelbranche", informiert Wirtschaftsförderin Nikola Weber. 4,5 Millionen Euro Überschuss Früher als erwartet werde die Aurea GmbH mit dem Grundstücksverkauf ihren Gesellschaftszweck erfüllt haben. Mit dem Ende der Geschäftstätigkeit werde ein Überschuss erwartet, der für die Wirtschaftsförderung verwendet werden soll. Weber rechnet mit rund 4,5 Millionen Euro. Über die konkrete Verwendung entscheiden die Gesellschafter nach den Beschlüssen der Stadträte von Herzebrock-Clarholz, Oelde und Rheda-Wiedenbrück, die an der Aurea beteiligt sind. Während sich "die Stadt Oelde schwer mit einer Weiterentwicklung auf ihrem Gebiet tut", so Bürgermeister Theo Mettenborg, sieht das für Rheda-Wiedenbrück anders aus. Der Aurea seien regionalplanerisch bereits Ergänzungsflächen zugewiesen worden. Sie sollen dem Gewerbegebiet zur Fortsetzung der interkommunalen Zusammenarbeit zugewiesen werden. Ein Areal liegt südlich der A2, zwei weitere sind östlich und nördlich des Autohofs an der Straße Marburg. "Ausgewiesen werden rund 50 Hektar potenzielle Erweiterungsfläche", so Weber. Räte "werden später noch beteiligt" Der Aufsichtsrat der Aurea habe sich bei einer Enthaltung bereits einstimmig dafür ausgesprochen, die Geschäftsführung mit einem erweiterten räumlichen Prüfauftrag für eine Fortführung der Gesellschaft zu beauftragen, so die Verwaltung. Geklärt werden sollen haushaltswirtschaftliche, planerische, rechtliche sowie strategische Fragen. Nun werden die Räte gebeten, gleichlautende Beschlüsse zu fassen. Sorgen müssten sich die Kommunalparlamentarier nicht, so der Bürgermeister. "Sie werden auch später noch beteiligt." Das heißt: Bevor über den Kauf der zugewiesenen Ergänzungsflächen oder anderer Areale entschieden werde, würden die ausgehandelten Kaufoptionen mit einem Wirtschaftsplan den Stadträten vorgelegt. Die würden abschließend entscheiden, so die Verwaltungsvorlage. Ansiedlung von Amazon hatte für Unmut gesorgt Bei der aktuellen Abstimmung im Rat gehe es lediglich um eine Bewertung, "ob die Flächen als zukunftsfähig angedacht werden können", so der Bürgermeister. Während die Mehrheit der Ratsmitglieder dem Verwaltungsvorschlag zustimmte, waren die Bündnisgrünen nicht einverstanden, dass "ohne allgemeine öffentliche Aussprache Beschlüsse wie dieser von der örtlichen Politik auf den Weg gebracht werden sollen". Die Umweltpolitiker fragen, in welche Richtung die Weiterentwicklung gehen soll, welche Wachstums- und Entwicklungslogik der Überprüfung zugrunde liege, was Wachstum, Flächenverbrauch und Forcierung des Wettbewerbsdrucks und Arbeitskräfte bedeuten. Zu den ungeklärten Fragen käme, dass die Räte keinerlei Einflussmöglichkeiten auf "das formal-juristische Konstrukt Aurea GmbH" hätten. Als Beispiel verweisen sie auf die Ansiedlung von Amazon, die in der Politik für Unmut gesorgt hatte, weil sie davon überrascht wurde. 80 Hektar in gut zehn Jahren versiegelt 2017 hatte die Aurea GmbH ein 15 Hektar großes Grundstück an den britisch-amerikanischen Projektentwickler IDI Gazeley verkauft, der für rund 200 Millionen Euro ein Logistikzentrum baut und an Amazon vermietet. Der Online-Händler sucht dafür derzeit rund 1.000 Mitarbeiter und will spätestens zum Weihnachtsgeschäft den Betrieb aufnehmen. Die Amazon-Ansiedlung hat Auswirkungen auf die Infrastruktur der Kommunen, beispielsweise auf den Wohnungsmarkt, Kitas und Schulen. Die Bündnisgrünen lehnen eine Weiterentwicklung der Aurea "mal eben einfach so ab. Denn es handelte sich um Maßgaben, die für die weitere Stadtentwicklung, für die nächsten Jahrzehnte von Bedeutung seien. Die Aurea habe jetzt ihren Auftrag erfüllt. 80 Hektar - umgerechnet 120 Fußballfelder - seien in gut zehn Jahren zugebaut und versiegelt worden. Weitere 50 Hektar wären wohl ebenfalls in fünf Jahren vermarktet und bebaut. Nachhaltige und integrierte Stadt-Umland-Entwicklung sehe anders aus. "Den Weg des schlichten politischen ,Weiter so' halten wir für falsch."

Meistgelesen