Wirtschaft

China verhängt Importsperre für Tönnies-Fleisch

Laut Unternehmen bemängeln die Chinesen vier technische Punkte der Produktionsschritte

Schweinefleisch, das derzeit nicht nach China darf: Ein Mitarbeiter des Fleischunternehmens Tönnies arbeitet im Schlachthaus in Rheda-Wiedenbrück. | © picture alliance / dpa

Andrea Frühauf
15.02.2017 | 22.06.2022, 12:26

Rheda-Wiedenbrück. Deutschlands größter Fleischkonzern Tönnies aus Rheda-Wiedenbrück steht überraschend vor geschlossenen Grenzen. Chinesische Behörden haben den Schlacht- und Zerlegebetrieben der Unternehmensgruppe ein Einfuhrverbot erteilt. Damit darf Tönnies zumindest aus Deutschland vorerst kein Schweinefleisch mehr nach China exportieren.

Betroffen sind seit vergangener Woche die Standorte Rheda-Wiedenbrück und Weißenfels. Die dänischen Standorte bleiben davon unberührt. Für das deutsche Werk in Sögel habe Tönnies ohnehin keine Zulassung für den China-Export gehabt, so Unternehmenssprecher André Vielstädte.

Über die wahren Gründe wird noch gerätselt. Den Angaben zufolge beanstandeten chinesische Behörden bei einer der regelmäßigen technischen Überprüfungen vier von mehreren tausend Arbeitsprozessen. Dies berechtige nicht zu einem kompletten Einfuhrverbot, wundert man sich bei Tönnies.

"Arbeitsplätze sind nicht bedroht"

„Wir sind im engen Gespräch mit den chinesischen Behörden und sind daher auch zuversichtlich, dass die Sperre schnellstmöglich aufgehoben wird", so Vielstädte. Ob dies bereits in ein paar Tagen oder Wochen der Fall sein könnte, blieb offen. „Arbeitsplätze sind nicht bedroht."

Das Reich der Mitte ist für Tönnies ein „wichtiger Markt". Die Absatzmenge nennt Tönnies nicht. Zum „Chen"-Geschäft, wie Konzernchef Clemens Tönnies es mal verniedlichend nannte, gehören vor allem die in Deutschland verschmähten Ohren, Schwänze, Köpfe, Knorpel und Innereien von Schweinen.

Die Importsperre trifft auch die Goldschmaus-Gruppe in Garrel. Böseler Goldschmaus zählt hierzulande nach eigenen Angaben zu den Top Ten der Schweineschlachthöfe. Pro Jahr werden in Garrel 1,6 Millionen Schweine geschlachtet und verarbeitet. Das Einfuhrverbot gelte ebenfalls seit vergangener Woche.

Bereits seit 2009 exportiert Goldschmaus Körperteile von Schweinen nach China. Von einem Importverbot in China war das niedersächsische Unternehmen zuvor nie betroffen. „Das ist schon verwunderlich", so Unternehmenssprecher Gerald Otto. Goldschmaus sei mit chinesischen Behörden im Gespräch.

Kommentar

Protektionismus

Im alten Pekinger Viertel servieren viele buddhistische Restaurants nur vegetarische Kost, allerdings sind sie in der großen Minderheit. Noch sehen die meisten Chinesen Fleisch als Zeichen von Wohlstand. Fast ein Drittel allen Fleisches wird in China verzehrt. Umso verwunderlicher ist der plötzlich verhängte Importstopp für die deutschen Schweinefleischerzeuger Tönnies und Goldschmaus.

Es ist kaum vorstellbar, dass das Einfuhrverbot damit zusammenhängt, dass Chinas Führung den exzessiven Pro-Kopf-Fleischkonsum mehr als halbieren will, weil fast jeder dritte Diabetiker ein Chinese ist. Vielmehr liegt der Verdacht nahe, dass das Importverbot von protektionistischem Interesse geleitet ist.

Die Deutsche Botschaft in Peking erhält vermehrt Beschwerden von deutschen Unternehmen über neue Marktbarrieren. China ist inzwischen selbst ein großer Fleischproduzent und will seinen heimischen Unternehmen vermutlich Vorteile verschaffen.

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