Unternehmen Tönnies aus dem Kreis Gütersloh will Millionen für mehr Tierwohl investieren

Rheda-Wiedenbrück. Einen &bdquo;Meilenstein“ nennt Tönnies Lebensmittel seine neuen Pläne. Der Schlachtkonzern mit Hauptsitz in Rheda-Wiedenbrück im Kreis Gütersloh will Millionen ins Tierwohl investieren. Geplant ist ein Bonussystem für Tiergesundheit, eine Ausweitung der Ringelschwanz-Prämie und eine Anpassung der sogenannten Schlachtmaske, mit deren Hilfe der Preis bestimmt wird. &bdquo;Beim Thema Tierhaltung bewegen wir uns immer im Spannungsfeld zwischen den Erwartungen der Konsumenten, politischen Regelungen und der Realität in den landwirtschaftlichen Betrieben“, beschreibt Franziska Elmerhaus von Tönnies die Herausforderung. &bdquo;Trotzdem hängen wir das Thema sehr hoch und wollen mit den drei Maßnahmen neue Impulse geben und Landwirte auf dem Weg zu noch mehr Tierwohl weiter unterstützen.“ Ab Dezember will Tönnies Landwirten für jedes Schwein, das gesund angeliefert wird und auch bei der amtlichen Fleischbeschau ohne gesundheitlichen Befund ist, einen Bonus in Höhe von 0,5 Cent pro Kilogramm zahlen. Bei einem durchschnittlichen Schlachtgewicht von 100 Kilogramm entspricht das 50 Cent pro Tier. &bdquo;Derzeit erfüllen über 80 Prozent der Schweine, die bei uns angeliefert werden, dieses Kriterium“, erklärt Elmerhaus. Bei über 13 Millionen Schweinen, die an den Tönnies-Standorten in Deutschland jährlich geschlachtet werden, entspricht das einer Investition in Höhe von mehr als fünf Millionen Euro. Lesen Sie auch: Drei Söhne, ein Hof – so löst ein Landwirt aus Bad Oeynhausen das Nachfolge-Dilemma Abzüge bei mangelhafter Tiergesundheit &bdquo;Im Grunde bekommen die Landwirte diesen Bonus ohne einen Mehraufwand, wenn sie bisher gute Arbeit geleistet haben und weiterhin gesunde Tiere liefern“, sagt Elmerhaus. &bdquo;Aber es soll ein Anreiz sein, die Tiergesundheit noch genauer zu nehmen und eine kleine Erkältung nicht zu einer chronischen Bronchitis werden zu lassen.“ Denn in dem Fall müssen Landwirte ab Februar 2026 auch mit einem Malus von einem Cent pro Kilogramm Schlachtgewicht rechnen. &bdquo;Bisher betrifft das jedoch nur einen niedrigen einstelligen Prozentsatz der angelieferten Tiere“, betont die Tönnies-Mitarbeiterin aus der Stabstelle Landwirtschaft. Als zweite Maßnahme wird Tönnies im Februar 2026 die sogenannte Ringelschwanz-Prämie auf die Haltungsform 2 ausweiten. Sie gilt seit Anfang des Jahres schon für die Haltungsform 3 und hat den Konzern bisher einen hohen sechsstelligen Betrag gekostet. Das Kriterium: Schweine müssen mit einem nicht kupierten, also nicht absichtlich gekürzten, und intakten Ringelschwanz angeliefert werden. Das treffe in der Haltungsform 3 aktuell auf etwa 15 Prozent zu. Gesunder Ringelschwanz als Gesundheits-Indikator Ein gesunder Ringelschwanz ist in der Nutztierhaltung nicht die Regel, dient aber als Indikator für Tiergesundheit und ist deswegen immer wieder Gegenstand von Debatten. &bdquo;Wir honorieren damit gutes Stallmanagement, wollen den Landwirten aber auch Impulse und Anreize geben, ihr Stallmanagement zu überprüfen und die Tiergesundheit ganzheitlich zu betrachten“, erklärt Elmerhaus. Lesen Sie auch: Mega-Deal genehmigt: Familienunternehmen im Kreis Gütersloh wird übernommen Als dritten Schritt will Tönnies zum Jahreswechsel die Schlachtmaske anpassen. Mit deren Hilfe wird der Preis für Schlachtkörper anhand mehrerer Kriterien bestimmt. Ziel sei eine bessere Marktanpassung und mehr Transparenz. So soll beispielsweise der züchterische Fortschritt beim Magerfleisch honoriert werden, aber auch eine noch stärkere Ausrichtung aufs Tierwohl gewährleistet sein. Tönnies betont, dass der Konzern die Schritte aus eigenem Interesse gehe und der Handel nichts dazuzahle, obwohl dieser auch vom Kampf um höhere Haltungsklassen betroffen sei. Auch einige Einzelhändler haben inzwischen Programme gestartet, um Tierwohl und Tiergesundheit zu fördern. Landwirtschaftliche Kreise begrüßen diese Art des Engagements, es sei der einzige Weg, voranzukommen, wenn politische Unterstützung nicht ankommt. Denn dass sich die Branche auf den Weg machen muss, sei unausweichlich.

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