WG im Kreis Gütersloh baut Hanfplantage neben Kita - und terrorisiert Nachbarn

Harsewinkel. Am Tecklenburger Weg sorgt ein von zehn Bewohnern genutztes Einfamilienhaus für Missmut in der Nachbarschaft. Das Problem bestehe seit Jahren, sagen die Nachbarn. Kritisiert werden in erster Linie die Lärmbelästigungen am Abend und in der Nacht. Es sollen dort Drogen konsumiert werden, sagen die Anwohner. Die örtliche Polizei wurde schon mehrfach um Hilfe gebeten, allein 15 Mal während der letzten acht Wochen. Die Ortsbesuche der Beamten verschafften aber nur kurzzeitige und vorübergehende Verbesserungen. Jetzt hat ein Nachbar die Initiative ergriffen und einen Beschwerdebrief aufgesetzt. Der soll in dieser Woche an Bürgermeisterin Sabine Amsbeck-Dopheide überreicht werden. 62 Mitbetroffene haben unterschrieben. Lesen Sie auch: 61-Jähriger soll in Gütersloh Nachbarn getötet haben – Todesursache steht jetzt fest Der Brief, den ein erst kürzlich zugezogener Anwohner verfasst hat, dessen Name der Redaktion bekannt ist, beschreibt die Vorgänge: Er kritisiert darin die passive Haltung des städtischen Ordnungsamtes. Man lasse die Anwohner förmlich im Stich. Mitarbeiter des Ordnungsamtes hätten geraten, einfach täglich die Polizei zu rufen. Man könne weiter nichts machen, weil verschiedene Personen dort leben würden, haben Vertreter des Ordnungsamtes den Anwohnern mitgeteilt. Bei denen hat sich viel Frust aufgestaut. Sie sprechen von einem &bdquo;Versagen der Stadt“. Hanfpflanzen zu nah am Kindergarten - eigentlich Einige der geschilderten Beobachtungen haben es in sich. So sollen die WG-Bewohner nicht nur nächtlichen Lärm verursachen. Vielmehr gedeihen im Garten des Hauses Hanfpflanzen, was nach dem recht neuen Gesetz der Ampel-Regierung im Abstand von 200 Metern zu Kindertagesstätten und Schulen nicht gestattet ist. Der Garten des Hauses grenzt direkt an die Spielfläche der Paulus-Kita. Doch bei der Beurteilung dieser Nachbarschaftsbeziehung tun sich geografische und postalische Welten auf. &bdquo;Die Stadt argumentiert, der postalische Abstand sei maßgebend für die Berechnung des gesetzlich geforderten Abstands“, erklären die Nachbarn. Nicht nur Bewohner des besagten Hauses sorgten für Lärm. Täglich seien dort zudem Besucher anzutreffen. &bdquo;Als Drogenumschlagplatz ist das Haus schon lange bekannt“, sagt der Nachbar unverblümt. Mit der Polizei habe er abgesprochen, dass er ein Lärmprotokoll erstellt. Die Bilanz des letzten Monats liegt jetzt vor, die hat er der Sammelbeschwerde angehangen. Innerhalb von vier Wochen sei es danach zu mindestens 13 starken Lärmbelästigungen in der Zeit nach 22 Uhr gekommen. &bdquo;Bei so vielen verschiedenen Männern, die dort nachts betrunken rumschreien, streiten und Drogen nehmen, fühle ich mich nicht mehr sicher, um noch vor die Haustür zu gehen“, sagt der Mann. Vandalismus und Bedrohungen in Harsewinkler Nachbarschaft An einem anderen Tag soll einer seiner Leidensgenossen, der sich durch Zuruf über die laute Musik beschwert hatte, von einer offensichtlich betrunkenen Person beleidigt worden sein. Nachdem die Polizei angerückt war, um die Personalien aufzunehmen, soll der Betrunkene die Reifen eines Anhängers des Nachbarn zerstochen haben. &bdquo;Die Polizei konnte nichts tun, da keine Beweise vorliegen“, erklärt der Beschwerdeführer resigniert. Die Berichte reichen von zerstörten Schieferplatten an den eigenen Häusern über schlimme Bedrohungen. Anrufe beim Hauseigentümer, der die Immobilie vermietet hat, würden mit Bedrohungen beantwortet. Lesen Sie auch: Nachbarschaftsstreit im Kreis Gütersloh eskaliert - Gericht verurteilt Ex-Anwalt Einige der krassesten Ereignisse sind in dem Lärmprotokoll näher beschrieben: So soll am 26. Juni eine Frau völlig nackt auf dem Bürgersteig vor dem Haus gelegen haben. Die Frau habe offensichtlich Drogen konsumiert, sei nicht ansprechbar gewesen und habe am ganzen Körper gezittert. Nach einem Polizeieinsatz sei die Person von einem her gerufenen Krankenwagen versorgt worden, so der Nachbar. Eine Kernaussage der städtischen Verwaltung sei, dass man wenig machen könne, erklärt der Beschwerdeführer. Besuche des Ordnungsamts würden wenig einbringen. Sobald das Ordnungsamt an der Adresse erscheine, werde neuerdings die Musik runtergedreht. Die Nachbarn vermuten, dass die Störenfriede eine Art Warnsystem nutzten. WG muss sich Strom von den Nachbarn leihen &bdquo;Es stellt sich die Frage, ob zehn Personen überhaupt in dem Haus wohnen dürften“, sagt der Beschwerdeführer. Zehn Namen stehen auf der Türklingel. &bdquo;Ist es legal, dass sich zehn Personen in so ein Haus quetschen?“, fragt er. Es handele sich in diesem Fall um eine &bdquo;Wohngemeinschaft“, die laut des 2023 beschlossenen Bebauungsplans in diesem Gebiet gar nicht gestattet seien. Das hat der Anwohner anhand des städtischen Ratsinfo-Systems herausgefunden. Mittlerweile ist den Bewohnern vom Versorger auch der Strom abgeklemmt worden. Mit Stromleihen aus der Nachbarschaft hält sich die WG derzeit energietechnisch über Wasser. Auch den greifbarsten aller Vorwürfe scheint die Stadtverwaltung gelassen hinzunehmen. Im Garten des Hauses wird Hanf angebaut. Und nicht nur das. Das Cannabis werde dort auch konsumiert, sagen die Nachbarn. Die Erzieherinnen der angrenzenden Kita hätten davon berichtet, wie Rauchschwaden in den angrenzenden Spielgarten der Kita herübergezogen seien. Lesen Sie auch: Paar im Kreis Gütersloh will Cannabis anbauen – Vermieter stellt riesige Fläche zur Verfügung Die Stadt argumentiert wie geschildert: Weil die gesetzliche Mindestentfernung für den Konsum und den Anbau &bdquo;von-Haustür-zu Haustür“ gemessen werde, also über den Straßenumweg, fehle ihr die Handlungsmöglichkeit“.

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