
Harsewinkel. Es war ein ganz normaler Antrag, wie es ihn im politischen Tagesgeschäft von Harsewinkel hundertfach gibt. Mit einem Thema, das bei vielen womöglich ein Schmunzeln auslöst, das ansonsten aber nicht besonders wichtig ist. Und er ging bereits im April im Rathaus ein.
Doch seit einigen Tagen erfährt der Vorschlag der SPD, an der Fußgängerampel im Marienfelder Ortskern an der Bielefelder Straße auf Höhe des Waldschlößchens das übliche Ampelmännchen durch rot und grün leuchtende Mönche zu ersetzen, ungewöhnlich viel Aufmerksamkeit.
Fernsehen, Radio, überregionale Medien – sie alle haben bereits über die Marienfelder Ampel-Diskussion berichtet. „Dass das solche Kreise zieht, hat mich auch überrascht“, sagt Mitinitiator Michael Wagner gut gelaunt im NW-Gespräch.
Mönch für die Fußgängerampel als „krönender Abschluss“?
Der Marienfelder SPD-Politiker und seine Fraktionskollegin Caroline Hanemann haben sich in den vergangenen Tagen zu wahren Medienprofis gemausert. Zwei Fernsehinterviews haben sie bereits in Sachen Mönchs-Ampeln gegeben – einmal für die OWL-Lokalzeit im WDR und einmal für die Film- und Fernsehproduktionsfirma Blup aus Kassel, die ihre Beiträge unter anderem an das ZDF oder Sat.1 verkauft.
„Und letzten Sonntag hat mich das Domradio aus Köln auch noch interviewt“, erzählt Michael Wagner. Auch die Kirchenzeitung „Kirche + Leben“ aus Münster habe sich bereits gemeldet.
„Ich finde es gar nicht so schlecht, dass das Thema erst jetzt richtig aufploppt, da kann das Ganze im Sommerloch noch einmal richtig heißlaufen“, sagt der 64-Jährige und verweist darauf, dass er im September nach 16 Jahren als Ratsherr mit der Kommunalpolitik aufhören wird: „Für mich wäre das der krönende Abschluss, wenn wir einen schicken Mönch für die Fußgängerampel bekommen.“
Landesbetrieb Straßen NRW lehnt das Anliegen ab
Doch ob es überhaupt so weit kommt, ist offen, denn der Landesbetrieb Straßen NRW als zuständige Behörde sieht hierfür bis dato keinen Spielraum – so ist es zumindest einer Stellungnahme der Pressestelle der in Bielefeld ansässigen Regionalniederlassung OWL zu entnehmen.
Das Ganze nahm seinen Lauf, als die SPD nach Monaten, in denen ihr Antrag vom April in keiner Sitzungsvorlage auftauchte, die Stadt um eine Wasserstandsmeldung in Sachen Mönchs-Ampel bat. „Erst wurde auf den September verwiesen, doch das war uns zu lang und so kam das bei der letzten Ratssitzung vor der Sommerpause unter dem Punkt ’Mitteilungen der Verwaltung’ zur Sprache“, so Wagner.
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Fachbereichsleiterin Carmen Schlenger berichtete, dass nicht die Stadt, sondern der Landesbetrieb Straßen NRW als Straßenbaulastträger für die Ampel zuständig sei. Und der lehne das Anliegen ab.
In Emden ist Komiker Otto Waalkes als Ampelmännchen verewigt
Carmen Schlenger verwies zudem darauf, dass in den Städten, in denen es längst stadttypische Ampelmännchen gibt, die jeweilige Kommune der Straßenbaulastträger sei und diese die Ampelgestaltung auch selbst genehmigen könne. In Harsewinkel sei das anders.
Allein: Das Rathaus erfuhr von der Ablehnung durch Straßen NRW in einem Telefongespräch. „Still ruht der See, eine offizielle Stellungnahme liegt noch nicht vor. Auf die warten wir noch“, sagt Wagner. Womöglich sei die Anfrage so ungewöhnlich, dass die Behörde viel Zeit für die Beantwortung brauche.
Auch Caroline Hanemann und Michael Wagner hatten in ihrem Antrag auf andere Kommunen verwiesen. Etwa auf Emden, wo Komiker Otto Waalkes seit 2019 als Ampelmännchen verewigt ist. Oder auf Mainz, wo Mainzelmännchen rot und grün anzeigen. Ähnlichkeit mit den potenziellen Ampel-Mönchen dürfte indes der Heilige Bonifatius haben, der in Fulda mit Bischofsstab die Ampeln ziert. In der osthessischen Stadt hat sich längst der Begriff „Bonifatiusampel“ etabliert.
Das Ganze sei einfach gut fürs Herz und für die Seele
„Dass in vielen Städten in Deutschland offenbar ein anderes Recht gilt, als in Marienfeld ist aus meiner Sicht nicht nachvollziehbar. Wir als kleine Stadt werden nicht gerade gut behandelt“, sagt Wagner. Ins gleiche Horn stößt eine Kleine Anfrage des heimischen SPD-Landtagsabgeordneten Thorsten Klute vom Montag.
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„Gilt in Marienfeld, in der Stadt Harsewinkel und im Kreis Gütersloh eine andere Straßenverkehrsordnung, als im übrigen Teil Deutschlands?“, fragt dieser unter der leicht süffisant formulierten Überschrift „Päpstlicher als der Papst? Verhindert die Landesregierung im Harsewinkeler Ortsteil Marienfeld Mönche als Ampelmännchen?“
Caroline Hanemann und Michael Wagner wissen, dass es Wichtigeres als Ampelmännchen gibt. „Eine zweiprozentige Erhöhung der Kitabeiträge ist deutlich kritischer. Dennoch: Die Ampelmönche würden zur lokalen Identität beitragen. Denn ohne die Mönche des 1185 gegründeten Klosters gäbe es das ganze Dorf nicht. Es gab seinerzeit viele gute Gründe, sich hier anzusiedeln“, so Wagner. Das Ganze sei einfach gut fürs Herz und für die Seele.
Man werde auf jeden Fall am Ball bleiben, sagt die SPD-Politikerin
Obwohl die Signale von Straßen NRW Stand heute in eine andere Richtung deuten, bleiben die beiden optimistisch. „Wir sehen ja, dass das andernorts funktioniert. Darum bleiben wir auf jeden Fall am Ball“, sagte Caroline Hanemann im WDR.
Und Michael Wagner betont: „Ich kann mir nicht vorstellen, dass Straßen NRW stichhaltig begründen kann, warum es in Marienfeld Mönchs-Ampeln nicht geben kann, während es in Duisburg Bergmänner als Ampelmännchen gibt.“