Neubau im Kreis Gütersloh versperrt Anwohnern die Sicht: „Fühlt sich wie im Gefängnis“

Harsewinkel. Seit Monaten arbeiten Maurerkolonnen und Betonbauer daran, die große Baulücke an der August-Claas-Straße im Zentrum von Harsewinkel zu schließen. Diese hatte der Abriss des Gebäudekomplexes des dort über Jahrzehnte beheimateten ehemaligen Fachhandels Moseler für Haushaltsgeräte und Eisenwaren hinterlassen. Für die direkten Anwohner in der Nachbarschaft wird es im Wortsinn künftig finster. Denn der hohe Neubau entsteht buchstäblich direkt nur mit dem Mindestabstand von drei Metern vor ihrer Nase. Der Blick aus dem Wohnzimmerfenster ist bereits jetzt eingeschränkt und dürfte nach Fertigstellung des kompletten Gebäudes endgültig versperrt sein. Statt in den Himmel oder wenigstens auf die Straße bleibt auf dem schmalen Balkon davor nur noch der Blick auf eine triste Wand. Lesen Sie auch: Neubau mitten in der Gütersloher Innenstadt - besonderes Bauprojekt geplant Denn das neue Wohn- und Geschäftshaus, in dem im nächsten Jahr elf Wohneinheiten sowie ein gewerblicher Nutzer im Erdgeschoss Platz finden sollen, schmiegt sich ohne irgendeinen Mindestabstand direkt an den Bestandsbau an. &bdquo;Mauer an Mauer vor den Balkon geklatscht“, sagt eine Nachbarin &bdquo;Der wurde hier Mauer an Mauer vor den Balkon geklatscht“, sagt eine Mieterin aus der Nachbarschaft, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte. Davor verläuft ein schmaler Gang zu weiteren Wohnungen, der den Mindestabstand garantiert, aber mehr eben auch nicht. Unübersehbar wächst an der August-Claas-Straße der Neubau, der mal auf dreieinhalb Stockwerke kommen soll. Hineingequetscht in die Brache neben dem siebenstöckigen Büro- und Wohngebäude mit der Hausnummer 8 mit seiner markanten hohen Giebelseite und dem sich über mehrere Stockwerke erstreckenden Schrägdach. Auf der anderen Seite geht es genauso nahtlos weiter. Hier fügt sich die sich anschließende dreieinhalbstöckige Wohnbebauung entlang der Straße der August-Claas-Straße an. Internet und Telefon würden schlechter funktionieren, sagt die Nachbarin &bdquo;Ich werde hier am Ende wirklich komplett zugebaut“, beklagt die Nachbarin. Früher habe das jetzt abgerissene Moseler-Gebäude mit seinem leicht geneigten Dach nicht gestört. Doch jetzt wächst direkt vor ihrem Domizil die Außenmauer in die Höhe. Sie selbst wohnt im ersten Stock des genannten Wohnkomplexes. &bdquo;Man fühlt sich hier inzwischen wie im Gefängnis. Eingebunkert und eingeengt“, sagt sie. Zudem würden Internet und Telefon schlechter funktionieren. &bdquo;Zum Telefonieren muss ich nach draußen gehen“, erklärt die Betroffene. &bdquo;Wie kann jemand dafür eine Genehmigung erteilen?“, fragt die Anwohnerin nicht nur sich selbst. Sondern auch die Stadtverwaltung, die sie vor ein paar Wochen aufsuchte, als die Dimensionen des neuen Gebäudes immer spürbarer wurden. Bewohner wundert sich, warum so eine Bauweise überhaupt möglich ist Im Rathaus war sie allerdings an der falschen Adresse, wie ihr bei ihrem Besuch beschieden wurde. Für die Genehmigung sei der Kreis Gütersloh als baurechtliche Instanz zuständig, hieß es. &bdquo;An die Kreisverwaltung habe ich mich allerdings nicht mehr gewandt“, sagt sie. Aus ihrer Stimme spricht Resignation angesichts der festgemauerten Tatsachen, die vor ihren Fenstern geschaffen wurden. &bdquo;Hier fällt kaum noch Tageslicht rein, die Sonne bekomme ich selbst im Sommer nicht mehr zu sehen“, beschwert sich die Frau, die schon darum kämpfte, überhaupt diese Wohnung zu erhalten, nachdem sie aus einem sozial prekären Umfeld an der Lübecker Straße entkommen war. Ähnlich wie der Bewohnerin geht es auch anderen Mitmietern im Haus. &bdquo;Wir gucken auf die kalte Mauer“, sagt ein Bewohner, der sich ebenfalls wundert, warum so eine Bauweise ohne jeglichen Abstand überhaupt möglich ist.

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