Neues Hospiz in Paderborn: „Übers Sterben zu reden, hat noch niemanden umgebracht“

Paderborn. Der Park des Ordens &bdquo;Schwestern der Christlichen Liebe“ wirkt verwunschen – obgleich der Nachmittagsverkehr der Paderborner Innenstadt von der anderen Seite der hellen Bruchsteinmauer zu hören ist. Eine Allee, von der verwinkelte Pfade abzweigen; links wartet eine Mariengrotte hinter einem von Efeu verhangenen, steinernen Torbogen auf ihre Entdeckung. Rechts betritt man durch ein Tor in den Mauern den weitläufigen Meditationsgarten, einen Rhombus sattgrüner Wiesen, durch den sich schmale Kieswege schlängeln. An der ersten Biegung steht eine große, beige Engelsstatue auf einem Sockel, den linken Arm zur Seite ausgestreckt. &bdquo;Vorher stand sie dort hinten“, sagt Schwester Angelika und zeigt auf die andere Seite des Gartens. &bdquo;Dann hat man sie restauriert und wir haben sie hierhin gestellt.“ Dass der Engel nun direkt auf den Bauplatz weist, abgesteckt durch orange besprühte Holzpfähle, freut die zierliche Provinzoberin. Fast ein halbes Jahrhundert ist sie nun Ordensschwester. &bdquo;Ja, ein Wink“, lächelt sie unter ihrem Schleier, der das kurze graue Haar zur Hälfte abdeckt. Auch ein Tageshospiz entsteht in Paderborn Das neue VKA Hospiz- und Palliativzentrum Pauline wird das erste Haus in Ostwestfalen sein, das neben stationärer Versorgung auch ein Tageshospiz anbietet. Mit diesem Konzept ist es nur eines von insgesamt 14 bundesweit. Gemeinsam mit Ulrike Molitor und Alexandra Jungblut vom Verbund katholischer Altenhilfe Paderborn (VKA), die das Projekt trägerseitig koordinieren, steht Schwester Angelika vor der Statue. Ein schlanker Mittvierziger mit markanten Koteletten, dessen dunkles Haar an den Seiten zu ergrauen beginnt, nähert sich. André Reckeweg, der Architekt, trägt ein schwarzes Sakko mit Reißverschluss und Knöpfen. Darunter einen schwarzen Cardigan. Freundlich begrüßt er die Frauen mit Handschlag, man scheint sich zu kennen. Angst davor alleine zu sterben Dass ein Hospiz hier entsteht und nicht etwa am Ortsrand, begeistert ihn: &bdquo;Was ich gut finde, ist, dass es hier zentral ist, in der Innenstadt. Teil unserer Gesellschaft, unseres Lebens.“ Später zeigt er auf die anliegenden Häuser und sagt: &bdquo;Mit Monopoly verglichen ist das hier die Schlossallee“ und da muss die sonst eher ernst wirkende Schwester Angelika etwas glucksen, aber beipflichten. .responsive23-DVEziq60grSzM8jj-map-0905-hospiz-mallinckrodtstrasse { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-DVEziq60grSzM8jj-map-0905-hospiz-mallinckrodtstrasse { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-DVEziq60grSzM8jj-map-0905-hospiz-mallinckrodtstrasse { padding-top: 142.86%; } } Reckeweg hat zwei riesige Drucke ausgerollt – &bdquo;damit man sich das vorstellen kann“ – und vor dem Bauplatz ins Gras gelegt. Sie zeigen den Entwurf: zwei versetzt aufeinanderliegende Quader aus weißem Stein. Senkrechte Holzlamellen trennen die einzelnen Zimmer und ihre bodentiefen Fenster. Ein ruhiger Ort soll es sein, wenige Materialtypen. Nicht etwa, weil hier das Leben innehält, im Gegenteil: &bdquo;Der Mensch, der hier ist, gibt dem Gebäude genug Veränderung“, findet der Architekt. Viele der Gäste, so nennen sie die Bewohner, fürchteten mehr, allein zu sterben, als den Tod. Besonderer Treffpunkt geplant: Neubau für Hospiz- und Palliativzentrum in Paderborn &bdquo;Immer im Vordergrund waren Beziehungen“, erzählt Schwester Angelika von ihrer eigenen Arbeit mit schwer kranken Menschen. &bdquo;Sprechen zu können oder miteinander schweigen zu können.“ Sie nennt es &bdquo;Eingeborgen sein“. Dieser Gedanke findet sich auch im Entwurf. Alle Gäste – ob stationär, teilstationär oder Besuch – nutzen einen gemeinsamen Eingang. Kurze Wege. Man habe sich für eine kompakte Bauweise und einen hellen Innenhof entschieden. Junge Familien sollen in Paderborn entlastet werden Im oberen Stockwerk fänden die Gäste des Tageshospizes Platz. Gerade für jüngere Familien sei das oft eine Entlastung: &bdquo;Deren Leben muss auch weitergehen. Wir glauben immer, wir sterben mit 70 oder 80. Aber es gibt ja auch viele Menschen, die mit 30, 40“ Das VKA Hospiz- und Palliativzentrum Pauline soll diese Leben mitberücksichtigen. Den Angehörigen die Angst nehmen – das schlechte Gewissen, zu wenig an Zeit, Kraft und Mühe aufgewendet zu haben. Andere Hospize, die Reckeweg und Molitor für die Planung gemeinsam besucht haben, seien auf Widerstände gestoßen: &bdquo;Das war ein riesiger Kampf, es gab Anwohnerproteste. Weil sie Angst haben.“ Auch deshalb bindet das Projektteam seit Beginn Anwohner, Presse und Zivilgesellschaft mit ein, ermöglicht Kunstinstallationen im Garten und informiert auf Veranstaltungen. Molitor erzählt, dass sie dort auch regelmäßig sogenannte Denkdeckel verteilten, Bierdeckel mit einem Spruch drauf. Auf ihnen steht: &bdquo;Übers Sterben zu reden hat noch niemanden umgebracht.“

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