Gastronom aus Kreis Gütersloh sauer: Blumenkübel blockieren Parkplätze vor Restaurant

Harsewinkel. Als Gastronom Manuel Yüksel aus dem Urlaub zurückkommt, traut er seinen Augen nicht. Auf den beiden Parkplätzen vor seinem Imbiss an der Brockhäger Straße/Ecke Dr.-Pieke-Straße stehen zwei der großen Blumenkübel, die die Stadt im Zuge der Projekte Verkehr/Parken sowie Verbesserung des Klimas in der Innenstadt hat aufstellen lassen. Für den Grillbetreiber, der neben dem Restaurantbetrieb mit jeweils rund 40 Plätzen innen und im Sommer auch außen vor allem vom &bdquo;Take-away“-Geschäft lebt, bedeutet der Wegfall beider Plätze einen gehörigen Eingriff ins Geschäftsmodell. &bdquo;Die Kunden, die telefonisch bestellen, vorfahren und abholen wollen, sind sauer, beschweren sich, einige fahren gleich weiter“, zählt Yüksel die Reaktionen auf. Über soziale Medien lässt er seit Tagen Frust ab. Auf Facebook und Co. melden sich prompt Zeitgenossen mit der für das Netz fast schon üblichen Polemik und beleidigender Wortwahl zum Thema. Standort vor Mano’s soll Thema im Rat werden In den vielen Gesprächen, die die &bdquo;NW“ in den vergangenen Tagen mit vielen der Empörten geführt hat, wird allerdings auch immer wieder deutlich, dass diese über die Hintergründe des Innenstadt-Experiments vielfach wenig bis gar nichts wissen. Gleichwohl stellen sich Kommunalpolitiker und Verwaltung dem sachlichen, berechtigten Kern der Kritik. Vertreter aller Fraktionen, allen voran Florian Hinney, Vorsitzender des Planungs- und Bauausschusses, haben mit Yüksel gesprochen. Auch die Bürgermeisterin Sabine Amsbeck-Dopheide und Stadtplaner Thomas Kiefer haben sich die Situation vor Ort angeschaut. Speziell der Standort vor dem &bdquo;Mano’s“ soll noch mal auf die Tagesordnung der ersten Ratssitzung direkt nach den Sommerferien. &bdquo;Der Stadtverwaltung ist bewusst, dass die Kommunikation zum Verkehrsversuch in den letzten Wochen Anlass zur Kritik gegeben hat“, sagt Thomas Kiefer auf Nachfrage der &bdquo;NW“. Die Umnutzung der Stellplätze hätte besser kommuniziert werden können, räumt er ein. Die Information über die Presse, das Ratsinformationssystem und die sozialen Medien sei nicht ausreichend gewesen. Es habe positive und negative Rückmeldungen gegeben, so die Stadt Die Verwaltung ist zwischenzeitlich auf die Werbegemeinschaft zugegangen, um im direkten Dialog mit den Geschäftsleuten Anregungen und Kritik aufzunehmen. &bdquo;Erste Gespräche vor Ort haben stattgefunden“, bestätigt Kiefer. Er verweist zudem auf die vielen Möglichkeiten, über die Bürgerinnen und Bürgern Rückmeldungen an die Verwaltung geben können. Wie über die Website per Feedback-Formular oder als schriftliche Anregung oder Beschwerde. Nicht alle finden die neue Möblierung der Innenstadt, zu der in den vergangenen Tagen auch Bänke als Sitzgelegenheiten am Alten Markt und an der Münsterstraße hinzugekommen sind, schlecht. &bdquo;Es sind bereits sowohl positive als auch negative Rückmeldungen eingegangen“, erklärt der Stadtplaner. Diskussion um Veränderung der Innenstadt ist 30 Jahre alt Kiefer betont dabei, dass die temporären Aktionen im Rahmen des Verkehrsversuch neben aller Aufregung aber auch gute Gründe hätten. &bdquo;Die geraten bei der aktuellen Diskussion um den Wegfall von Stellplätzen leider in den Hintergrund“, bedauert er. Tatsächlich haben sich die Entscheidungsprozesse zu den Maßnahmen des Experiments über ein Jahr hingezogen. &bdquo;Die grundsätzliche Diskussion, dass wir in der Innenstadt etwas ändern wollen, ist sogar 30 Jahre alt, aber es ist nie etwas passiert“, rechtfertigt auch Florian Hinney den Ansatz, die Änderungen erst einmal wirken zu lassen und nicht sofort in Bausch und Bogen zu verdammen. Dass es wie im Fall von Manuel Yüksel unmittelbare Auswirkungen gebe, müsse berücksichtigt werden. &bdquo;Da sind wir auf dem Weg zu einer Lösung“, sagt er. &bdquo;Die Innenstadt soll aufgewertet werden, damit alle Bürgerinnen und Bürger, sei es mit dem Fahrrad, zu Fuß oder mit dem Auto, gerne in die Innenstadt kommen, um dort zu verweilen und einzukaufen“, erinnert Thomas Kiefer an die Grundidee. Die Harsewinkeler Innenstadt habe hier durchaus noch Entwicklungspotenzial im Vergleich mit den Nachbarkommunen. 30 von 500 Parkplätzen in der Innenstadt sollen wegfallen Um mögliche zukünftige Aufenthaltsbereiche zu kennzeichnen, seien im Rahmen des Verkehrsversuchs nun die Sitzgelegenheiten als Platzhalter aufgestellt worden. Wie berichtet, sollen im Innenstadtbereich insgesamt rund 30 von rund 500 Parkplätzen wegfallen. Auch hier hagelte es gleich Kritik, die auch bei der &bdquo;NW“-Redaktion ankam. Etwa, dass zwei Behindertenparkplätze vor dem Bekleidungshaus Horstmann wegfallen. Diese sind allerdings nur fünf Meter weiter verlegt und mit orangefarbenen Streifen deutlich sichtbar ausgestattet worden. Statt bisher drei Einstellbuchten gibt es nun hier zwei reservierte für Behinderte. Eine vormals vierte Bucht ist durch einen weiteren Blumenkübel besetzt. &bdquo;Die Stadt soll grüner werden. Durch neue Bäume und Pflanzbeete kann die Temperatur an extrem heißen Tagen im Sommer deutlich reduziert werden“, wiederholt Kiefer, was er in vielen Sitzungen immer wieder als Ziel ausgegeben hatte. Rad- und Fußverkehr soll ebenfalls stärker gefördert werden Zumal solche Hitzetage in Zukunft wesentlich häufiger erwartet würden. Mehr Grün trage dazu bei, dass diese Tage vor allem für die Älteren und Schwächere erträglicher würden, das Stadtbild werde aufgewertet, die Lebensqualität vor Ort erhöht. Um mögliche zukünftige Standorte für Bäume und Pflanzbeete zu symbolisieren, seien die großen Blumentöpfe aufgestellt worden. &bdquo;Die Standorte wurden so gewählt, dass durch eine spätere Baumpflanzung möglichst viel versiegelte Fläche wie Betonpflaster oder Asphalt beschattet und keine Versorgungsleitungen und Kanäle unter den Stellplätzen liegen, die das Wachstum der Bäume einschränken“, zählt er die Auswahlkriterien auf. Auch der Rad- und Fußverkehr soll gefördert werden. &bdquo;Bislang wurde dem Pkw-Verkehr deutlich mehr Raum gegeben. Neben der Umsetzung einer Fahrradzone im Rahmen des Verkehrsversuchs wurden zwischenzeitlich auch zusätzliche Fahrradbügel positioniert, die den Radverkehr weiter fördern sollen. Stadt betont, dass es sich vorerst um Provisorien handelt Bei einer künftigen Umplanung könnte die Straßenbreite im Bereich der Einbahnstraße reduziert werden. Die Flächen neben der Straße könnten entsprechend vergrößert werden und würden Fußgängern zur Verfügung gestellt. Insgesamt könnte sich der Verkehr etwas vom PKW auf das Fahrrad und auf die Fußgänger verlagern. Dies wäre auch aus ökologischen Gründen wünschenswert. Nach der teils sehr emotionalen Diskussion in den vergangenen Tagen sollte nach Kiefers Ansicht nicht vergessen werden, dass es sich bei den jetzt beschlossenen und umgesetzten Maßnahmen ausschließlich um temporäre Aktionen und Provisorien handelt, die während der einjährigen Versuchsphase getestet werden sollen. Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an Ein Beitrag geteilt von Mano's Grill House (@manosgrillhouse) Die Diskussion um das Für und Wider sei für den weiteren Planungsprozess bedeutend. &bdquo;Das zeigt, wie wichtig der Versuch mit seinen Einschränkungen, aber auch Verbesserungen ist“, sagt er. Nur so könne erprobt werden, was funktioniere und was weniger sinnvoll sei, bevor weitere Überlegungen zur Neugestaltung der Innenstadt gemacht werden. Ein Kübel wurde von den Parkplätzen auf den Bürgersteig versetzt Rückmeldungen von Bürgern und Geschäftsleute seien bei der Bewertung der Maßnahmen wichtig und werden dem Rat nach der Sommerpause vorgelegt. &bdquo;Nachbesserungen sind nicht ausgeschlossen“, betont er. Eine abschließende Bewertung erfolge nach Abschluss des Verkehrsversuchs ab Mai 2025. Bis dahin freue sich die Verwaltung auf konstruktive Kritik und eine angeregte Diskussion. &bdquo;Wir sind sicher, dass der Verkehrsversuch einen Beitrag zur positiven Entwicklung der Stadt leisten kann“, erklärt Kiefer. Einen kleinen Beitrag zur Entspannung hat jemand vor dem &bdquo;Mano’s“ schon erledigt. Ein Kübel wurde schon von einem der beiden Parkplätze auf den Bürgersteig versetzt. &bdquo;Ich war das aber nicht“, betont Manuel Yüksel.

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