Pater Gottfried gekündigt: Deutliche Worte eines Münsteraners

Das Bistum Münster hat den Vertrag mit Pater Gottfried gekündigt - viele Menschen in Harsewinkel sind schockiert und protestieren gegen die Entscheidung. Sogar aus den Nachbarstädten erhält er Unterstützung.

Die Trauer über den Verlust und der Zorn auf die Institution Kirche sind seit Tagen an der Basis mit Händen zu greifen. Es brodelt gewaltig. | © Burkhard Hoeltzenbein

12.04.2021 | 12.04.2021, 17:00

Harsewinkel. Pater Gottfried Meier OSB soll nach dem Willen des Erzbistums Münster sein Amt als Pfarrer der Marienfelder Pfarrgemeinde aufgeben. Diese Nachricht hat in den vergangenen Tagen hohe Wellen in Harsewinkel und Umgebung geschlagen. Nach dem sich der weit über die eigene Kirchengemeinde hinaus beliebte Pater in einer emotionalen Videobotschaft zu Wort gemeldet hatte, protestierten hunderte Menschen gegen die Entscheidung.

In einem ausführlichen Leserbrief hat sich jetzt Robert Niehaus aus Münster an die Redaktion gewendet. Im Folgenden wird sein Wortlaut wiedergegeben.

"Mit Bestürzung erfahre ich von der Entlassung aus der Gemeinde Marienfeld. (...) Zu beurteilen ist Pater Gottfrieds Arbeit – ich finde den Begriff Berufung passender – vor allem aufgrund unseres Glaubens. (...) Eine Kirchengemeinde verstehe ich als Gemeinschaft von Menschen, die so verschieden sind, wie es Menschen nur sein können. Eine Kirchengemeinde ist sinngemäß tot, wenn keine Fragen gestellt werden, es keinen Dialog gibt und nicht mal Kontroversen.(...)

Es braucht Unterscheidungen, um beurteilen zu können, was gutes christliches Handeln ist. Differenzen und, wo nötig, auch Konflikte sind klärend, sie fordern dazu auf sich zu vergewissern, auf welcher gemeinsamen Glaubensgrundlage man sich ihnen stellen möchte. Im Bewusstsein des gemeinsamen Glaubens werden Streitparteien immer zusammenfinden können. (...)

"Weiter ist nebulös von Problemen die Rede"

Nun erlebe ich die Gemeinde in Marienfeld glücklicherweise als so lebendig, dass es Differenzen und persönliche Verschiedenheiten gibt und Pater Gottfried auch für Kritik an seiner Tätigkeit als Geistlicher ein offenes Ohr hat. (...) In der gerade einmal 14 Zeilen dünnen Stellungnahme der Abtei Gerleve wird die bisher nicht erreichte Neugründung des Klosters Marienfeld erwähnt, die als Entlassungsgrund weder erläutert wird noch einleuchten würde.

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Warum sollte jemand als Geistlicher einer Gemeinde gescheitert sein, wenn er nicht genügend willige Christen findet, die als Mönche nach Marienfeld gehen möchten, und wenn der einzige Mitbruder nach schwerer Krankheit früh verstirbt? Warum sollte jemand anders da plötzlich mehr Erfolg haben? Weiter ist nebulös von „Problemen" die Rede. Dass hier nicht deutlicher formuliert wird, könnte zum Schutz Gottfrieds erfolgen. Ihm gegenüber blieben die Verantwortlichen laut dessen Aussage aber unklar. In Marienfeld kann derzeit niemand Genaueres sagen.

Gibt es eigentlich zu wenig Argumente für die Entscheidung?

Umso deutlicher wird für mich daher: Wer bewusst vage formuliert – ich unterstelle den Schreibern, dass sie ihre Worte bewusst wählen – möchte einem Konflikt ausweichen und vermeidet absichtlich die klare Abgrenzung. Dies tut jemand, wenn es eigentlich zu wenig Argumente für eine Entscheidung gibt. Ich traue Gottfried zu, dass er am konstruktiven Dialog interessiert ist und sich sachlich formulierten Vorwürfen gerne stellt."