Es geht um Leben und Tod - Drohne rettet Tiere in Harsewinkel

Die von der Stadt Harsewinkel angeschaffte Drohne bewahrt viele Wildtiere vor einem grausamen Tod in der Mahd- und Erntezeit. Voraussetzung ist die enge Zusammenarbeit zwischen Hegering und Landwirten.

Im Einstz für Wildtiere: (v.l.) Laurenz Strotmann, Ralf Hustert und Rolf Bellmann vom Hegering Harsewinkel werben intensiv um Unterstützung zugunsten der Wildtierrettung. Dabei werden die zu mähenden Felder und Wiesen mit einer Drohne überflogen. | © Gabriele Grund

27.04.2020 | 27.04.2020, 13:00

Harsewinkel. Mit einem Surren hebt das Flugobjekt ab und macht sich ferngesteuert auf die Suche. Beim Einsatz der Drohne über den Harsewinkeler Feldern geht es aber nicht um spektakuläre Flugkünste oder malerische Panoramabilder aus der Luft. Sondern um Leben und Tod.

Mit Hilfe der fliegenden Propeller-Maschine suchen die Jäger landwirtschaftlichen Flächen ab, bevor hier die Landwirte mit ihren schweren Geräten die Mahd beginnen. „Wir sind sehr dankbar darüber, dass die Stadt Harsewinkel diese Drohne mit moderner Wärmebildtechnik angeschafft hat", sagt Rolf Bellmann, Leiter des Hegerings Harsewinkel. Er und seine Mitstreiter aus allen Ortsteilen leihen sich das Gerät regelmäßig für die Mäh- und Erntesaison aus. Mit Hilfe der direkt auslesbaren Wärmebilder wollen sie Kitze und andere Jungtiere vor einem qualvollen Tod bewahren.

 „Das geht auch uns Jägern sehr nahe"

Gemeinsam mit Dieter Recker, Ralf Hustert und Norbert Schickhoff hat Bellmann vor einiger Zeit den Drohnenführerschein bei einem Onlinelehrgang mit abschließender Prüfung absolviert. Den Umgang mit dem fast 10.000 Euro teuren Gerät haben sie bei einigen Test- und Erprobungsflügen geübt.

Für die vier Waidmänner wird es nun ernst mit den Rettungseinsätze. „Wenn man mal gesehen hat, wie einem Rehkitz durch das Mähwerk alle vier Läufe abgerissen wurden", sagt Rolf Bellmann. Oftmals würden diese Tiere noch noch stundenlang Qualen erleiden und können am Ende nur noch erlöst werden „Das geht auch uns Jägern sehr nahe", erklärt er. Die Kitze, aber auch Hasen und Fasane würden in den ersten Lebenswochen dem „Drückinstinkt" folgen und selbst bei größter Gefahr nicht flüchten, sondern sich regungslos auf den Boden drücken.

Kitze, Hasen und Fasane folgen dem „Drückinstinkt"

Weil Kitze in den ersten Lebenswochen kaum über einen Eigengeruch verfügen, haben die Jäger auch mit Jagdhunden zum Aufspüren keine Chance, diese zu finden. Für viele Jungtiere bedeutete das bisher einen qualvollen Tod. „Wir sind daher froh, dass wir ab sofort diese Drohne einsetzen können", erklärt Laurenz Strotmann, stellvertretender Hegeringleiter.

Um mit dem fliegenden Lebensretter möglichst effizient vorgehen zu können, sucht der Hegering Harsewinkel in dem Zusammenhang nach ehrenamtlichen Wildtierretter (siehe Info-Kasten). Diese „Läufer" genannten Helfer tragen die durch die Wärmebildkamera aufgespürten Tiere aus dem Feld und setzen sie an sicheren Orten ab. „Aufgrund der recht lauten Rufe der Jungtiere finden die Eltern ihre Kinder sehr schnell und bringen sie dann auch rasch in Sicherheit", weiß Rolf Bellmann aus vielen Beobachtungen.

Während sich die Läufer um die Tiere kümmern, kann der Drohnenführer das Feld oder die Wiese ohne Unterbrechung weiter absuchen. Das ist wichtig, weil die Akkulaufzeiten der Drohne sehr begrenzt sind. Die Rettungsaktionen funktionieren natürlich nur, wenn die Landwirte, von denen viele selbst auch Jäger sind, und die Retter eng zusammenarbeiten. Die Landwirte sollen ihre geplanten Mäharbeiten bis zu zwei Tage vorher bei den jeweiligen Jagdpächtern ankündigen. Nur dann könne man vorher die Felder mit den Rettungsteams absuchen und die jungen Tiere aus den Feldern herausholen.

INFORMATION


Frühaufsteher sind gesucht

Wer den Hegering Harsewinkel als ehrenamtlicher Wildtierretter unterstützen möchte, sollte Frühaufsteher sein. Das Absuchen der Felder und Wiesen vor der Mahd erfolgt zwischen vier und fünf Uhr morgens. Zudem sollten die „Läufer" mit wasserfestem Schuhwerk ausgerüstet sein und sich zwischen vier und fünf Stunden Zeit nehmen. „Jeder, dem der Wildschutz am Herzen liegt, ist uns willkommen", so Rolf Bellmann. Weitere Infos und Anmeldungen zum Wildschutz sind bei Ralf Hustert unter Tel. (01 52) 53 59 64 00 oder Rolf Bellmann unter Tel. (01 70) 4 38 57 86, jeweils von 15 bis 18 Uhr, möglich.