Warum sich ein junger Mann aus dem Kreis Gütersloh schon mit 17 ein eigenes Taxi kaufte

Halle. Nicht alle Menschen in Halle kennen Henry Wölfel. Aber viele aufmerksame Menschen im Altkreis haben ihn bereits gesehen, ohne seinen Namen zu kennen. Denn sein fahrbarer Untersatz zaubert jedem aufmerksamen Passanten ein Lächeln ins Gesicht. Der 22-Jährige fährt ein altes Volvo-Taxi - samt Dachzeichen, Taxameter und Funkgerät. Wie es dazu kam, erzählte er uns bei einer kurzen Spritztour mit dem liebenswerten Oldtimer. Ein typisches Auto für einen deutschen Fahranfänger hat drei Qualitäten: Es ist günstig, zuverlässig und langweilig. VW Polo und Golf führen die Statistik an. Vor fünf Jahre beschäftigte den 17-jährigen Henry Wölfel aus Halle die Frage, welcher sein erster fahrbarer Untersatz werden würde. Er ging etwas anders an die Sache ran. Auch interessant: Seltener Oldtimer wird im Kreis Gütersloh umgebaut und soll auf die Straße zurückkehren &bdquo;Mir war immer klar, ich will kein typisches Anfängerauto“, erzählt der heute 22-Jährige rückblickend. &bdquo;Und Oldtimer fand ich schon immer cool.“ Die Marke aus Göteborg habe er bereits in jungen Jahren kennengelernt. Das Design eines alten Volvos beschreibt Wölfel mit den treffenden Worten: &bdquo;Als wenn ein Kind ein Auto malt“. Er habe einen Grundschulfreund, dessen Eltern schon damals die schwedischen Wagen bevorzugten. &bdquo;Da sind wir mit rumgefahren worden, das hat mir immer gefallen.“ Haller kauft sich ein eigenes Taxi Als Teenager habe er dann gemeinsam mit seinem Vater nach einem Volvo Ausschau gehalten. Bei einem Besuch bei der bekannten Steinhagener Volvo-Werkstatt an der Bielefelder Straße von Frank Ackermann habe er dann das Taxi auf dem Parkplatz stehen sehen. Der 245er Kombi fuhr in den 90ern für ein bekanntes Bielefelder Taxi-Unternehmen. &bdquo;Der Wagen hat mich sofort angesprochen, zwischen dem ersten Mal sehen und dem Kaufvertrag lagen zwölf Stunden“, erinnert sich der Bokeler noch. Lesen Sie auch: Auffälliges Fahrzeug für Ex-BMW-Chef: Unternehmen plant neuen Standort im Kreis Gütersloh Und: Er konnte den Wagen komplett selbst bezahlen. Allerdings musste er dafür auch nur 1.900 Euro in die Hand nehmen. &bdquo;Nachdem es nicht mehr als Taxi fuhr, stand das Auto 15 Jahre in einer Tiefgarage“, berichtet Wölfel. Deswegen hat der Wagen auch &bdquo;nur“ 270.000 Kilometer auf den Tacho. Für ein altes Taxi verhältnismäßig wenig. &bdquo;Die Basis war noch gut. Trotzdem haben wir ihn komplett restauriert“, sagt er. Dabei griffen dem Teenager die Eltern unter die Arme. So bekam der Wagen auch seine heutige Farbe, aus beige wurde weiß. Als Henry Wölfel dann endlich den begehrten Führerschein in Händen hielt, durfte er in seinem geliebten Taxi die ersten Runden drehen. &bdquo;Es ist für mich was ganz Besonderes, so etwas fahren zu dürfen“, sagt er. Seitdem fahre er den 245er als &bdquo;Daily Driver“. &bdquo;Dafür stecke ich in die Pflege auch gerne Zeit.“ Wobei der 33 Jahre alte Wagen eigentlich recht unkompliziert sei. &bdquo;Der ist grundsolide. Wenn, dann fallen nur Kleinigkeiten an.“ Einzig das alte Blech sei natürlich etwas rostanfällig. Mit 17 Jahren zum eigenen (fast) Oldtimer Unter der langen, eckigen Haube tut ein Sechszylinder-Diesel unprätentiös seinen Dienst. Laufruhig und sparsam - sieben bis acht Liter auf hundert Kilometer schätzt Wölfel - schnurrt die schwedische Wertarbeit auch heute noch wie ein Kätzchen. Wenn es Bedarf gebe, dann bei Kleinigkeiten. &bdquo;Aber ich finde, gerade ein altes Auto muss perfekt sein“, sagt der junge Oldtimer-Fahrer. Sonst wirke es schnell wie eine Rostlaube. Dass der Wagen top-gepflegt wirkt, hat aber auch so seine Nebenwirkungen. So sei er erst vor Kurzem wieder von einer alten Dame an den Straßenrand gewinkt worden. Die habe er aber - wie alle anderen potenziellen Fahrgäste - enttäuschen müssen. Selbst ein echter Taxifahrer habe ihn schon einmal angehalten, um in Erfahrung zu bringen, ob in Halle ein neuer Konkurrent unterwegs ist. Wer einen zweiten Blick wagt, erkennt indes, Henry Wölfels Taxi-Schild ist durchgestrichen. So muss es in Deutschland sein. Auch interessant: Gütersloher fährt seltenen Oldtimer: Weltweit einzigartiges Gefährt zieht Blicke auf sich Wer indes einmal die Chance bekommt, im Volvo des 22-Jährigen chauffiert zu werden, fühlt sich direkt in ein Taxi der 1990er-Jahre versetzt. Das Taxameter leuchtet rot, Aufkleber mahnen die Anschnallpflicht an, selbst das alte CB-Funkgerät ist noch vorhanden. &bdquo;Beim Taxameter weiß ich aber wirklich nur, wie man es an und ausschaltet“, sagt der Fahrer lachend. Freundliche Grüße von Unbekannten sind für den Haller Alltag. Trotzdem freut er sich noch immer, wenn jemand seinen Wagen zu schätzen weiß. &bdquo;So ein Daumen nach oben, das macht meinen Tag“, sagt er. &bdquo;Für mich hat sich er Wagen auf jeden Fall gelohnt. Und ich hoffe, ihn niemals verkaufen zu müssen.“ Da Henry Wölfel gerade sein Studium der Automobilwirtschaft erfolgreich abgeschlossen hat, stehen entsprechende Geldnöte indes nicht wirklich zu befürchten - den nötigen Geschäftssinn hat er bereits bewiesen. Aktuelle Nachrichten bekommen Sie täglich über den WhatsApp-Kanal der NW Gütersloh

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