Wie ein Ferrari: 54-Jährige aus dem Kreis Gütersloh fährt legendären Promi-Schlitten

Steinhagen. Unter Autofans hat der Name &bdquo;Bitter“ einen absolut positiven Beigeschmack. In den 70er und 80er Jahren produzierte der ehemalige Rennfahrer Erich Bitter Coupés, die bis heute neugierige Blicke auf sich ziehen. Sein Ansatz: ein Auto, das italienische Eleganz und deutsche Zuverlässigkeit kombiniert. Bei Menschen, die nicht mit der Materie vertraut sind, lösen die sechs silbernen Buchstaben auf dem Heck eher ein irritiertes Stirnrunzeln aus. Das mag vor allem daran liegen, dass der Bitter SC höchst selten ist, nur 488 Mal gebaut wurde. &bdquo;Manche jungen Leute bleiben erst mal stehen und googeln das Auto“, weiß Bitter-Fan Myriam Dreeskornfeld. Der Beweis dafür, dass der Do-it-yourself-Autobauer Bitter mit seinem exzentrischen Konzept durchaus erfolgreich war, steht in der Garage der Dreeskornfelds. Auf den ersten Blick lassen sich dem roten Pfeil durchaus Ähnlichkeiten mit einem Maserati Biturbo, einem Lancia Beta oder gar einem Ferrari 400 andichten. Offenbar eines der letzten Modelle, die produziert wurden Natürlich kein Zufall, immerhin war der SC einer der letzten Entwürfe des legendären Designers Giovanni Michelotti, von dem viele der schönsten Autos aller Zeiten stammen. 1984 rollte der Bitter SC aus der kleinen westfälischen Produktion in Schwelm. &bdquo;Unserer ist Nummer 482“, weiß Marcus Dreeskornfeld. Einer der letzten offenbar. Der 55-Jährige ist absoluter Fan der Marke, hat den Namensgeber sogar einmal persönlich getroffen. Er kennt den Wagen schon fast dessen ganzes Autoleben lang. Lesen Sie auch: Ferrari im Kreis Gütersloh zerstört: Luxus-Auto sollte für 440.000 Euro verkauft werden &bdquo;Mein Vater und ich waren sonntags immer zusammen unterwegs, um uns Autos anzuschauen“, erzählt er. Stunden verbrachten sie gemeinsam auf den Parkplätzen der großen Bielefelder Autohäuser von Mercedes, BMW, Opel und Co. Und weil ein Bitter unter seinem eleganten Diven-Outfit ein Herz aus Rüsselsheim versteckt, fand sich beim Opel-Händler über die Jahre auch ein SC. Lange wartete er dort auf den richtigen. Pädagogin verbindet eine besondere Geschichte mit dem Oldtimer Der fand sich 1996 in Markus Dreeskornfeld selbst. Mit nur 27 Jahren kaufte er den außergewöhnlichen Sportwagen – um ihn nie wieder herzugeben. &bdquo;Die sind ja unwahrscheinlich billig gewesen zu der Zeit“, erinnert er sich heute. &bdquo;Aber ich habe nie Autos wegen des Geldes gekauft.“ Erst im letzten Jahrzehnt hätten die Preise Fahrt aufgenommen. Mit rund 20.000 Euro gehört so ein Bitter aber auch heute noch zu den bezahlbaren Oldtimern. Fast 30 Jahre gehört der Wagen nun zum Dreeskornfeld’schen Haushalt. Mittlerweile ist er indes in die Hände von Ehefrau Myriam übergegangen. Denn die verbindet ebenfalls eine besondere Geschichte mit dem Klassiker. &bdquo;1998 sind wir damit gemeinsam nach Königsberg in Bayern gefahren“, erzählt sie. Der Beginn einer großen Liebe – wohlgemerkt zum Auto. Die zum Fahrer folgte erst Jahrzehnte später. Lesen Sie auch: Werkstatt im Kreis Gütersloh repariert teure Autos von Stars, Unternehmern und Prinzen Denn Myriam hatte bereits einen Freund. So wurde aus dem Ausflug keine Beziehung. Später gründete Marcus dann eine Familie, und die Freundschaft aus der Abi-Zeit kühlte ab. Erst vor einigen Jahren änderte sich die Lebensplanung erneut und es funkte schließlich doch noch zwischen der Steinhagenerin und ihrem Mann aus Bielefeld. &bdquo;Wir sind erst seit 2019 zusammen, obwohl wir uns seit 25 Jahren kennen“, erzählt Myriam. Und wer den SC fahren darf, ist mittlerweile auch geklärt. Noch ein weiteres Bitter-Modell steht in der Garage Seit einem Jahr ist die studierte Pädagogin sogar Mitglied im Bitter-Klub. Und auch ihr Ehemann hat seine Liebe zu Oldtimern neu entdeckt. &bdquo;Meine erste AutoMotorSport habe ich mit 13 gekauft“, sagt der Unternehmer. Zuletzt sei seine Technik-Leidenschaft etwas abgekühlt gewesen. Aber der Enthusiasmus ist ansteckend. Den Wagen in die Hände seiner Frau zu legen, fiel ihm auch deshalb leicht, weil sich noch ein zweites Modell in der Garage findet, ein Bitter CD - der ältere Bruder des SC. &bdquo;Wir fahren leider zu wenig damit. Aber wenn, fahre ich damit gerne überall hin: zum Einkaufen, zum Chor“, sagt die 54-Jährige, die den katholischen Kirchenchor in Steinhagen leitet. Ein Auto sei in erster Linie immer zum Fahren da, selbst wenn es mal einen Kratzer abbekomme. &bdquo;Ich hätte früher nie gedacht, dass ich mal so ein cooles Auto im Alltag fahren kann.“ Nostalgie bei jeder Fahrt: &bdquo;Man fühlt sich wieder wie früher“ Dass der Bitter alltagstauglich ist, ist dem Konzept zu verdanken. Unter der langen Haube versteckt sich ein Motor, der eigentlich den zigtausendfach verkauften Opel Senator befeuerte (SC steht für Senator Coupé). Lesen Sie auch: Sein Auto ist ein echter Hingucker: Besonderes Fahrzeug im Kreis Gütersloh entdeckt Ein Drei-Liter-Sechszylinder, der 180 PS leistet und trotzdem sehr zuverlässig arbeitet. Im Gegensatz zu manchem echten Italiener konnte ein Bitter – wenn es dann doch mal nötig wurde – in jeder Opel-Werkstatt repariert werden. All das macht den Oldtimer zum treuen Begleiter. Myriam Dreeskornfeld freut sich jedes Mal, wenn sie im flachen Achtziger-Jahre-Cockpit Platz nehmen darf. Vor allem die Erinnerung an Königsberg ’98 schwinge bei jedem Gasgeben mit, sagt sie nostalgisch: &bdquo;Man fühlt sich wieder wie früher. Und wir haben sogar noch die Kassette, die damals immer lief.“

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