
Halle. Zwei Wochen, nachdem das Amtsgericht Bielefeld einem Antrag der Gerry Weber International GmbH auf Insolvenz in Eigenverwaltung zugestimmt hat, sind am Montag (24. März) die Anschlussinsolvenzen dreier Tochtergesellschaften von Gerry Weber publik gemacht worden: Betroffen sind die E-Gerry Weber Digital GmbH, die Gerry Weber DE GmbH sowie die Life-Style Fashion GmbH.
Wie das Amtsgericht Bielefeld mitteilt, habe man die Insolvenz über das Vermögen der Gerry Weber DE GmbH, die durch die drei Geschäftsführer Björn Faas, Torsten Waack van Wasen und Arnd Buchardt vertreten wird, angeordnet. Die Gerry Weber DE GmbH umfasst mittlerweile das deutsche Retailgeschäft von Gerry Weber und damit alles, was den deutschen Einzelhandel betrifft. Zum vorläufigen Sachwalter ist der Rechtsanwalt Lucas Flöther bestellt worden, der auch schon als Sachwalter bei der insolventen Gerry Weber International GmbH agiert. Unter seiner Aufsicht darf über die Insolvenzmasse verfügt werden. Obendrein wird Flöther auch Sachwalter für die insolvente Life-Style Fashion GmbH mit den Geschäftsführern Arnd Buchardt und Torsten Waack van Wasen. Die Gesellschaft ist für die Belieferung des Großhandels zuständig.
Zuletzt wurde noch das Insolvenzeröffnungsverfahren über das Vermögen der E-Gerry Weber Digital GmbH angeordnet – hier also ein Regel-Insolvenzverfahren ohne Eigenverwaltung. Diese E-Gerry Weber Digital GmbH wird durch die drei Geschäftsführer Niklas Adamkiewicz, Torsten Waack van Wasen und Arnd Buchardt vertreten. Das Kerngeschäft umfasst laut Angaben des Amtsgerichts Bielefeld die Herstellung, den Im- und Export sowie den Handel mit Damenmode. Tatsächlich hat die Gesellschaft im Wesentlichen den Online-Shop betrieben. Hier wurde Rechtsanwalt Lucas Flöther zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt.
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Spielraum des Modeherstellers Gerry Weber gering
Wie ein Sprecher von Gerry Weber am Montagabend auf Anfrage unserer Zeitung erklärte, handele es sich hierbei um die „grundsätzlich bereits angekündigten Anschlussinsolvenzen“: „Die einzelnen Verfahren werden jetzt bestmöglich koordiniert, um zu einer guten Zukunftslösung zu gelangen.“ An der Gesamtsituation ändere sich nichts: „Für die Gruppe hat ein Investorenprozess begonnen, die Geschäfte laufen weiter, die Shops bleiben geöffnet.“
Zuletzt geriet die Einzelhandelstochter von Gerry Weber 2023 erneut in Schwierigkeiten, als sie die Auswirkungen von Konsumflaute, Corona-Pandemie und Ukraine-Krieg zu spüren bekam. In der Folge wurde eine erhebliche Verkleinerung des Filialnetzes vorgenommen: Von den 171 eigenen Stores und Outlets der Gerry Weber Retail GmbH wurden 122 geschlossen. Mehr als 500 Beschäftigte, darunter viele in Teilzeit, verloren dadurch ihren Arbeitsplatz. Aktuell unterhält Gerry Weber noch 32 Shops sowie 11 Outlets in Deutschland. Wie ein Sprecher des Unternehmens bereits am 11. März versicherte, sollen die auch weiterhin geöffnet bleiben – allein Online-Bestellungen seien aktuell nicht möglich, aber es werde dran gearbeitet, dass dies bald wieder funktioniere.

Online-Bestellungen sind auch zwei Wochen später nicht möglich. Und fraglich bleibt, wie es für die Shops und die Outlets weitergeht – unter anderem das Outlet im Haller Ravenna-Park. Denn welchen Spielraum hat Gerry Weber überhaupt noch, nachdem vor zwei Jahren mutmaßlich bereits das zweite Mal über Mietkonditionen für die Ladengeschäfte verhandelt wurde? Nach Angaben von Gerry Weber sind im Retailbereich noch etwa 280 Mitarbeitende beschäftigt.