Warum es in Restaurants im Kreis Gütersloh oft nur Pommes, Burger und Co. gibt

Halle. Pommes, Burger und Nuggets: Wer mit seinen Kindern ins Restaurant geht, findet auf der Kinderspeisekarte häufig vor allem eins: ungesunde Gerichte. Niedlich verpackt hinter Namen wie &bdquo;Donald Duck" oder &bdquo;Harry Potter". Gesunde Alternativen, wie Obst und Gemüse, nicht frittierte Kartoffeln und unpaniertes Fleisch, gibt es kaum. Das ist auch in vielen Restaurants im Altkreis Halle so. Daran gibt es zwar Kritik, ändern können es die Gastronomen aber nur bedingt. Der Grund: sie stecken in einem Dilemma, welches sie nur mithilfe der Eltern lösen können. Denn am fehlenden Willen, wie es den Restaurants oft vorgeworfen wird, liege es nicht, sagt Nadine Dietz, Inhaberin vom Restaurant Dietz in Halle. &bdquo;Wir haben es mal mit Spinat und Spiegeleiern versucht. Aber das Angebot wurde einfach nicht angenommen." Ähnliche Erfahrungen hat auch die Parkvilla in Versmold gemacht. Chef Jan-Hendrik Daniel sagt: &bdquo;Wir sind immer motiviert, gesunde Gerichte anzubieten." Sie dürften aber nicht nur &bdquo;Platzhalter in der Speisekarte" sein. Letztlich bestimme die Nachfrage das Angebot und damit wie viel bzw. wie wenig frisches Gemüse auf der Kinderkarte landet. Dass frische und gesunde Produkte nur sehr selten auf den Tisch kommen, belegt auch eine Heidelberger Studie. Doch damit nicht genug. Die bisher weltweit größte Erhebung zu diesem Thema fällt gar ein nahezu verheerenderen Urteil. Das Essen für die Kleinsten sei &bdquo;noch ungesünder als das typische Essen der amerikanischen Fastfood-Ketten". Heißt übersetzt: Selbst ein McDonalds-Besuch sei für die Gesundheit der Kinder eher vertretbar als der Gang in ein inhabergeführtes Restaurant. Mehr als 80 Prozent der Kindergerichte in Restaurants seien demnach stark verarbeitet, hochkalorisch, enthielten wenig Nährstoffe, viel Fett und oft rotes Fleisch. Mama und Papa wollen ihr Gute-Eltern-Image nicht gefährden Diese Kritik unterschreibt Mirsad Memic nicht. Der Inhaber des Restaurant Memic in Versmold weiß, dass sich in Zukunft einiges ändern müsse. Wichtig sei aber zu betonen, dass &bdquo;wir frische Zutaten benutzen und keine Fertigprodukte". Anders als etwa McDonalds, wo Pressfleisch für die Chicken-Nuggets verwendet werde. &bdquo;Bei uns wissen die Gäste was drin ist", sagt Memic. Vor allem Restaurants, in denen nur selten Familien mit Kindern zu Gast sind, haben es schwer, grundlegend etwas zu verändern, so ist aus der Region zu hören. Es sei auf Dauer zu kostspielig, teure und schnell verderbliche Ware zu ordern, sie aber dann nicht zu verkaufen. &bdquo;Worauf wir aber achten, ist Saisonalität und Regionalität", sagt Dietz aus Halle. Zudem seien natürlich immer frische Produkte vorhanden, die man auf Nachfrage als Alternative anbiete, so Jan-Hendrik Daniel von der Parkvilla. Ernährungsberaterin: Das Problem sei gar nicht so sehr der Restaurantbesuch In die Pflicht nehmen einige Gastronomen letztlich aber auch die Eltern. &bdquo;Sind sie nicht mit daran Schuld?", fragt etwa einer von ihnen aus dem Altkreis. Beschwerden vonseiten der Erziehungsberechtigten gebe es nämlich nicht. Vielmehr wollen viele ihr Gute-Eltern-Image nicht gefährden, wenn die Kinder tränenreich und lautstark das bestellte und vollwertige Essen ablehnten. Auch die Versmolder Ernährungsberaterin Heike Bohnensteffen setzt bei den Eltern an. Sie rät dazu, dass auch Mama und Papa bei der Rohkost-Platte zugreifen und so ihr Kind zu gesundem Essen ermutigen. &bdquo;Kinder sind leicht begeisterungsfähig, brauchen aber Vorbilder", sagt sie. Das erlebe sie auch immer wieder bei ihren Kochkursen in Schulen und Kitas. &bdquo;Wenn erst einer sagt, dass das Gemüse schmeckt, ziehen alle anderen nach." Auch die, die erst &bdquo;bäh" geschrien hätten. Natürlich sei ungesundes Essen nicht verboten, es müsse aber etwas Besonderes bleiben, so Bohnensteffen. Wenn es Zuhause auch Fast-Food gibt, werde es schon schwierig. Aus Zeit- und Kostengründen würden Eltern aber genau darauf häufig zurückgreifen. Das kann zum Problem werden. &bdquo;Fast-Food darf nichts Alltägliches werden. Sonst wollen die Kinder irgendwann nichts anderes mehr." Schwere Aufgabe für die Restaurants: Pfiffige Ideen müssen her Gänzlich dürften sich die Gastronomen nicht aus der Verantwortung ziehen, sagt Bohnensteffen. Sie müssen das Angebot liefern und gut präsentieren. Ein pfiffiger Name, viele Bilder auf der Karte und die Optik des Gerichts spielten eine ganz entscheidende Rolle. &bdquo;Warum nicht mal Gurken in Form eines Krokodils servieren", schlägt die Ernährungsberaterin vor. Ihrer Idee, Pommes statt in der Fritteuse im Backofen zuzubereiten, erteilt Daniel eine Absage. &bdquo;Das ist nicht umsetzbar, es würde einfach viel zu lange dauern. So viel Geduld können wir von unseren Gästen nicht abverlangen." Wichtig sei, dass die Gastronomen den Kindern Zeit gäben. &bdquo;Man kann nicht erwarten, dass sie direkt mitmachen und umschwenken." Es sei ein schwieriger Weg, der nur gemeinsam – mit Gastronomen und Eltern – zu meistern sei.

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