KI trifft gesunde Ernährung: Mindenerin will Kita-Verpflegung revolutionieren

Minden. Warum muss ein Esslöffel Rapsöl in den selbst gemachten Möhren-Frischkäse-Aufstrich? Eine Frage, die die acht Kindergarten-Kinder zum Nachdenken anregen soll. &bdquo;Es ist gut für den Magen“, sagt ein fünfjähriges Mädchen dann. Das sei richtig, aber noch wichtiger sei, dass das Öl dabei hilft, die Vitamine und Nährstoffe aus den Produkten im Körper aufzunehmen, erklärt Kathrin Zuther. Während einige Brötchen bereits im Ofen sind, formt die Ernährungsberaterin die nächsten mit den Kindern aus der Kindertagesstätte Villa Kunterbunt in Minden. Jede halbe Stunde wechselt die Gruppe und es kommen andere Kinder in den Essenssaal der Einrichtung. Neben dem Formen der Brötchen steht die Wissensvermittlung auf dem Programm. Aus was besteht Mehl? Wie werden die Körner gemahlen? Das sind nur einige Aspekte, die in der kurzen Zeit spielerisch behandelt werden können. &bdquo;Das ist jetzt ein sehr praktischer Workshop“, erklärt sie gegenüber dem MT. Ihr Aufgabenspektrum sei groß und sie richte sich nach den Wünschen der Auftraggeber. Die Mindenerin hat es sich zur Aufgabe gemacht, Kindern, Eltern und Erziehern das Wissen über gesundes Essen zu vermitteln. Seit sich die 39-Jährige vor etwa zwei Jahren selbstständig gemacht hat, gibt sie Schulungen in Kitas, Schulen oder Wohnheimen, macht Kochabende mit Eltern oder entwickelt individuelle Ernährungskonzepte für die jeweiligen Einrichtungen. Ihr sei aufgefallen, dass es immer wieder Optimierungsbedarf gebe - besonders bei der Entwicklung und Umsetzung der Essenspläne für die Woche, sagt Zuther. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Minden-Lübbecke Software hilft bei der Essensplanung &bdquo;Ich arbeite viel mit Umfragen“, erklärt die Ernährungscoachin. Dabei hätten die Hauswirtschaftskräfte verschiedener Einrichtungen angeben, dass sie bis zu zwei Stunden in der Woche für die Essensplanung benötigen würden. &bdquo;Das ist zu viel“, findet Zuther. Besonders in Zeiten des Fachkräftemangels, in der viel Arbeit von wenigen Schultern getragen werde, gehe so Zeit für das Kochen mit frischen Produkten verloren und es werde auf vorgefertigte Produkte zurückgegriffen. Und damit nicht die fertige Fischfrikadelle serviert wird, sondern Zeit da ist, diese selbst vorzubereiten, hat sich die Beraterin für gesundes Essen etwas einfallen lassen. Bei den Kitas, in denen die Hauswirtschaftskräfte selbst kochen und mit denen Zuther zusammenarbeitet, kommt deshalb seit einiger Zeit Künstliche Intelligenz zum Einsatz. &bdquo;Clara plant“ ist eine Software, die die Wochenpläne auf Basis der individuellen Bedürfnisse einzelner Einrichtungen generiert. Das Pilotprojekt wurde in acht Einrichtungen aus dem Kreis Minden-Lübbecke angewendet - mit Erfolg, resümiert die Mindenerin. &bdquo;Clara hilft, die Zeit um 80 bis 90 Prozent zu reduzieren“, sagt sie. Kathrin Zuther, die vor ihrer Selbstständigkeit Erzieherin war, habe die digitale Plattform selbst entwickelt und sie könne sie auch bearbeiten. Im IT-Bereich hatte sie Unterstützung, gibt die 39-Jährige zu. Clara sei so leicht zu bedienen, dass auch ungelernte Kräfte oder Vertretungen sich schnell damit zurechtfinden sollten. Clara lege bei den Rezepten für die Woche den Focus auf gesundes Essen, Reduzierung der Speisereste und Verwendung von regionalen und saisonalen Zutaten. Das Prinzip der Plattform sei nicht neu, Ähnliches werde bereits in Großküchen angewendet. Küchen kleinerer Einrichtungen müssten aber ganz anders planen, so Zuther. Deshalb bediene sie hier eine Nische, die es so bisher nicht gibt. Lesen Sie auch: Familie aus OWL seit einem Jahr ohne Kinderarzt Viel Verpackungsmüll in den Brotdosen Gesundes Essen war Zuther schon immer wichtig - besonders bei der Verpflegung der Kinder. Als Erzieherin sei ihr bei ihrer täglichen Arbeit aufgefallen, dass es den Hauswirtschaftskräften oft nicht möglich war, ihre Arbeit so auszuführen, wie sie es wollten, oder es war keine Zeit, ungelernten Kräften etwas beizubringen. Es hätte zahlreiche Stellschrauben gegeben, sagt sie. &bdquo;Irgendwann konnte ich die Dinge nicht mehr ignorieren.“ Sie bekam zwei Kinder und nutzte ihre beiden Elternzeiten, um sich als Ernährungsberaterin weiterzubilden, um dann genau dort wieder anzusetzen. &bdquo;Ich arbeite immer noch gerne mit Kindern“, so Kathrin Zuther. Aber auch die Arbeit mit den Eltern sei ein wichtiges Aufgabenfeld. Kita- und Schulleitungen hätten erzählt, dass in den Brotdosen viel Verpackungsmüll zu finden sei, wie zum Beispiel verpackte süße Brötchen, Milchschnitten oder Fruchtzwerge. Was sollte ein Kind in der Brotdose haben? Die perfekte Brotdose bestehe aus jeweils zu einem Drittel aus einem Vollkornprodukt (zum Beispiel Brot), einem Milchprodukt (zum Beispiel Käse) und Obst/ Gemüse. &bdquo;Wenn mal kein Brot da ist, können Eltern auch auf Naturjoghurt mit Haferflocken und/oder Früchten zurückgreifen“, ergänzt Zuther. Ansonsten könne man sich gut auf die Ernährungspyramide verlassen, um das gesunde Maß für den Tag zu sich zu nehmen. Kinder sollten über den Tag verteilt drei Portionen Gemüse und zwei Portionen Obst und Nüsse essen. Eine Portion ist dabei einer Kinderhand gleichzusetzen, das wären quasi zwei Apfelspalten. Mittlerweile sind die Vollkornbrötchen mit Weizen und Dinkelmehl aus dem Ofen und bereits abgekühlt. Der Möhren-Frischkäse-Aufstrich ist ebenfalls fertig. Die Kinder dürfen essen. Das Rezept verwendet Zuther häufig auch zu Hause, aber ab und zu gibt es auch mal eine große Torte, die nicht so gesund ist, gibt die Ernährungsberaterin zu. &bdquo;Es ist wichtig, dass man sich auch mal was gönnt“, sagt sie.

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