Nur mit Impfung und Test ins Restaurant? Gastronomen sind besorgt

Kreis Gütersloh. Die Zeiten, in denen Gastronomen ihr Essen nur noch zur Abholung anbieten konnten, sind seit einigen Monaten vorbei. Im Sommer öffneten sie parallel zum abflauenden Pandemiegeschehen wieder ihre Türen und es gab wieder Steak, Moussaka oder die acht Kostbarkeiten direkt am Tisch. Kaum jemand hätte gedacht, dass diese Lockdown-Zeit noch einmal zurückkommt. Allerdings zieht sich die Schlinge um Restaurants und Kneipen derzeit immer weiter zu. Ungeimpfte müssen mittlerweile draußen bleiben und es droht sogar die 2 Gplus-Regel, die seit Monatsbeginn etwa in Niedersachsen nur noch Geimpfte mit aktuellem Negativtestergebnis ins Restaurant lässt. "Ich hätte mir einen zweiwöchigen Lockdown im November gewünscht" &bdquo;Ich hätte mir einen zweiwöchigen Lockdown im November gewünscht", sagt Emil Sickendiek. Im ersten Moment klingt die Forderung des Gastronoms, der das Rossini in Halle und Emils Wirtshaus in Bockhorst betreibt, überraschend. Jedoch hätte er sich davon die Rettung des Weihnachtsgeschäfts versprochen. &bdquo;Jetzt schleichen wir auf Weihnachten zu und keiner weiß, was kommt", sagt Sickendiek mit Blick auf das ständige Hin und Her bei der Corona-Schutzverordnung. Lesen Sie auch: 3G, 2G, 2G-Plus - welche Corona-Regeln jetzt wo in Gütersloh gelten Erneut ist, wie bereits im Vorjahr, die für gewöhnlich umsatzstärkste Zeit im Jahr wieder einmal ein Verlustgeschäft. Es gibt keine Weihnachtsfeiern, wohl nur wenige Familienzusammenkünfte an den Feiertagen und das Tagesgeschäft ist eh längst rückläufig. &bdquo;Die Leute sind zurückhaltender, halten sich an die Empfehlung, Kontakte einzuschränken", sagt Sickendiek. In der ersten Dezemberwoche habe er 220 Stornierungen entgegengenommen, so dass er wieder Kurzarbeit bis März anmelden musste. Und nun droht, wie bereits im Nachbarbundesland eingeführt, die 2 Gplus-Regel, bei der auch Geimpfte und Genesene beim Restaurantbesuch zusätzlich einen aktuellen Test vorlegen müssen. Zwischenzeitlicher Aufschwung im Sommer kann Defizit für Gastronomen nicht ausgleichen &bdquo;Wenn das kommt, werden wir vielleicht lieber vorübergehend ganz schließen", sagt Sickendiek. Zwar mache er bereits seit dem 9. November von seinem Hausrecht Gebrauch und lasse Gäste zu deren eigener Sicherheit nur nach der 2G-Regel rein, aber die zusätzliche Testung auch für Geimpfte wäre für viele wohl eine zu große Hürde. Sein Lokal in Bockhorst mit rund 80 Plätzen laufe noch ganz gut, das deutlich größere Rossini am Golfplatz in Eggeberg sei jedoch nur ansatzweise ausgelastet. Immerhin kamen am vergangenen Wochenende auch einige Gäste aus Melle. &bdquo;Die sind vor der dortigen Regelung geflüchtet", sagt Sickendiek. Die Umsätze seien, verglichen mit dem letzten coronafreien Jahr 2019, auf das gesamte Jahr deutlich zurückgegangen. Der zwischenzeitliche Aufschwung im Sommer kann dieses Defizit keineswegs ausgleichen. Abholservice ist keine Lösung mehr &bdquo;Wer möchte sich schon bei dem Wetter stundenlang in der Schlange am Testcenter anstellen, damit er dann zu uns zum Essen kommen kann", fragt sich der Versmolder Gastronom Mirsad Memic. Für besondere Anlässe mache man das vielleicht, aber nicht, wenn man spontan essen gehen wolle. Zudem seien die Testcenter oft bereits geschlossen, wenn man ungeplant ausgehen will. &bdquo;Wir haben schon in den vergangenen Tagen gesehen, dass viele Gäste aus Glandorf, Bad Laer oder Dissen rüberkommen", sagt Memic. Dennoch gingen die Umsätze wieder zurück, eine 2G-plus-Regelung würde, da ist sich Memic sicher, den Trend verstärken. Für ihn stehe die Sicherheit der Gäste im Vordergrund. Man habe ihm signalisiert, dass man sich mit 2G sicher fühle. Mehr müsse gar nicht sein. Ein Abholservice, wie er ihn zu Pandemiebeginn eingerichtet hatte, sei keine Lösung. &bdquo;Wer möchte schon ein hochwertiges Steak aus der Plastikschachtel essen?", fragt Memic rhetorisch. Gäste verunsichert, welche Regel gerade gilt &bdquo;Die Lage ist schlecht, die Leute sind sehr verhalten", klagt auch Michael Ockert, Inhaber des Gerholds in Hörste. Zudem spüre er eine deutliche Verunsicherung. &bdquo;Ich bekomme ständig Anrufe von Leuten, die fragen, ob eigentlich gerade 3G, 2G oder 2G-plus gilt." &bdquo;Für zwei Bier stellt sich keiner in einer Testschlange an", sagt Ockert. Spontan ginge derzeit gar nichts mehr, die Gäste, die noch kämen, reservierten meistens vorher ihre Plätze. Er sei jedoch zuversichtlich, dass es keinen weiteren Lockdown mit einer kompletten Schließung der Gastronomie geben wird. &bdquo;Es wird noch einmal eine schwere Zeit, aber ab März wird es bestimmt bergauf gehen", sagt Ockert. Gleichwohl ist im klar, dass die Zeit bis zum Jahresende noch einmal richtig hart wird. &bdquo;Und auch im Januar und Februar bleibt es wohl noch kritisch", sagt Ockert. Dass in diesem Jahr erneut alle Weihnachtsfeiern ausfallen und Gruppen praktisch gar nicht mehr vorbeikommen, spiegelt sich natürlich deutlich in der wirtschaftlichen Bilanz wider. Nun sei er gespannt, wie sich die Corona-Lage unter dem neuen Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach entwickelt. &bdquo;Der Lauterbach ist ja doch etwas aggressiver", sagt Ockert und erhofft sich ein konsequenteres Vorgehen als unter Jens Spahn.

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