Kult-Gastronom im Kreis Gütersloh geht nach mehr als 35 Jahren in den Ruhestand

Halle-Hörste. &bdquo;Ich musste mich entscheiden: Sekt oder Selters. Dazwischen funktioniert es nicht“, sagt Michael Ockert. Der 65-Jährige sitzt auf einem Barhocker in seiner Kneipe und verkündet seinen endgültigen Entschluss. &bdquo;Spätestens Anfang Oktober 2025 höre ich ganz auf, dann werde ich 66“, sagt Ockert. Er hatte in den vergangenen Jahren alles versucht, die traditionsreiche Kneipe, die er vor 35 Jahren am Tag des Mauerfalls gemeinsam mit Axel Rönneker eröffnet hatte, zu retten. Vor gut einem Jahr stellte er vor allem mangels Personal auf eine Party- und Eventlocation mit unregelmäßigen Öffnungszeiten um. &bdquo;Es war ein erster Schritt, um mich hier rauszukriegen. Nun muss ich einfach weiter runterfahren“, sagt Ockert. Zumal das neue Modell, nur noch auf Bestellung für Geburtstage, Beerdigungen oder Hochzeiten zu öffnen, nicht den Erfolg brachte, den sich der 65-Jährige versprochen hatte. Lesen Sie auch: Kult-Gaststätte im Kreis Gütersloh hat einen neuen Betreiber – das erwartet die Gäste &bdquo;Das Konzept hat mir auch Spaß gemacht, aber die Umsätze müssen halt auch stimmen“, sagt Ockert. &bdquo;Das erste Vierteljahr war Bombe, dann wurde es aber weniger. Es müssten ein paar mehr Feiern kommen, damit es sich lohnt“, sagt Ockert. Aber Hörste ist halt keine Großstadt, das Partypotenzial ist begrenzt. Kult-Gastronom hatte bis zu fünf Kneipen gleichzeitig &bdquo;Dennoch ist ja noch Leben im Dorf, gerade auch durch Tante Enso. Es gibt eine Kirche, einen Kindergarten und eine Schule“, sagt Ockert. Für eine Kneipe ist hier aber wohl kein Platz mehr, egal ob dauerhaft oder stundenweise. &bdquo;Als wir damals anfingen, war dies wohl die beste Zeit für Gastronomie“, erinnert sich Ockert an die 1990er Jahre, in denen das Bier in rauen Mengen floss und die Kasse klingelte. Gemeinsam mit seinem Geschäftspartner Axel Rönneker, der 2013 ausstieg und seitdem als Fluglehrer für Ultralight-Flugzeuge im Emsland arbeitet, gehörten ihm zeitweise fünf Kneipen in der Region. &bdquo;Diese Zeiten sind vorbei, die Jugend kommt heute halt nicht mehr in die Kneipe“, sagt Ockert. Der Abwärtstrend habe sogar schon zu Beginn des Jahrtausends begonnen. &bdquo;Die Euro-Umstellung, das Rauchverbot, das Absenken der Promillegrenze - das waren die ersten Gründe für das Kneipensterben. Corona hat dann endgültig den Deckel drauf gemacht, danach hat sich die Szene nicht mehr erholt“, sagt Ockert. Die Generation Z habe Gefallen daran gefunden, zu Hause zu feiern. Das habe sich bis heute nicht mehr geändert. Ockert will seinen Sohn nicht ins Unglück rennen lassen Einer seiner beiden Söhne hatte zuletzt öfter mitgeholfen. Er hätte möglicherweise sogar Interesse daran gehabt, die Sache im Sinne seines Vaters weiterzuführen. &bdquo;Ich würde es ihm aber nicht übergeben, die Zeiten sind einfach nicht gut dafür. Ich kann doch nicht danebenstehen und mit ansehen, wie mein Sohn ins Unglück rennt. Der soll was Vernünftiges machen“, sagt Ockert. In den nächsten Wochen wolle er sich nun darum kümmern, die Immobilie, in der bereits um 1882 die erste Kneipe eröffnete, und das 8.000 Quadratmeter große, teilweise noch unbebaute Grundstück, auf dem Markt anzubieten. &bdquo;Eine einzelne Person alleine kann das gar nicht stemmen, man bräuchte einen Investor“, sagt Ockert. Natürlich würde es ihn freuen, wenn es hier weiterhin eine Kneipe gäbe, aber so recht glaubt er nicht mehr daran. &bdquo;Vielleicht wird alles abgerissen und neu gebaut. Wohnungen für Senioren mit integriertem Pflegeangebot, so etwas gibt es doch in Hörste noch nicht“, denkt sich Ockert. Der 65-Jährige stellt noch einmal klar, dass die Gerhold’s-Räume weiterhin für Partys und besondere Anlässe öffnen. Wann wirklich Schluss ist, weiß er noch nicht. Die endgültige Grenze hat er für sich jedoch auf Anfang Oktober kommenden Jahres gesetzt. Weitere Events finden im November statt &bdquo;Es ist ein komisches Gefühl. Schließlich war es eine schöne Zeit, und ich habe es immer gerne gemacht. Ich bin Kneipier durch und durch“, sagt der Kult-Wirt. Das Teilzeitmodell im Ein-Mann-Betrieb war aber nicht das Richtige für ihn. &bdquo;Ich habe gemerkt, dass es ihn nicht glücklich macht“, sagt seine Ehefrau Tanja Ockert, die gerade die Tische für eine Trauergesellschaft deckt. Lesen Sie auch: Inhaber verkauft Inventar - Schließung im Kreis Gütersloh steht kurz bevor &bdquo;Ich möchte jetzt eine klare Linie fahren. Ich kann nicht auf Deubel komm raus weitermachen“, räumt Michael Ockert ein. Die Kosten seien mitunter höher als die Einnahmen. &bdquo;Es muss Ruhe reinkommen.“ Am Samstag, 9. November, wurde im Gerhold’s ein letztes Mal Geburtstagsparty gefeiert, genauer gesagt das 35-jährige Bestehen. Bald beginnt dann ein neuer Lebensabschnitt für Ockert. Am Sonntag, 24. November, wird es außerdem noch einmal einen Trödelmarkt in der ehemaligen Filiale der Kreissparkasse neben dem Gerhold’s geben. &bdquo;Wir haben noch einmal alle Keller- und Bodenschätze zusammengetragen. Es gibt Getränke und am Nachmittag auch Kuchen“, berichtet Michael Ockert. Zum Christkindlmarkt am 15. Dezember wird er die Kultkneipe ebenfalls öffnen.

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