Tempo 100 auf der A33 soll das Leiden der Anwohner lindern

Kreis Gütersloh. Die A 33 hat seit Jahren Gerichte beschäftigt, sie wurde analysiert, vermessen und in ihren Auswirkungen beschrieben: auf dem Papier. Doch jetzt ist der Lückenschluss zwischen Steinhagen und Borgholzhausen geschafft, ist die Autobahn Realität. Und die Menschen leiden unter dem Lärm. Die in Steinhagen schon seit Jahren, die in Halle und Borgholzhausen seit einigen Monaten. Kurz vor der Corona-Krise platzte der Haller Ratssaal aus allen Nähten, als es im Umweltausschuss um die Auswirkungen der Schnellstraße auf den Ortsteil Hesseln ging. Weil die Trasse eben nicht an Ortsgrenzen Halt macht, haben sich die SPD-Fraktionen der Kommunen nun solidarisiert: Gemeinsam fordern sie Tempo 100 auf den rund 25 Kilometern zwischen Borgholzhausen und Steinhagen – und zwar durchgängig. "In Steinhagen ist die A33 an allen Stellen zu laut" &bdquo;Trotz der Lärmschutzmaßnahmen ist die Autobahn an vielen Stellen sehr laut. Das hat die Initiative der Menschen aus Hesseln, der sich viele angeschlossen haben, noch einmal deutlich gemacht", sagt der Haller SPD-Fraktionsvorsitzende Wolfgang Bölling beim Pressegespräch im Haller Rathaus. Es sei eine Initiative der Steinhagener Sozialdemokraten gewesen, in einer gemeinsamen Kraftanstrengung Lärmschutz durch ein Tempolimit zu fordern. Das liegt nahe, denn die Steinhagener leben schon seit Jahren mit dem Lärm der Autobahn, die ihre Gemeinde teilt. &bdquo;In Steinhagen ist die A 33 nicht an vielen Stellen laut, sondern an allen", sagt Sabine Godejohann, Fraktionsvorsitzende der SPD in der Gemeinde. Freiwilliger Lärmschutz habe die Kommune Millionen gekostet, die Gutachter seien zu dem Urteil gekommen, dass weitere Maßnahmen keine positiven Auswirkungen mehr hätten. &bdquo;Welche Möglichkeiten haben wir jetzt also noch?", fragt Godejohann mehr rhetorisch – denn sie hat mit dem Tempolimit ein klares Ziel. Die SPD in Borgholzhausen habe sich beim Jubel über die A 33 stets zurückgehalten, betont deren Fraktionsvorsitzender Rolf Syassen. &bdquo;Es gibt Gründe für den Lückenschluss, die muss man akzeptieren. Aber nicht feiern. Nun geht es darum, etwas für jene Menschen zu tun, die mit den Folgen leben müssen." "Das Land wähnt sich in Sicherheit" Und der Mut zum Kampf ist durchaus da, wie man den Worten des Steinhagener SPD-Mannes Udo Bolte entnehmen kann, der sich schon seit 1969 mit der A 33 beschäftigt: &bdquo;Das Land NRW wähnt sich in Sicherheit. Tempolimits auf kurzen Abschnitten machten keinen Sinn, hat man uns Steinhagenern entgegnet. Aber wenn das ein wichtiges Argument war – was spricht dann gegen Tempo 100 auf dem gesamten Abschnitt? Das müsste Sinn machen und wir hätten größere Chancen." Die Aussichten auf Erfolg hängen jetzt nicht mehr von Gutachten, Zahlen und Messungen ab – sondern von ihrem politischen Nachdruck. Darum setzt die sozialdemokratische Allianz zunächst einmal darauf, dass ihr Vorstoß in den drei Räten eine breite politische Mehrheit findet. Und dass er dann auch von den heimischen Bundestagsabgeordneten Ralph Brinkhaus (CDU), Elvan Korkmaz-Emre (SPD) und dem Landtagsabgeordneten Georg Fortmeier (SPD) unterstützt wird. &bdquo;Die Diskussion über ein Tempolimit auf Autobahnen wird im Bundestag ja fortwährend geführt. Es braucht jetzt handfeste Beispiele wie unseres, mit denen die Abgeordneten argumentieren können", sagt Dominik Kinner, Ortsvereinsvorsitzender der Borgholzhausener SPD. &bdquo;Die anderen Städte müssen ja nicht dieselben schlechten Erfahrungen machen wie wir in Steinhagen. Darum ist es wichtig, dass wir uns austauschen", fordert Udo Bolte. Auch wenn die Argumente für mehr Lärmschutz über Jahre nicht bei den Behörden verfangen haben, so sieht Rolf Syassen das neue Vorhaben auch aus einem weiteren Grund nicht chancenlos: &bdquo;Rund um Osnabrück gilt auf den Autobahnen schon vielerorts Tempo 100. Diese Maßnahme setzt sich jetzt zunehmend durch. Zumal es selbstverständlich ist, dass ein Tempolimit auch der Umwelt dient." Die Hesselnerin Ulrike Niemeyer-Müller (SPD Halle) bringt ein weiteres Argument ins Spiel: Tempo 130 für Pkw und 80 für Lkw ist vorgeschrieben – und daran orientierten sich auch die Lärmberechnungen für die Autobahn. Aber dieser Abschnitt verführt geradezu zum Rasen. Wir brauchen das Tempolimit – und es sollte dann auch per Blitzer durchgesetzt werden." "Wir geben nicht auf" Das für ein Tempolimit oft vorgebrachte Argument der Verkehrssicherheit erkennt ihr Haller Parteigenosse Wolfgang Bölling zwar an, gibt sich allerdings eher als Stratege: &bdquo;Schaut man auf das Land NRW, setzt sich der Lärmschutz als Begründung zunehmend gegen die Verkehrssicherheit durch." Auch hier obliegt es Sabine Godejohann, die klarsten Worte zu sprechen: &bdquo;Ein Tempolimit ist jetzt das probate Mittel. Es ist zu laut! Dieses Argument reicht für unseren Vorstoß." Die Steinhagenerin gibt sich nach den Kämpfen der vergangenen Jahre nicht allzu hoffnungsvoll. Aber sie sagt auch: &bdquo;Wir geben nicht auf." Und ihr SPD-Genosse Udo Bolte appelliert an die politischen Menschen der Region: &bdquo;Wenn man nicht den Mumm hat, etwas zu tun, dann passiert nichts."

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