Hunderte nehmen bei Trauerfeier in Gütersloh Abschied von Gattin des Miele-Seniorchefs

Gütersloh. In einer bewegenden Trauerfeier nahmen am Samstag rund 600 Menschen in der St.-Pankratius-Kirche Abschied von Karin Zinkann. Die Gattin des Senior-Miele-Mitgesellschafters Peter Zinkann war am 23. Juli im Alter von 92 Jahren gestorben. Hauptzelebrant war Felix Genn, emeritierter Bischof des Bistums Münster. Seine Nähe zur Verstorbenen und zur Familie Zinkann machte sich in gleicher Weise würdigenden wie persönlichen Worten bemerkbar. Der Sarg der Verstorbenen war im Altarraum der Kirche aufgebahrt und verhüllt mit einer weißen Fahne, in deren Mitte sich das rote Kreuz des Ritterordens des Heiligen Grabs zu Jerusalem befand. Diesem - neben dem Malteserorden einzigen päpstlichen Ritterorden - gehörte Karin Zinkann als Ordensdame an. Vier Ritter und zwei Ordensdamen flankierten den Sarg. Als die Familie Zinkann die Kirche betrat, erhoben sich die Gäste still, bis die Familie ihre Plätze eingenommen hatte. Bischof Genn machte in seiner Predigt auf das Spannungsfeld dieses Vormittags zwischen würdiger Feier, Trauer um den Verlust der Verstorbenen und Dankbarkeit über das gemeinsam Erlebte aufmerksam. &bdquo;Trost ist ein Teil des Dankes, weil Sie im Danken wissen, was Sie verloren haben“, sagte Genn an die Familie gewandt. Erinnerungen an ihren feinen Humor, aber auch an die schweren Verluste Er erinnerte daran, mit welcher Hingabe und Mühe sie sich um ihren Mann und ihre Kinder gekümmert habe, wie sie sich aber auch für Kultur und soziale Belange eingesetzt habe. Und er betonte, welch große Bedeutung der Glaube im Leben Karin Zinkanns gehabt habe. Das Marienlied &bdquo;Maria, breit den Mantel aus“, dass zum Abschluss der Feier gesungen wurde, habe Karin Zinkann auch in den Bombennächten des Zweiten Weltkriegs gesungen, um Mut und Zuversicht zu erhalten. Auch der mit der Familie befreundete Pastor von St. Jodokus Bielefeld, Lars Hofnagel, fand persönliche Worte. Angelehnt an ihren früheren Berufswunsch Kulturattaché sprach er von der Verstorbenen als &bdquo;Lebensattaché, die mit den Menschen und das Leben tanzt“. 1955 habe der Tanz mit Peter Zinkann begonnen, dem glückliche 67 Ehejahre gefolgt seien. Er erinnerte an Karin Zinkanns ausgeprägt feinen Humor, an ihre Lust an der durchaus kontrovers geführten Argumentation. Aber er verschwieg auch die schweren Verluste nicht, die Karin Zinkann zu meistern hatte. So der Schmerz über die beiden jung verstorbenen Kinder und über die drei bereits zu Grabe getragenen Geschwister. Lesen Sie auch: Unternehmer-Gattin von Miele-Seniorchef gestorben Ihr Bruder konnte krankheitsbedingt nicht an der Abschiedsfeier teilnehmen, wie Hofnagel mitteilte. Es seien leichte und schwere Tänze gewesen, die Karin Zinkann getanzt habe, so Hofnagel. Bis zum Schluss ihres Lebens, als sie noch gewartet habe, um ihrem Sohn Reinhard und ihrem Enkel Felix eine letzte Gelegenheit des Miteinanderredens zu ermöglichen. Chor des Städtischen Musikvereins sorgt für musikalische Begleitung Felix Zinkann trug mit weiteren Mitgliedern der Familie die Fürbitten vor. Co-Zelebranten waren Generalvikar Prälat Thomas Dornseifer als Vertreter des Erzbistums Paderborn sowie Pfarrer Torsten Roland als Leiter des Pastoralen Raums Gütersloh. Zu Beginn der Feier spielte Christian Ostertag auf einer kostbaren Bergonzi-Geige, die aus der Sammlung von Kurt Christian Zinkann stammt. Seit mehr als 30 Jahren darf sich der berühmte Geiger über diese Dauerleihgabe freuen. Begleitet wurde er in Werken von Bach und Massenet von der Harfenistin Sylvia Gottstein. Dem Chor des Städtischen Musikvereins Gütersloh, seit Jahrzehnten von der Familie Zinkann gefördert, war der Hauptteil der musikalischen Ausgestaltung dieser überaus würdevollen und bis ins Detail stimmigen Feier übertragen. Unter der Leitung des langjährigen Chefdirigenten Karl-Heinz Bloemeke sang der Chor das &bdquo;Requiem“ von Mozart. Unternehmer sind vor Ort oder erweisen ihre Reverenz Dass es gelungen war, mitten in den Sommerferien Mitglieder des Niedersächsischen Staatsorchesters und der NDR-Radiophilharmonie aus Hannover zu gewinnen, grenzt an ein Wunder. Ein Geiger, so war zu hören, hatte am Vorabend noch bei den Bayreuther Festspielen mitgespielt. Auch die Riege der Solosänger war mit Anna Sophie Brosig, Sarah Romberger, Nils Giebelhausen und Woojin Shin hochkarätig besetzt. Lesen Sie auch: 2.000 Menschen nehmen bei Trauerfeier in Gütersloh Abschied von Nobilia-Unternehmer Unter den Gästen befanden Abordnungen von Institutionen, die Karin Zinkann und der Familie seit Jahren und Jahrzehnten nahestehen. So Vertretungen der Malteser und Johanniter und des Jugendmusikkorps Avenwedde. Auch die Miele-Werkfeuerwehr war mit einer Abordnung erschienen. Die Mitgesellschafter-Familie Miele war mit Karin Miele und ihrem Sohn Markus Miele als Geschäftsführer vertreten. Von anderen Unternehmen erwiesen unter anderem Hans Beckhoff (Gründer und Geschäftsführer Beckhoff Automation) und Nobilia-Geschäftsführer Lars Bopf persönlich ihre Reverenz, Liz Mohn hatte einen großen Kranz geschickt. Nachdem Organist Horst Reinkemeier mit virtuosem Bach-Spiel den Auszug begleitet hatte, folgte die Trauergemeinde dem von einer historischen Bestattungskutsche transportierten Sarg zum Familiengrab der Zinkanns auf dem Evangelischen Friedhof. Die von zwei Rappen gezogene Kutsche hatte den Sarg auch in die Kirche gebracht. Ein Marienlied, ein Vater-unser-Gebet und das vom Knabenchor Gütersloh unter Sigmund Bothmann gesungene Lied &bdquo;Over the Rainbow“ gingen dem letzten Gruß voraus, den die Trauergäste in Form von Blumen, Erde und einer Verbeugung vor Sarg tätigten.

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