Kunden beschädigen Autos in Gütersloh: Miet-Angebot wird jetzt eingestellt

Gütersloh. Tobias Lotte ist Carsharing-Kunde bei den Stadtwerken. Als solcher ärgerte er sich in den letzten Monaten darüber, dass immer öfter Fahrzeuge nicht zur Verfügung standen. Fragen nach dem Grund wurden ihm seitens der Stadtwerke nicht beantwortet. Also wandte sich Lotte per Mail an die &bdquo;NW“: Und die erfuhr auf Nachfrage: Das Carsharing-Angebot wird nach sechs Jahren komplett eingestellt. Darüber wurden die Kunden am Mittwoch, 19. März, per Mail informiert. Die Gründe sind vielfältig. Vandalismus spielt allerdings eine besondere Rolle. Betrieben wurde das Carsharing von der Stadtbus GmbH der Stadtwerke seit 2018. Mit vier Stationen ging man an den Start. Sechs Stationen mit ebenso vielen Fahrzeugen gab es zuletzt im Stadtgebiet: Büskerplatz, Finanzamt, Nordbad, Volkshochschule und Dorfplatz Isselhorst. Als letzte Station kam im Dezember 2023 Friedrichsdorf hinzu. Die Zahl der angemeldeten Nutzer lag nach Aussage von Stadtwerke-Sprecherin Sina Schäffer zuletzt bei knapp 800 Personen. Doch nur ein Bruchteil davon waren aktive Nutzer. &bdquo;Die Anzahl der aktiv buchenden Kunden lag im laufenden Jahr bei rund 60“, so Schäffer. War die Zahl der täglichen Ausleihen in 2024 noch mit vier angeben worden, sanken sie im laufenden Jahr auf durchschnittlich 2,3 am Tag. Lesen Sie auch: Warum Carsharing in Gütersloh einen schweren Stand hat Fahrzeuge in Gütersloh werden immer wieder beschädigt Die Stadtwerke sehen einen Grund für diesen Rückgang auch in der Zunahme von Vandalismus. &bdquo;Leider wurden unsere Fahrzeuge in der Vergangenheit immer wieder erheblich beschädigt“, wird Stadtbus-Leiterin Jutta Hanitzsch in einer Mitteilung zitiert. &bdquo;Zuletzt konnten wir nur noch zwei der insgesamt sechs Fahrzeuge im Sharing anbieten.“ Als Ursache für die Schäden geben die Stadtwerke überraschenderweise nicht in erster Linie Fremdeinwirkung an. Es seien oft die eigenen Kunden gewesen, die die Fahrzeuge in einem solchen Zustand hinterließen, dass sie in die Werkstatt mussten. &bdquo;Die Anzahl der Schäden, die von Kunden verursacht wurden, übersteigt die Anzahl der Schäden durch Fremdeinwirkung um ein Vielfaches“, erläutert Sina Schäffer. Die Stadtwerke sprechen dabei nicht von Ausnahmefällen, sondern von regelmäßigen Vorkommnissen. Drei Fahrzeuge seien in den vergangenen Jahren sogar so stark beschädigt worden, dass sie als Totalschaden hätten eingestuft werden müssen. Die deutlichen Folgen dieser Vorfälle: eine eingeschränkte Verfügbarkeit der Fahrzeuge, teils lange Ausfallzeiten der einzelnen Sharing-Standorte und steigende Kosten für die Stadtbus Gütersloh GmbH. Weitere erforderliche Sparmaßnahme in Gütersloh &bdquo;Ein wirtschaftlich zukunftsfähiges Geschäftsmodell erschien uns unter diesen Voraussetzungen nicht mehr realisierbar“, so Jutta Hanitzsch. Die Stadtwerke ordnen die Aufgabe des Carsharings deshalb auch als Beitrag &bdquo;zu den erforderlichen Einsparungen im Rahmen der städtischen Haushaltskonsolidierung“ ein. Damit endet das Kapitel des Sharing-Konzepts bei den Stadtwerken insgesamt, denn bereits im Winter 2023 wurde der Verleih der E-Roller eingestellt. Die Gründe damals: Die Insolvenz des Herstellers - und Vandalismus. Dabei sahen die Stadtwerke im Sharing-Konzept eine Säule umwelt- und klimafreundlicher Mobilität. Durch die Vernetzung mit dem fahrplangebundenen Busangebot sollte das rund um die Uhr und einfach über eine App zu nutzende Carsharing für mehr mobile Flexibilität jenseits des eigenen Autos sorgen. Deshalb hatten die Stadtwerke auch einschließlich E-Autos eingesetzt. Die Ladesäulen sollen an den sechs Stationen indes erhalten bleiben und dann von allen nutzbar sein. &bdquo;Die Ladepunkte, die bislang ausschließlich den Sharing-Fahrzeugen vorbehalten waren, werden die Stadtwerke Gütersloh zeitnah in ihre öffentliche Ladeinfrastruktur integrieren“, heißt es. Nur noch ein weiteres Carsharing-Angebot in Gütersloh Carsharing-Kunde Tobias Lotte erkennt im Vandalismus &bdquo;sicherlich ein grundsätzliches Problem in der Stadt“. Er sieht aber Nachteile bei den Standorten. &bdquo;Zumindest die Stellplätze am Nordbad und in der Vennstraße sind ohne ausreichende Straßenbeleuchtung wirklich schlecht gewählt gewesen“, schreibt er der NW. &bdquo;Im Winter und abends konnte man dort nur mit Taschenlampe am Handy den Fahrzeugschlüssel finden und eine minimale Kontrolle auf Vorschäden am Auto machen.“ Tobias Lotte will nun zum einzig verbliebenen Carsharing-Angebot in Gütersloh wechseln: &bdquo;Seit über zehn Jahren wird es vom Autohaus Lückenotto organisiert und könnte nicht kundenfreundlicher sein. Geschäftsführer Hans Carree ist aus meiner Sicht einer der wenigen, der sich wirklich für neue Formen der Mobilität im Kreis Gütersloh interessiert“, so Lotte. Tatsächlich hat Ford Lückenotto bereits im Jahr 2015 einen Kooperationsvertrag mit der Stadt geschlossen, der auch ein Auto exklusiv für die Stadtverwaltung mit einschließt. Außerhalb der Dienstzeiten lässt es sich allerdings auch von der Öffentlichkeit buchen. Insgesamt hat Lückenotto vier Autos in Gütersloh im Einsatz. Lesen Sie auch: Kaum Interesse an Leihfahrrädern: Bike-Sharing-Projekt offenbar gescheitert Geschenk für Stadtwerke-Kunden in Gütersloh Auf die Frage, ob er nun den Wegfall des Stadtwerke-Carsharings durch eigene Fahrzeuge kompensieren wolle, antwortet Hans Carree zurückhaltend. &bdquo;Die Nachricht ist für mich noch neu, darüber habe ich mir noch keine Gedanken machen können. Aber aktuell: Nein.“ Aufgeben will er sein Angebot zumindest nicht. &bdquo;Auch wenn es kein großes Geschäftsfeld für uns ist, hat sich das Angebot entwickelt und trägt die Kosten“, so Carree. Bislang setzt er auf Verbrenner, &bdquo;um das Angebot so kostengünstig wie möglich zu halten“, wie er sagt. Treuen Kunden des Stadtwerke-Carsharings wird der Abschied solange versüßt. Sie bekommen eine Fahrt mit dem Shuttle-Service geschenkt. Das erfreut sich steigender Beliebtheit. Die Zahl von 60.000 Fahrgästen könnte in diesem Jahr überschritten werden. Darunter werden dann vielleicht auch ehemalige Carsharing-Nutzer sein.

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