Zwei Becken in Gütersloher Schwimmbad bleiben zu – Preisnachlässe deswegen nicht geplant

Gütersloh. Um die Schwimmfähigkeit vieler Gütersloher Kinder ist es schlecht bestellt. Das geht aus einem Bericht hervor, den die Stadt vorgelegt hat. Gemeinsam mit Vereinen, Schulen und Kitas hat sie zwar einige Maßnahmen ergriffen, um die Schwimmfähigkeit zu verbessern – so wurde ein zusätzlicher Bademeister eingestellt, der beim Schwimmunterricht hilft. Vom Ziel, dass jedes Kind am Ende der Grundschule sicher schwimmen kann, ist Gütersloh jedoch ein gehöriges Stück entfernt. Zudem gehen beim Nordbad Schwimmflächen verloren. &bdquo;Wir laufen da in einen Engpass hinein“, sagt CDU-Ratsherr Raphael Tigges kürzlich im Sportausschuss. Nach seiner Kenntnis werde am Nordbad das Nebenbecken (25 mal 47 Meter mit einer Tiefe von 0,40 bis 1,25 Meter) dieses Jahr nicht in Betrieb genommen. Grund seien die Risse, durch die Wasser verloren geht. Zudem habe er den Eindruck, das Kinderbecken werde zurückgebaut. Falls dem so sei, so Tigges, gebe es im Nordbad-Freibad künftig nur noch das Schwimmer- und das Sprungbecken, aber keine Wasserflächen für die Kinder mehr. &bdquo;Was bedeutet das? Dürfen wir die Kinder da diesen Sommer überhaupt nicht mehr reinlassen, es sei denn, sie wollen nur im Sand spielen?“ Gütersloher Stadtwerke bestätigen: Nichtschwimmerbecken bleibt zu Die Stadtwerke Gütersloh bestätigen, dass das Nichtschwimmer- und das Planschbecken des Nordbads in der kommenden Freibadsaison tatsächlich geschlossen bleiben. Dazu gaben sie eine Erklärung ab: &bdquo;In den vergangenen Jahren ist es unserem Bäder-Team immer wieder gelungen, das Freibad fit zu machen für die Sommersaison, sodass stets ein sicherer Schwimmbetrieb gewährleistet werden konnte. Doch man darf nicht außer Acht lassen: Das Nordbad-Freibad ist inzwischen 53 Jahre alt. Es ist daher weder überraschend noch infrage zu stellen, dass Teile des Freibads in die Jahre gekommen und sanierungsbedürftig sind“, heißt es in einer aktuellen Pressemitteilung. &bdquo;Fest steht, dass es eine eingeschränkte Freibad-Saison 2025 im Nordbad geben wird. Richtig ist auch, dass am Planschbecken derzeit Rückbau-Arbeiten stattfinden. Das Planschbecken wird in dieser Saison aufgrund des Sanierungsbedarfs nicht zur Verfügung stehen. Dies gilt auch für das Nichtschwimmerbecken, das in diesem Jahr leider nicht in den Freibad-Betrieb gehen wird“, erklärt Pressesprecherin Sina Schäffer. Die Betonwanne sei defekt, alle Fliesenbeläge abgängig und die Fliesenfugen marode. &bdquo;Wir arbeiten derzeit gemeinsam mit unseren Gesellschaftern an einer Lösung.“ Kinder dürfen auch in diesem Sommer das Nordbad besuchen Inzwischen ist auch klar, dass es trotz des eingeschränkten Angebotes in der kommenden Freibad-Saison keinen Preisnachlass für Familien und Minderjährige geben wird. Das gilt sowohl für Nordbad-Freibad als auch für die Welle, betonen die Stadtwerke Gütersloh. Die Stadtwerke kündigten weiterhin an, das Nichtschwimmerbecken und die daran angrenzende Grünfläche mit Bauzäunen abzutrennen. Eine Gefahr gehe von dem stillgelegten Becken daher nicht aus. Grundsätzlich, so die Stadtwerke, liege die Aufsichtspflicht bei den Eltern. Lesen Sie auch: Teurerer Eintritt im Gütersloher Freizeitbad &bdquo;Welle“ - &bdquo;Preisschraube wurde überdreht“ Kinder dürften daher auch diesen Sommer ins Nordbad-Freibad. Ihnen stehe das Schwimmer- und das Sprungbecken zur Verfügung. &bdquo;Kinder, die bereits schwimmen können, können daher auch in dieser Saison in unserem Freibad Schwimmspaß genießen“, so die Mitteilung. Michaelisbad in Gütersloh noch immer geschlossen Dass im Nordbad dringender Sanierungsbedarf besteht, ist bekannt. Doch seit der Bund vor knapp einem Jahr den Stadtwerken zum zweiten Mal eine Absage erteilte, von den veranschlagten 13 Millionen Euro rund 40 Prozent zu übernehmen, wird um eine Lösung gerungen, die für die Stadt bezahlbar ist und den Schwimmbetrieb aufrecht hält. Mit der Einschränkung im Nordbad werden die Wasserflächen in Gütersloh nun ein weiteres Mal verknappt. Denn schon seit dreieinhalb Jahren muss Gütersloh auf das Michaelisbad verzichten. Die Sanierung des Hallenbades in der Michaelisschule, die Ende 2023 hätte abgeschlossen sein sollen, zieht sich hin. Träger dieser Schule ist der Kreis – doch der sieht sich mittlerweile außerstande, einen neuen Eröffnungstermin zu nennen. Die Maßnahme sei komplex, es trete immer wieder neuer Sanierungsbedarf auf, so eine Sprecherin des Kreises. Lesen Sie auch: Junge Gütersloher Gründer mit besonderer Schwimmschule erfolgreich Wellenbecken des Gütersloher Freizeitbads &bdquo;Welle“ wird genutzt Um dennoch mehr Kindern das Schwimmen beizubringen, versucht Gütersloh, den Mangel mit einem veränderten &bdquo;Wasserflächenmanagement“ aufzufangen. Heißt: Man will die Randzeiten besser nutzen, jene Zeiten, in denen die Becken weitgehend leer sind. Wie? Indem man zum Beispiel das Wellenbecken in der Welle außerhalb der Schulferien nutzt und dort Wassergewöhnung und Kita-Projekte ermöglicht. Oder: Indem man auf den Freitagnachmittag und auf die Wochenenden ausweicht, falls dann Personal zur Verfügung steht. Personalmangel zählt zu den Hauptproblemen Doch genau das – der Mangel an Personal – ist eines der Hauptprobleme. Gerne würde die Stadt die Erzieherinnen dahin gehend schulen, dass sie Kinder ans Wasser gewöhnen, doch die haben schon genug zu tun. &bdquo;Wir allen kennen den Engpass in den Kitas. Da sind keine Leute, die mitgehen könnten“, sagt Heiko Gottwald. Bei den Schulen sei es kaum anders. Fehlt der Lehrer, fällt auch der Schwimmunterricht aus. Im Jahresmittel betrifft das in Gütersloh jede fünfte Schwimmstunde, so steht es im Bericht der Stadt. Dank einer &bdquo;großzügigen finanziellen Unterstützung“ ist es aber gelungen, einen zusätzlichen Bademeister einzustellen. Die Förderung laufe zwei Jahre bis Sommer 2026. Der Bademeister springt ein, wenn an einer Schule kurzfristig der Schwimmlehrer ausfällt. &bdquo;Einige Grundschulen nutzen dieses Angebot gern und regelmäßig“, so die Stadt. War dieses Einspringen bislang nur im Nordbad möglich, so jetzt auch in der Welle. Zudem ermöglicht die Extra-Kraft, mehr Kurse für Wassergewöhnung anzubieten. Lesen Sie auch: Preiserhöhung im &bdquo;Welle“ Freizeitbad Gütersloh – Kunde fühlt sich abgezockt Fördermittel zu gewinnen, das will die Stadt weiterhin versuchen. &bdquo;Allerdings sieht aktuell wenig vielversprechend aus, dass auskömmliche Fördertöpfe geöffnet werden“, heißt es. Hoffnung macht sich die Stadt aber, dieses Jahr den mobilen Schwimmcontainer zu bekommen, der seit 2024 auf Kosten des Landes durch den Regierungsbezirk tourt. Bericht legte zuletzt alarmierende Ergebnisse offen &bdquo;Wir sind da dran“, sagt Gottwald. Er stehe dazu im Austausch mit der Bezirksregierung, die Stadt sei im Begriff, den Antrag zu stellen. Zumindest für acht Wochen könnte dann ein solcher Container in Gütersloh stehen, so Gottwald. Vorgesehen ist der Container, um darin Schwimmkurse anzubieten, Schwerpunkt Wassergewöhnung. Wie notwendig derlei Maßnahmen in Gütersloh sind, hatte eine Umfrage Anfang 2022 ergeben. Damals legte die Stadt einen achtseitigen Bericht vor, der zu alarmierenden Ergebnissen kam. Die Schwimmfähigkeit der Schüler habe sich &bdquo;drastisch“ verschlechtert, hieß es darin. Oft fehle es an den Grundvoraussetzungen: keine Wassergewöhnung, keine Mitarbeit von Eltern, keine Aufklärung. Am Ende der vierten Klasse schaffe nicht mal jedes zweite Kind das Bronze-Abzeichen, 13 Prozent scheiterten sogar am Seepferdchen. Gütersloh gibt Tipps zu Anbietern von Wasserkursen und Co. Gründe dafür gebe es viele: der Mangel an Wasserflächen und Wasserzeiten, das Fehlen von Personal, Kursen, Transportmitteln, das Desinteresse von Eltern, die mangelnde Beweglichkeit der Kinder, ihre Angst vor Wasser. Lesen Sie auch: Gütersloher Schwimmbad &bdquo;Welle“ zählt zu den besten Erlebnisbädern in ganz Deutschland Um ein wenig dagegen anzukommen, hat die Stadt einen neuen Internetauftritt geschaffen: Er lautet &bdquo;Gütersloh schwimmt“ (unter guetersloh.de). Dort finden Eltern unter anderem Hinweise zu den Anbietern von Wasserkursen, Tipps und Empfehlungen. Die Stadt will die Seite nun in mehrere Sprachen übersetzen und einen Flyer erstellen.

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