Gütersloh. Unter dem Kommando von Sabine Wren greifen Cassian Andor und Rebellen-Infanteristen Capital City, die Hauptstadt des Planeten Lothal, an. Unterstützt werden sie in der Luft von A-Wings und X-Wings. Ihnen gegenüber stehen Imperator Palpatine, Imperiale Gardisten und ein Sternenzerstörer. Nein, das ist keine Szene aus einem neuen Star Wars-Film oder einer neuen Star-Wars-Serie, sondern eine Spielsituation beim Star-Wars-Unlimited Turnier, das kürzlich in der Gütersloher Weberei stattfand.
Star-Wars-Unlimited ist ein Trading-Card-Game (TCG), zu Deutsch Sammelkartenspiel. Anders als bei Kartenspielen wie Skat oder Poker gibt es keinen festen Kartensatz. Spieler und Spielerinnen stellen sich aus ihren gesammelten Karten ein Deck, einen Kartensatz zusammen mit dem sie dann gegen andere antreten. Üblicherweise spielen bei einem TCG zwei Personen gegeneinander.
Es gibt aber auch Mehrspielervarianten. TCGs gibt es zu den verschiedensten Genres und Themen. Auf den Karten sind eine Illustration sowie ein Text, der beschreibt, was die Karte im Spiel macht. TCGs verfügen oft über ein komplexes Regelwerk.

Dem Sieger winkt eine Einladung nach Las Vegas
Bei dem Turnier in der Weberei handelte es sich um einen sogenannten Planetary-Qualifier. Dem Sieger oder der Siegerin winkte nicht nur eine besondere Spielmatte mit dem Schriftzug Champion, sondern auch eine Einladung zu der Ende Juli in Las Vegas stattfindenden Weltmeisterschaft. Der Flug muss allerdings aus eigener Tasche bezahlt werden.
Weltweit finden gut 100 dieser Qualifikationsturniere statt, in Deutschland zwölf. Entsprechend hoch war das Interesse. Knapp 70 Leute hatten sich angemeldet und waren in Gütersloh erschienen. Neben Spielern aus dem Kreisgebiet waren welche aus Minden, Salzgitter und Frankfurt da. Sogar aus Frankreich und Italien waren Spieler extra für das Turnier nach Gütersloh gekommen.
Das Genre in seiner heutigen Form begründet hat der US-amerikanische Spieleentwickler Richard Garfield mit seinem 1993 veröffentlichten Spiel Magic: The Gathering. Das Spiel gilt als moderner Klassiker. Magic existiert bis heute und wird regelmäßig mit neuen Sets erweitert. Es gab seitdem eine Welle an Nachahmern, von denen die meisten wieder verschwunden und vergessen sind.
Lesen Sie auch: Neu entdeckte Riesenassel nach Star-Wars-Bösewicht Darth Vader benannt
Pokémon und Yu-Gi-Oh! ebenfalls erfolgreich
Weitere bekannte und erfolgreiche TCGs sind Pokémon und Yu-Gi-Oh! Zu den jüngsten Vertretern zählen die Disney Lorcana (2023) und Star Wars Unlimited (2024). Bei alle diesen Spielen existiert neben dem Casual Play eine Turnier- und Wettkampfszene.
Start in Gütersloh war um 9 Uhr. Zunächst wurden sieben Runden im Schweizer System ausgetragen. Hier werden immer Gewinner und Verlierer gegeneinander gelost. Eine gewonnene Runde brachte drei Punkte. Nach den sieben Runden erfolgte der Cut auf die Top 8. Die acht mit den meisten Punkten spielen in K.O.-Runden den Turniersieg aus. Über so viele Stunden die Konzentration hochzuhalten ist gar nicht so leicht.
Ausgerichtet wurde das Turnier vom Spieleladen Wolpertinger. Inhaber Dennis Glöge war sehr zufrieden mit den Anmeldungen. „Um das Turnier zu bekommen, musste ich eine Bewerbung schreiben und begründen, warum wir geeignet sind, einen Qualifier auszurichten“, erzählt Glöge. In Gütersloh haben in den letzten Jahren einige TCG-Turniere stattgefunden. Eins mit so vielen Teilnehmenden gab es bisher noch nicht.
Nur wenige Frauen vor Ort: 13-Jährige senkt den Altersdurchschnitt
Ein sechsköpfiges Team sorgte für einen reibungslosen Ablauf, darunter auch zwei Judges (Schiedsrichter). Headjudge war Patrick Morina, der über langjährige Erfahrung im Bereich TCG als Spieler und Judge verfügt. Er klärte bei Spielern aufkommende Regelfragen, überprüfte mit Deckchecks, ob die Decks legal sind, also den Vorgaben entsprechen, achtete auf die Zeit und ahndete Regelverstöße.
Das Teilnehmerfeld war an dem Tag klar männlich dominiert und lag vom Altersdurchschnitt etwa bei Anfang bis Mitte 30. Frauen und Mädchen spielen durchaus TCGs auf Casual-Niveau oder bei kleinen Turnieren im Laden. Bei Größeren machen sie sich eher rar. Warum, darüber lässt sich nur spekulieren.
Martha (13) aus Salzgitter stellte in Gütersloh also eine Ausnahme dar und senkte gleich den Altersschnitt. Sie war mit ihrem Vater da, der ebenfalls beim Turnier mitspielte. Durch ihn ist Martha auf das Spiel aufmerksam geworden. Star-Wars-Unlimited ist ihr erstes TCG.
Lesen Sie auch: Star Wars-Fan lockt mit „Raumschiffwelten aus Lego-Bausteinen“ in den Kreis Gütersloh
Sie ist seit der Veröffentlichung des ersten Sets dabei. Die Regeln findet sie nicht sonderlich schwer, es stört sie auch nicht, das einzige Mädchen zu sein. Am Ende des Turniers landete sie mit drei Siegen auf Platz 34. Das reichte zwar nicht für die K.O.-Runde, zeigte aber, dass sie mit den Jungs mithalten kann.

Erst am Abend steht der Sieger fest
Stefan (44) aus Lichtenau bei Paderborn ist TCG-Veteran. Im Moment spielt er mit Magic the Gathering, Disney Lorcana und Star Wars Unlimited drei TCGs. Er hat Mitte der 90er mit Magic begonnen. An Star-Wars-Unlimited schätzt er die Interaktion mit dem Gegner. „Es passiert viel“, sagt Stefan. Weder er noch ein Spieler aus Gütersloh schaffte es in die K.O.-Runde. Gegen 20.30 Uhr stand der glückliche Sieger fest: Erik Endres aus Süsterseel im Kreis Heinsberg.