Nostalgische Zeitreise: Brakeler Retro-Gaming-Fan lässt goldene Videospiel-Ära aufleben

Holzminden/Brakel. Es war das Spiel &bdquo;The Legend of Zelda – Ocarina of Time“, das Luis Janssens und Martin Robrecht zusammenbrachte. Ausgerechnet, ermöglicht die namensgebende Okarina der Zeit in dem Videospiel doch Zeitreisen. Luis Janssens hatte eine Kopie des Nintendo-64-Titels von 1998 am Flohmarktstand des Einbecker Händlers Robrecht entdeckt. &bdquo;In Originalverpackung“, erinnert sich der Brakeler im Gespräch mit der &bdquo;Neuen Westfälischen“ schwärmerisch. Ein nicht unwesentliches Detail. Eine intakte Verpackung kann den Wert eines alten Videospiels um bis zu 500 Prozent steigern, weiß der Retro-Game-Experte. &bdquo;Das, was man früher als Erstes weggeschmissen hat.“ Über Zelda kommen Käufer und Verkäufer ins Gespräch. Und nun wollen sie Videospiel-Begeisterte ebenfalls auf eine Zeitreise mitnehmen: zurück zu den Wurzeln der Konsolenspiele. Am Samstag, 23. November, verwandelt sich die Stadthalle Holzminden in einen Spiel-Himmel, für alle, die ein Herz für alte Konsolen, Games, Magazine, Kartenspiele und Cosplay haben. Beim Retroday XXL können Besucherinnen und Besucher von 14 bis 22 Uhr stöbern, kaufen, an Wettbewerben teilnehmen, bestaunen und natürlich selbst zum Controller oder Joystick greifen. Mehr als 70 Konsolen vom Atari 2.600 bis zur Playstation 3 stehen dafür zur Verfügung, außerdem zwei Arcade-Maschinen. Viele der Konsolen sind älter als Luis Janssens. Einige, die aus den 1970er Jahren, sind sogar doppelt so alt wie der 24-Jährige. Obwohl ihm also teilweise der Nostalgiefaktor, die Erinnerung an Spiele und Konsolen aus der eigenen Kindheit fehlt, faszinieren ihn Retro-Games. Zunächst ist da eine generelle Begeisterung für Technik bei dem Informatiker (&bdquo;Besserweb“) vorhanden: &bdquo;Ich hatte schon immer einen Hang dazu.“ Und natürlich hat er auch selbst schon programmiert – eine Erweiterung für das tischtennisartige Atari-Spiel &bdquo;Pong“, eines der ersten Videogames überhaupt. Ohne Internet macht das Gaming mehr Spaß Außerdem sei die Wertigkeit, die Haptik der alten Spiele eine ganz andere als bei den modernen Nachfahren. Und auch das Spielerlebnis unterscheide sich. &bdquo;Wenn ich mir einen aktuellen Playstation-Titel kaufe, mache ich erst mal ein Update, vielleicht noch einen Day-1-Patch, dann braucht der Controller ein Update und dazu habe ich noch Internetzwang“, sagt Janssens. Wohingegen ein altes Spiel einfach direkt startete. Und noch etwas sei anders. Wollen Menschen heute gemeinsam zocken, können sie das jeweils von der eigenen Konsole aus vom eigenen Sofa oder dem eigenen Gaming-Stuhl aus. Multiplayer-Modi und das Internet machen gemeinsames Spiel und Kommunikation auch auf Distanz möglich. &bdquo;Bei Retro-Games kommt man wirklich zusammen, man verbringt den Tag zusammen“, sagt Janssens. Ein Fakt, den so manch ein zeitgenössischer Erziehungsberechtigter anders gesehen haben dürfte. Es geht beim Retroday XXL nicht nur um Games Aber während Kinder, die in den 1980er Jahren aufwuchsen, Eltern hatten, die in der Regel keinen Kontakt zu Videospielen hatten, sind nun die Kinder der 1980er selbst Eltern. Sie sind mit Videospielen aufgewachsen – und romantisieren nun. Dementsprechend seien Retro-Games auch im Trend und keinesfalls eine kleine nerdige Nische. Diese Erfahrung hat Luis Janssens nicht nur gesamtgesellschaftlich, sondern auch im eigenen Freundeskreis gemacht. Den allerersten Retroday hielt er nämlich für vier Freunde ab. Den zweiten dann schon für zwölf. Und jetzt füllt er eben die Holzmindener Stadthalle. Neben Spielen und Spielekonsolen werden aber beispielsweise auch alte &bdquo;Mickey Maus“-Zeitschriften (ab 1985) zu sehen sein. &bdquo;Ich erfreue mich daran, wenn ich solche Sachen in der Hand halten kann“, sagt der Brakeler und selbst ernannte &bdquo;Retro-Fanatiker“. Wer im Cosplay kommt, spart Auch Yu-Gi-Oh!-Karten aus dem gleichnamigen japanischen Anime werden eine Rolle spielen. Fans können sich duellieren oder auch einfach Karten oder Erfahrungen austauschen. Natürlich spielt Janssens auch selbst. Im Privaten organisiert er Yu-Gi-Oh!-Partien über eine eigene Whatsapp-Gruppe. Er möchte die Community dies- und jenseits der Weser stärken. Gleiches gilt auch für die Cosplayer-Szene, also Menschen, die viel Fleiß und Handarbeit darein stecken, einen Charakter aus einer Serie oder einem Spiel von Kopf bis Fuß bis aufs Haar darzustellen. Das Cosplay stammt ursprünglich aus Japan, wo Fans von Animes, Mangas oder Games ihre Lieblinge nachahmten – was die Kleidung, aber auch das Verhalten angeht. Lesen Sie auch: Gaming, True Crime und Co.: Diese Podcasts kommen aus dem Kreis Höxter Mittlerweile hat sich die Szene aber erweitert und auch amerikanische Franchises wie Star Wars werden gern dargestellt. Apropos: Mit den Endor-Base-Star-Wars-Fans OWL haben die Veranstalter echte Cosplay-Profis vor Ort. Janssens möchte den Retroday XXL außerdem nutzen, um sich mit weiteren Cosplay-Gruppen in der Region zu vernetzen. Deswegen kommen Besucherinnen und Besucher im Kostüm auch vergünstigt rein: Erwachsene im Cosplay zahlen 12,50 Euro Eintritt statt regulär 25 Euro. Tickets gibt es unter www.retrodayxxl.de oder an der Tageskasse. Die private Sammlung des &bdquo;Retro-Fanatikers“ Bleibt noch zu klären, was Luis Janssens Lieblingsspiel ist. &bdquo;Mein Herz schlägt für Pokémon“, sagt er. Aber auch wenn die Sammelmonster seit Jahrzehnten erfolgreich sind und einige Haupt- und Nebenspiele auf den Markt gebracht haben, erklären sie nicht allein die rund 1.500 Spiele, die der 24-Jährige zu seiner privaten Sammlung zählt. Ganz zu schweigen von &bdquo;über 50 Konsolen“ und natürlich Merchandising-Artikeln. Heidewitzka. &bdquo;Ich habe ein eigenes Spielezimmer“, sagt er lachend.

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