„Voll Nostalgie“: Legenden-Zeit beim Retroday XXL in Holzmindener Stadthalle

Holzminden. Nachdem Thorben aus Höxter die erste Partie &bdquo;Yu-Gi-Oh!“ krachend gegen seinen Bruder Erik verloren hat, ist es in Runde zwei Zeit für eine Verzweiflungstat. Er legt eine in allen Farben des Regenbogens schimmernde Spielkarte ab: den Lava-Golem. Der Judge, also der Schiedsrichter, der außerdem als Kommentator fungiert, rastet aus: &bdquo;Welche Legende hat denn hier den Lava-Golem gespielt? Ich fasse es nicht.“ Der Lava-Golem &bdquo;ist richtig kacke“, erklärt Thorben lachend. &bdquo;Die Karte kam vor gefühlt 20 Jahren raus, ist aber eigentlich nicht brauchbar.“ Gerade deshalb sorgt die grobschlächtige Lava-Gestalt, die mit großen Händen nach einem Käfig greift, aber für allgemeine Erheiterung. &bdquo;Ich dachte mir, ich hab noch Platz im Deck, die passt hier rein“, sagt der &bdquo;Yu-Gi-Oh!“-Spieler. Sein Bruder hat ihn trotzdem – oder gerade deswegen? – abgezogen. Beim Retroday XXL in Holzminden zieht das Yu-Gi-Oh!-Kartenturnier einige Aufmerksamkeit auf sich. Ein Besucher schaut aufmerksam zu, wie Stapel durchsucht, Stapel gemischt und Stapel gestapelt werden. Dazu kommunizieren die Duellanten viel miteinander. &bdquo;Du burnst mich jetzt wahrscheinlich weg“, sagt ein Spieler zu seinem Gegenüber. Die Flammen zum Wegbrennen muss sich der Betrachter denken. &bdquo;Wie viel ATK hat die?“ – &bdquo;1.500“ – &bdquo;Stark.“ Der Besucher, der die Szene beobachtet, sagt: &bdquo;Ich sehe das zum ersten Mal. Mau-Mau ist das nicht.“ Mehr als 70 Konsolen stehen zum Zocken bereit Glücklicherweise kann Thorben mit den Regeln aushelfen. &bdquo;Es geht eigentlich nur darum, die Lebenspunkte des anderen abzuziehen.“ Beide starten bei 8.000 Punkten. Werden sie beispielsweise von Angriffen getroffen, verlieren sie einen Teil der Punkte. Dokumentiert wird das in einer praktischen Smartphone-Anwendung. Neben Monstern wie dem Lava-Golem gibt es auch andere Karten, wie das Feuer zum Beispiel oder die Unterwelt. &bdquo;Verschiedene Karten können miteinander interagieren und so entstehen neue Effekte“, erläutert Thorben. Lesen Sie auch: Nostalgische Zeitreise: Brakeler Retro-Gaming-Fan lässt goldene Videospiel-Ära aufleben Sammel- und Spielkarten sind aber nur ein Teil des Retrodays XXL. Eigentlich stehen natürlich die alten Konsolen und Games im Vordergrund. Mehr als 70 verschiedene können ausgetestet werden. Die Freundinnen Sina und Imke spielen eine Runde &bdquo;Sailor Moon“. &bdquo;Da geht es aber weniger um die Story“, erklärt die Hannoveranerin Imke, &bdquo;es ist eher ein Kampfspiel“. Auf dem Monitor führt die Sailor-Kriegerin Venus ein paar Kicks aus. &bdquo;Das ist voll Nostalgie“, sagt sie, &bdquo;ein Zurück-in-die-Kindheit“. Freundin Sina pflichtet bei: &bdquo;Und es ist toll, dass man zu zweit spielen kann.“ Das ist die beliebteste Retro-Konsole Retro-Gaming-Fans sehen in der Stadthalle Holzminden all ihre Heldinnen und Helden aus der Kindheit wieder. Mario und Luigi natürlich, Pikachu, Pac-Man oder Kirby. Und wer genug gezockt hat, greift vielleicht noch nach einem Souvenir. Zum Beispiel am Stand von Retroconrep. Hier verkauft Samir alles, was das Retro-Gaming-Herz begehrt. Apropos, welche Konsolengeneration ist eigentlich am beliebtesten? &bdquo;Der Super-Nintendo und der alte Gameboy“, erklärt er. Da habe er Kunden von 10 bis 58 Jahren. &bdquo;Zehn-, Zwölfjährige, die sich einen Gameboy von 1987 kaufen“, sagt der Händler, &bdquo;weil sie sehen wollen, wie man früher gespielt hat“. Er selbst habe auch einen Gameboy daheim. Allerdings, fügt er schmunzelnd an, &bdquo;gemoddet“. Bei aller Liebe zur Vergangenheit, auf modernen Komfort wie Bildschirmbeleuchtung will dann doch kaum jemand verzichten. Besucherin: &bdquo;Coole Leute, coole Sachen, coole Musik“ &bdquo;Ich hab schon so viel gekauft“ seufzt eine Besucherin. Sie trägt eine große gelbe Schleife um den Hals, das Haar orangefarben und stachelig und hat eine Uniformjacke locker über die Schultern geworfen. &bdquo;Ich bin Joker aus Black Butler“, sagt sie. Eigentlich ist sie Dilara aus Bevern, aber zum Retroday ist sie im Cosplay erschienen. &bdquo;Black Butler“ ist ein Anime, also eine japanische Trickserie, und Joker einer der Charaktere. Und Cosplay bedeutet, dass eine Figur so genau wie möglich nachgeahmt wird. Dilara ist gemeinsam mit ihren Freundinnen Shin (als &bdquo;Jane Doe“ aus dem Action-Rollenspiel &bdquo;Zenless Zone Zero“) und Celine (als Pokémon &bdquo;Mimikyu“) nach Holzminden gekommen. Und auch wenn es offenbar ein kostspieliger Besuch war, bereuen die drei es nicht. &bdquo;Coole Leute, coole Sachen und coole Musik“, lautet ihr Fazit.

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