Gütersloher Weberei-Betreiber kündigen Mietvertrag - so reagiert die Stadt

Gütersloh. Die Betreiber der Weberei haben den Mietvertrag gekündigt. Als Grund nennen sie den schlechten Zustand des Gebäudes sowie die Notwendigkeit, über ein neues Finanzierungsmodell nachzudenken. Unter den derzeitigen Bedingungen sei es schwer, das Kultur- und Sozialprogramm in der bisherigen Weise fortzuführen. Die Kündigungsfrist beträgt zwei Jahre bis Ende Januar 2024. In dieser Zeit habe die Stadt die Chance, ein neues, zeitgemäßes Konstrukt für das Gebäude zu entwickeln. &bdquo;Unser Vorgehen ist es nicht, auf eine Mauer zuzufahren und zu warten, bis es knallt. Das gab es in der Weberei-Geschichte schon oft genug“, teilten Steffen Böning und Andreas Oehme mit. Zuvor hatten die Geschäftsführer am Mittwoch die Vertreter der Ratsfraktionen informiert. Die Kündigung bezieht sich lediglich auf das Gebäude, nicht auf die Betreiberlizenz. Die sozialkulturelle Arbeit werde &bdquo;vollumfänglich und vertragskonform weitergehen“, heißt es. Die Bürgerkiez-Gesellschaft sei gerne bereit, bei der Neuaufstellung der Weberei mitzuwirken und sich über das Jahr 2026 hinaus für die Sozialkultur zu engagieren. &bdquo;Ob das Webereigebäude dann verpachtet, vermietet, überlassen oder verschenkt wird, muss sich in den nächsten Monaten zeigen“, so Böning und Oehme. Offensichtlich setzen sie auf Verhandlungen. Ohne die Erlöse aus Gastronomie und Partys geht es nicht Der städtische Kulturdezernent Andreas Kimpel sagte gestern, die Stadt sei von der Kündigung &bdquo;völlig überrascht“ worden. Sie liege aber noch nicht vor, sondern sei lediglich als Mail angekündigt. Die Stadt müsse und werde einen Umgang damit finden. &bdquo;Seit rund zwei Jahren befassen wir uns im Zuge der Kulturentwicklungsplanung damit, wie wir die Soziokultur in Gütersloh ausrichten wollen, die ein ganz wichtiger Bestandteil der Kulturlandschaft ist. In diese Überlegungen müssen wir jetzt die veränderte Situation mit der Weberei einbeziehen. Das geht nicht von heute auf morgen, das braucht seine Zeit, und wir werden uns intensive Gedanken machen, wie ein tragfähiges Zukunftskonzept für die Weberei aussehen kann.“ Lesen Sie hier mehr dazu: Bistro der Weberei in Gütersloh ab sofort nur noch eingeschränkt geöffnet Aktuell zahlt die Bürgerkiez gGmbH laut Böning eine jährliche Miete von 160.000 Euro. Die begleicht sie aus dem städtischen Zuschuss von 263.000 Euro. Mit dem Rest finanziert sie die Veranstaltungen (im Schmitt 22 pro Monat) und die Sozialkultur. Schon in der Vergangenheit hatten die Geschäftsführer mehrfach deutlich gemacht, dass diese Förderung im Vergleich zu anderen soziokulturellen Zentren gering sei. Die Weberei sei daher auf eine hohe Eigenfinanzierung angewiesen, genauer gesagt: auf Erlöse durch Gastronomie, Partys und Firmenveranstaltungen. Doch offenbar stößt dieses Konstrukt mittlerweile an Grenzen – was laut der beiden Geschäftsführer nicht unerheblich mit den baulichen, technischen und sanitären Mängeln zu tun habe. Diese Mängel, mehrfach von den Aufsichtsbehörden angemahnt, sind bis heute nicht beseitigt. Die für Anfang Januar geplante Sanierung, die rund elf Monate dauern würde, hatte die Stadt kurzfristig abgesagt. Ein neuer verbindlicher Termin liege der Weberei nicht vor. &bdquo;Jeder, der sich ein wenig mit unserem Geschäft auskennt, weiß, was so eine unplanbare Situation bedeutet. Wir können nur noch auf Sicht fahren“, so Oehme. Das Konstrukt ist nicht mehr zeitgemäß Kulturdezernent Kimpel entgegnete, die Stadt sei mit der Weberei bereits &bdquo;im finalen Austausch“ gewesen, zu welchem Zeitpunkt die Sanierung beginnen solle. &bdquo;Abgesprochen war, dass die Geschäftsführer uns bis zum 10. Januar Rückmeldung geben, ob sie einen Beginn am 1. Juli oder lieber erst nach dem Weihnachtsgeschäft, zum Jahreswechsel, präferieren. Eine konkrete Aussage dazu ist nicht erfolgt.“ Die Geschäftsführer mahnen Veränderungen an. &bdquo;Das große marode Gebäude weiterhin mit eigenen Mitteln einzurichten, auszustatten, instand zu halten, zu säubern und zu sichern, um es den verschiedenen Gruppen und Initiativen im bisherigen Umfang stark subventioniert zur Verfügung zu stellen, kann perspektivisch kein Betreiber leisten. Es muss sich etwas ändern, damit es so gut bleibt wie es ist“, sagt Oehme. Modelle in anderen Kommunen zeigten, dass Konstrukte wie das, in dem die Weberei betrieben werde, nicht mehr zeitgemäß seien. &bdquo;Die Zeiten, in denen sich Sportvereine, Theater und Jugendzentren über Getränke- und Waffelverkauf finanzierten, sind aus verschiedenen Gründen vorbei. Raummanagement für gesellschaftlich relevante Gruppen ist mittlerweile eine essentielle Leistung geworden, für die vielerorts von den engagierten Trägern keine Miete zu zahlen ist, sondern wofür sie Mittel, Personalstellen und betriebsfähige Räume erhalten.“

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