Anwohner-Beschwerden in Gütersloh stoppen Events an diesem beliebten Platz

Gütersloh. An welcher Stelle der Gütersloher Innenstadt ist am meisten los? Am Dreiecksplatz! In diesem Quartier, zu dem auch der Theodor-Heuss-Platz an der Stadthalle und der Hans-Werner-Henze-Platz vorm Theater zählen, fanden in den Jahren 2023 und 2024 jeweils an 40 Tagen Veranstaltungen statt. Die Hälfte davon fällt auf die Veranstaltungsreihe &bdquo;Freitag 18“, zu den anderen etablierten Formaten zählen &bdquo;Die Woche der kleinen Künste“, der Weinmarkt, Gütersloh International oder die Langenachtderkunst. Neu dazugekommen sind Formate wie &bdquo;DJs in Town“. Was für interessierte Bürger toll ist, ist für die Anwohner des Quartiers weniger schön. Ihre Wohn- und Lebensqualität ist durch den stetigen Ausbau des Veranstaltungsprogramms in den vergangenen Jahren beeinträchtigt. Wenn eine Veranstaltung etwa 2.000 Besucher auf den Dreiecksplatz lockt, sind Straßen zugeparkt, private Grundstücke werden als sanitäre Anlage missbraucht und natürlich ist es laut. Die Anwohner sind über die Zustände nicht amüsiert und haben sich an die Stadt gewandt. Die hat nun reagiert und einen &bdquo;Leitfaden für Veranstaltungen im öffentlichen Raum im Quartier Dreiecksplatz“ entworfen. Am 21. Januar wird die Politik über diesen Leitfaden im Planungsausschuss beraten. Lärmgrenze darf an 18 Tagen überschritten werden Bei jeder Veranstaltung müssen rechtliche Rahmenbedingungen eingehalten werden. Von den geltenden Lärmschutzregelungen darf mitunter abgewichen werden – allerdings nur in begrenztem Umfang und Ausmaß. Bei diesen sogenannten &bdquo;seltenen Ereignissen“ können die Lärmgrenzwerte unter bestimmten Voraussetzungen an 18 Tagen im Jahr je definierter Freizeitanlage überschritten werden. Lesen Sie auch: Debatte um Gütersloher Außengastronomie: Gastwirte können auf praktikable Regeln hoffen Aber was genau ist in Gütersloh eine Freizeitanlage? Der Begriff musste von der Stadt nun erstmals geklärt werden. Ergebnis: Anlage 1 soll der Hans-Werner-Henze-Platz werden, Anlage 2 der Dreiecksplatz und Theodor-Heuss-Platz. Fazit: &bdquo;Die Grenze von 18 Tagen ist in den vergangenen beiden Jahren überschritten worden“, wie die Stadtverwaltung feststellt. In Zukunft soll darauf geachtet werden, dass der Rahmen für die Genehmigung für alle klar und nachvollziehbar ist, &bdquo;auch um zu vermeiden, dass erteilte Genehmigungen einer rechtlichen Anfechtung nicht standhalten, denn daraus würden unter Umständen drastische Einschnitte im Kulturangebot folgen.“ Nur noch etablierte Veranstaltungen am Dreiecksplatz Stadt und Veranstalter haben konkrete Angst vor rechtlichen Klagen. Die Sorge ist seit Sommer 2023 berechtigt. Zwei Anwohnern war ein großes Open-Air-Stadtfest in Darmstadt zu laut gewesen. Sie klagten und sorgten für eine Eilentscheidung, die bundesweit für Aufsehen und Kopfschütteln gesorgt hat. Das Verwaltungsgericht Darmstadt hatte entschieden, dass das &bdquo;Schlossgrabenfest“ vor der Wohnung eines Klägers tagsüber nicht lauter als ein laufender Wasserhahn oder ein vorbeifahrendes Auto (70 Dezibel) sein und ab 22 Uhr nur noch den Geräuschpegel eines leisen Gesprächs (55 Dezibel) haben darf. Was also, wenn auch in Gütersloh jemand die Nase voll hat von der Woche der kleinen Künste? Es muss also Rechtssicherheit her. Im Ergebnis bedeutet das, dass in der Freizeitanlage 2 (Dreiecksplatz und Theodor-Heuss-Platz) nur noch die etablierten Veranstaltungen stattfinden. Alle anderen sollen künftig nicht mehr genehmigt werden. Veranstaltungen wie etwa der Bürgertag müssen ausweichen und sich einen anderen Platz suchen. Um die Zahl von 18 Tagen nicht zu überschreiten, wird die Veranstaltungsreihe &bdquo;Freitag 18“ von 22 auf nur noch neun Termine reduziert. Jetzt durchklicken: Die schönsten Fotos und Videos von der Woche der kleinen Künste 2024 Veränderungen und Kürzungen im Kulturangebot Veranstalter von &bdquo;Freitag 18“ ist die Kulturgemeinschaft Dreiecksplatz. Vorsitzender Max Oestersötebier begrüßt die Regelung ausdrücklich und lobt die Stadtverwaltung für deren umsichtiges Vorgehen. Es habe mehrere Gesprächsrunden mit Anwohnern zu der Thematik gegeben. Er selbst sei von Anfang an in die Überlegungen einbezogen gewesen. Darüber sei er sehr froh, so Oestersötebier, denn &bdquo;unser dringlichstes Bedürfnis als Veranstalter ist Planungs- und Rechtssicherheit.“ Um dieses Ziel zu erreichen, sei die Gemeinschaft bereit, Veranstaltungen zu reduzieren, damit auch andere Formate Platz finden. &bdquo;Die gesamte Thematik ist komplex“, so Oestersötebier, &bdquo;es gibt viele Perspektiven, aber ein Interesse: Gütersloh soll attraktiv sein.“ Aus seiner Erfahrung gebe es zahlreiche Menschen in der Stadt, die sich für Kulturveranstaltungen engagieren, aber die Rechtslage gebe vieles nicht her. Lesen Sie auch: Besondere Liebeserklärung an Gütersloh: Rapper veröffentlicht neuen Song Ähnlich sieht das die Stadtverwaltung. &bdquo;Die Veränderungen bedeuten kurzfristig Einschnitte in das Kulturangebot, sichern es aber langfristig.“ Mit den Anwohnern wolle man weiter an guten Lösungen während der Veranstaltungen arbeiten. Ohnehin sind die Anpassungen wohl erst im Jahr 2026 richtig umsetzbar. In diesem Jahr feiert Gütersloh Stadtjubiläum. Dafür sollten alle Bürger Verständnis haben.

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