
Gütersloh. „Freitag 18“ ist gerettet. Dabei sah es im vergangenen Jahr noch danach aus, als sollten die beliebten Open-Air-Konzerte in Gütersloh aus Lärmschutzgründen in Zukunft nur noch in sehr abgespeckter Form stattfinden dürfen. Doch pünktlich zum Start der Reihe am 9. Mai konnte die Kulturgemeinschaft Dreiecksplatz eine „Kompromisslösung“ präsentieren, mit der sich nicht nur die Stadt und die Veranstalter, sondern auch das Publikum zufriedengeben kann, so die Hoffnung.
„Wer hätte das gedacht: Es geht wieder los am Dreiecksplatz“, zeigt sich Reinhard Beckord, zweiter Vorsitzender der Kulturgemeinschaft, scherzhaft selbst überrascht von dem mit der Stadt ausgehandelten Kompromiss. Der sieht in diesem Jahr statt der bisherigen 21 oder 22 Konzerte nur noch 16 Konzerte vor. Die finden aber wie üblich im Wochenrhythmus freitags ab 18 Uhr statt.
Die Neuerung: Der September fällt ganz weg. Die Reihe endet mit dem Start der „Woche der kleinen Künste“. Und die findet traditionell in der letzten Woche der Sommerferien statt, in diesem Jahr vom 25. bis 29. August. Der Kompromiss gelte zunächst für dieses Jahr. „Aber wir sind optimistisch, dass die Reihe auch zukünftig in dieser Form stattfinden kann“, so Beckord.
Auslöser war eine Klagedrohung wegen Lärmbelästigung
Mit diesem Kompromiss sei eine Lösung gefunden worden nach einer Diskussion, die für „Irritation und Verunsicherung“ innerhalb des Vereins, aber auch in der Öffentlichkeit gesorgt habe. Beckord ist zufrieden, dass durch die leichte Reduzierung andere Lösungen wie eine Verlagerung an einen anderen Standort oder ein anderer zeitlicher Veranstaltungsrhythmus nicht zum Tragen kommt. „Der Flow durch die Regelmäßigkeit wäre verloren gegangen.“
Auslöser war eine Klagedrohung wegen Lärmbelästigung durch Personen, die - so ist zu hören - gar nicht direkt am Dreiecksplatz wohnen, sondern ein paar Hundert Meter entfernt. Die Verwaltung nahm dies zum Anlass, einen Leitfaden für Veranstaltungen für das gesamte Quartier (inklusive der Plätze an Stadthalle und Theater) zu entwickeln, der Veranstaltern wie auch der Stadt Rechtssicherheit geben soll.
Demnach dürfen pro Standort nur an 18 Tagen im Jahr Veranstaltungen stattfinden, an denen die üblichen Emissionsbeschränkungen aufgehoben sind. „Seltene Ereignisse“ werden diese Tage genannt. Tatsächlich weist das Quartier mehr als 40 Veranstaltungen auf, mehrheitlich finden sie auf dem Dreiecksplatz statt. Eine Frage, die sich nun stellte: Gehören auch die bislang üblichen 21 bis 22 Konzerte von „Freitag 18“ dazu?
Spätestens um 19.05 Uhr ist auf dem Gütersloher Dreiecksplatz Schluss
Die Stadt war bislang davon ausgegangen. Doch nun die Kehrtwende. „Nach Gesprächen mit direkten Anwohnern hat die Stadt eine Neubewertung vorgenommen. Demnach wird ein Freitag 18-Konzert nun nicht mehr als ,seltenes Ereignis’ gezählt“, zeigt sich Reinhard Beckord erleichtert. Ebenso wie seine 13 Teamkollegen, die das Event auf die Beine stellen.
Darunter ist auch Holger Rinne. Er lobt die Verwaltung für das Bemühen, Dinge zu ermöglichen, nicht zu verhindern. „Die Stadt weiß um den Wert dieser Veranstaltungen. Sie will ja selbst die Innenstadt beleben und war daher bemüht, eine Lösung zu finden.“ Während die „Woche der kleinen Künste“ überregional von Bedeutung sei, wirke „Freitag 18“ als „Kitt für den Verein“ und ziele als unkomplizierte Einstimmung aufs Wochenende auf einen kleineren Kreis.
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Der geringere Aufwand und die eingeschränkte Dauer von einer guten Stunde habe wohl auch zur Neubewertung geführt, meint Mitorganisator Stefan Lind. „Die Bands wissen: Inklusive Zugabe ist spätestens um 19.05 Uhr Schluss.“ Auch der Soundcheck ist auf eine Viertelstunde vor dem Start beschränkt, die Lautstärke dezimiert und die Lautsprecher so aufgestellt, dass sie möglichst wenig Schall von den Häuserfronten reflektieren.
Auswahl der Künstler für Gütersloh wurde angepasst
Sogar die Auswahl der Künstler wurde den Bedingungen angepasst. Kein „Rammstein auf Speed“, wie Reinhard Beckord sagt, sei angesagt, sondern vielfach Solokünstler oder Duos mit eher leiseren Tönen. Teamkollege Friedrich-Wilhelm Redeker ergänzt: „Am Ende steht das gesamte Line-Up für richtig gute Musik aus allen Stilrichtungen und für viele musikalische Geschmäcker.“
Los geht es am 9. Mai mit der Bielefelder Akustikband „Spätfrühling“, die Cajon statt Schlagzeug und Western- statt E-Gitarre bietet. Filigrane Fingerstyle-Gitarrenmusik bietet Henning Schröer aus Lippstadt am 16. Mai.Mit Indiefolk von „Threepwood N’String“ aus dem Ruhrgebiet geht es am 23. Mai weiter. Songs aus fünf Jahrzehnten Popmusikgeschichte präsentiert das Duo „Shannenigans“ am 30. Mai.

Trotz aller Zurückhaltung: Es gibt auch größere Formationen zu erleben. Das Bielefelder Quartett Beckhouse“ spielt zünftige Rockklassiker (6. Juni). Zu Unrecht unterschätzten Rock, Pop und Funk aus der „zweiten Reihe“ der Musikgeschichte bietet das Quintett „Downtown Flyers“ am 13. Juni. Und wer einen Mix aus Pop, Jazz und World Music schätzt, darf sich auf das Duo Mariana & Alexander am 20. Mai freuen.
60 Bewerbungen pro Jahr für Gütersloher Event
Schwierigkeiten, interessante Künstler aus der Region zu finden, haben die Organisatoren nicht. „Jährlich treffen etwa 60 Bewerbungen ein“, sagt Friedrich-Wilhelm Redeker. Zudem habe man selbst immer alle Augen und Ohren offen, um auch junge Newcomer wie das Heavy-Metal- und Hardrock-Trio „Showdown“ aus Bielefeld engagieren zu können. Und das immer gegen eine ordentliche Gage, wie die Macher betonen.
Dank treuer Sponsoren bleibt auch in diesem Jahr der Eintritt frei. Wer sich dankbar zeigen will, kann Geld in die aufgestellten Sammelbüchsen werfen. Oder beim Abbau der Bierbänke helfen. Damit nach dem Konzert wieder schnell Ruhe herrscht am Dreiecksplatz. Mehr Informationen unter www.dreiecksplatz-gt.de