Preiserhöhung im „Welle“ Freizeitbad Gütersloh – Kunde fühlt sich abgezockt

Gütersloh. Die erneute Preiserhöhung der Stadtwerke Gütersloh für ihre Bäder hat vor allem bei regelmäßigen Schwimmern für Verärgerung gesorgt. Während in den meisten Kategorien der Anstieg bei 5 Prozent lag, beträgt er für die Jahreskarte satte 10 Prozent. Dabei wurde erst vor einem Jahr an der Preisschraube gedreht. Seit Dienstag, 7. Januar, gelten höhere Preise. Dass sie, wie Stadtwerke-Sprecherin Sina Schäffer mitteilt, im Vergleich zu Nachbarkommunen &bdquo;im soliden Mittelfeld liegen“, zeige die Familienkarte (zwei Erwachsene, drei Kinder). Sie kostet nun 35,20 statt 33,50 Euro. In anderen Freizeitbädern in der Region würden die Preise zwischen 32 Euro (an Wochenenden) und mehr als 50 Euro für lediglich vier Personen liegen. Anders sieht es hingegen für Kundinnen und Kunden einer Jahreskarte aus, die zum Eintritt in die Welle und ins Nordbad berechtigt. Dafür sind (für Erwachsene ohne Ermäßigung) statt 390 nun 430 Euro zu berappen. Für eine 90-Minuten-Karte für die Welle sind statt 6,90 Euro nun 7,20 Euro fällig, im Nordbad ist der Preis für die Tageskarte mit 5,50 Euro stabil geblieben. Lesen Sie dazu: Preiserhöhung im Gütersloher Freizeitbad &bdquo;Welle“ – auch neue Sauna betroffen Verler Schwimmbad ist konkurrenzlos günstig Bei regelmäßigen Schwimmern, die oft eine Jahreskarte haben, kommt das nicht gut an. In Mails an die Redaktion verweisen &bdquo;NW“-Leser auf die Eintrittspreise von Schwimmbädern in benachbarten Kommunen, wo das Schwimmen deutlich günstiger sei. So kostet die Jahreskarte in Harsewinkel 115 Euro (Tagesticket: 2,60 Euro) und für die Bielefelder Bäder als Clubmitglied 300 Euro. Die Tagespreise hier liegen zwischen 5 Euro und 6,50 Euro. In Verl ist der Eintritt mit einem Euro für die bald geschlossene Kleinschwimmhalle konkurrenzlos günstig. Im neuen Hallenbad, das im April eröffnet wird, soll das Tagesticket dann 4 Euro kosten. Für die Jahreskarte (Kombi Frei- und Hallenbad) sind 150 Euro zu bezahlen. Selbst in der Paderborner Schwimmoper, das einzige Hallenschwimmbad mit einer 50-Meter-Bahn in OWL, ist die Tageskarte mit 4,90 Euro immer noch deutlich günstiger als in Gütersloh. Daher schreibt &bdquo;NW“-Leser Michael Mettenmacher, nach eigener Aussage seit Jahren im Besitz einer Jahreskarte: &bdquo;Wenn meine jetzige Dauerkarte im Oktober ausläuft, denke ich, dass ich erst einmal die Alternativen ausprobiere, denn in Gütersloh ist das Schwimmen ja fast nicht mehr zu bezahlen, und die erneute Erhöhung fühlt sich wie Abzocke an.“ Betriebskosten noch nicht auf Vorkriegsniveau Die Stadtwerke hatten als Grund für die Erhöhung die &bdquo;nach wie vor hohen Betriebskosten“ genannt. Die Energiekosten, &bdquo;die sich insgesamt längst nicht wieder auf einem Vorkrisenniveau befinden“, sind laut der Stadtwerke-Sprecherin nicht der einzige Grund. Auch Personal- wie Materialkosten spielen eine Rolle. Moniert wird von den Schwimmern auch die Preispolitik für die Welle. &bdquo;Für mich ist nicht einsehbar, dass ich für das Bahnenziehen im Sportbecken das ganze Spaßangebot mitfinanziere. Das war vor Jahren besser geregelt, als man nur das Sportbecken bezahlen musste“, schreibt Michael Mettenmacher. Ähnlich argumentiert Harald Holzheuer: &bdquo;Die Preiserhöhung der Saunapreise beträgt nur 5 Prozent.“ Holzheuer fragt: &bdquo;Sollen etwa die Schwimmer das Defizit ausgleichen?“ Sina Schäffer entgegnet auf die Kritik: &bdquo;Wir ermöglichen mit der einheitlichen Preisgestaltung eine flexible und freie Nutzung der einzelnen Bereiche unserer ,Welle’. Das schätzen viele Besucher. Wer im Sportbecken seine Bahnen gezogen hat, kann dank dieser Regelung spontan im Whirlpool, unserem Dampfbad oder in der Tropendusche entspannen.“ Auch eine unkomplizierte Nutzung des Innen- und Außenbereichs werde auf diese Weise ermöglicht. Preis für die Jahreskarten hat sich seit 2018 verdoppelt Den Einwand Harald Holzheuers, man würde mit dieser Preisgestaltung die Kunden vergraulen und so den Ertrag mindern, der durch die neuen höheren Preise nicht mehr ausgeglichen werden könne, sehen die Stadtwerke nicht. Schäffer: &bdquo;Unser Ziel ist eine faire, erschwingliche und sozial verträgliche Preisgestaltung, die jedoch gleichzeitig mit den wirtschaftlichen Anforderungen eines Bäderbetriebs in Einklang gebracht werden muss. Durch moderate Preisanpassungen im niedrigen Prozentbereich tragen wir diesen Herausforderungen Rechnung.“ Dabei war die Preiserhöhung gerade für die Jahreskarte alles andere als &bdquo;im niedrigen Prozentbereich“. Vergleicht man die verschiedenen Preiskategorien, so liegt die Preiserhöhung seit 2018 in den meisten Fällen bei 38 bis 40 Prozent. Bei der Jahreskarte wurde allerdings deutlich zugelangt: Deren Preis lag damals bei 210 Euro, heute sind es 430 Euro, eine Steigerung auf mehr als das Doppelte. Die Stadtwerke geben zu, &bdquo;dass die Preise bspw. für Kinder und Ermäßigte im Einzeltarif über die Jahre hinweg nicht so deutlich angepasst wurden wie die Preise für Dauerkarten“. Diese sei dennoch nach wie vor lohnenswert: &bdquo;Wenn ein Dauerkartenbesitzer im Schnitt mehr als einmal pro Woche schwimmen geht und ohne Dauerkarte einen Einzeleintritt von nun 7,20 Euro zahlen müsste, profitiert dieser nach wie vor von dem Dauerkartenpreis“, rechnet Schäffer vor. Preisanpassung gehört nicht zu den Sparbemühungen von Gütersloh Sie verneint auch, dass die Preisgestaltung, die für viele Schwimmer auf ihren Rücken ausgetragen wird, mit den Sparbemühungen der Stadt zu tun haben könnte. &bdquo;Die Preisanpassung steht in keinem unmittelbaren Zusammenhang mit dem Konsolidierungskurs der Stadt. Die Gestaltung unserer Eintrittspreise muss den wirtschaftlichen Anforderungen eines Bäderbetriebs gerecht werden.“ Schäffer verweist darauf, dass die Stadtwerke mit ihrer Preispolitik durchaus erfolgreich seien, wie die Zahlen zeigten: Mehr als 368.000 Menschen haben im vergangenen Jahr die Welle (ohne Järve-Sauna) besucht. &bdquo;Ein Rekord nach der umfangreichen Sanierung im Jahr 2017 und der Wiedereröffnung Anfang 2018. Diese Entwicklung freut uns und zeigt, dass wir auf einem für Gäste und Betrieb soliden Weg sind.“ Lesen Sie auch: Neues Angebot in Gütersloh: Riesige Sauna im Freizeitbad Welle feiert Premiere Ob das regelmäßige oder auch Gelegenheitsschwimmer auch so sehen, darf angesichts der Reaktionen bezweifelt werden. Rund 800 Menschen waren noch im Dezember 2022 im Besitz einer Jahreskarte. Nach Angaben der Stadtwerke sind es zurzeit 779. Bleibt abzuwarten, wie sich diese Zahl nach der Preiserhöhung entwickeln wird. Ein Schwimmer, der anonym bleiben möchte, hat den Verdacht: &bdquo;Die wollen uns hier nicht mehr haben.“

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