Teurerer Eintritt im Gütersloher Freizeitbad „Welle“ – „Preisschraube wurde überdreht“

Gütersloh. Die Stadtwerke Gütersloh haben bei ihren Bädern erneut deutlich an der Preisschraube gedreht. Um bis zu 10 Prozent sind die Eintrittspreise gestiegen. Dabei liegt die letzte &bdquo;Preisanpassung“, wie die Erhöhung euphemistisch bezeichnet wird, erst ein Jahr zurück. Vor allem regelmäßige Schwimmer fühlen sich &bdquo;abgezockt“, wie ein Leser der Redaktion schrieb. Das Gefühl ist berechtigt. Seit 2018 wurde der Preis der Jahreskarte nämlich deutlich stärker erhöht als andere Tarife. Liegt die Preissteigerung bei den meisten Tarifen seit 2018 um rund 40 Prozent, müssen gerade die treuesten Kunden, die Stammschwimmer, heute mehr als doppelt so viel zahlen wie vor sieben Jahren: 430 statt 210 Euro. Eine Preissteigerung um 105 Prozent. Ist es da ein Wunder, wenn ein Schwimmer den Verdacht äußert: &bdquo;Die wollen uns hier nicht mehr haben“? Spaßbadkunden lassen mehr Geld da Tatsächlich lässt sich an Besuchern eines Freizeitbades deutlich mehr verdienen als an stoischen Bahnenziehern. Letztere wollen nur regelmäßig schwimmen. Spaßbadkunden hingegen sind zwar seltener zu Gast, lassen aber bei ihrem Besuch mehr Geld da – am Eingang wie auch in der Gastronomie. Liegt der Kostendeckungsgrad bei Funktionsbädern im Schnitt bei 30 bis 40 Prozent, so können gute Erlebnisbäder eine Kostendeckung von 70 bis 80 Prozent erreichen, hat ein Experte schon vor einigen Jahren errechnet. Ist es da nicht verständlich, wenn Bäder mehr auf die Spaß- als auf die Schwimmkunden setzen? Zumal sich so bei einem kommunal geführten Bäderbetrieb auch der städtische Zuschuss senken lässt. Das erfreut alle Steuerzahlenden. Lesen Sie auch: So viel kostet der Eintritt ins Gütersloher Freizeitbad &bdquo;Welle“ jetzt Immer mehr Grundschüler können nicht schwimmen Doch so einfach ist es nicht. Kommunal betriebene Bäder zählen zur Daseinsvorsorge und müssen ihre Eintrittspreise so gestalten, dass sie allen Bevölkerungsschichten zugänglich sind. Denn bekanntermaßen ist (richtiges) Schwimmen gesund. Es stärkt Muskeln und Kreislauf und schont die Gelenke. Zu den Aufgaben einer Stadt gehört es zudem, ihre Einwohner fürs Wasser zu ertüchtigen. Das scheint nur noch eingeschränkt zu klappen: Immer mehr Kinder verlassen die (Grund-)Schule, ohne richtig schwimmen zu können. Deren Zahl hat sich laut DLRG-Umfrage aus dem Jahr 2022 von 2017 bis 2022 auf 20 Prozent um das Doppelte erhöht. Ohnehin haben laut DLRG nur 13 Prozent das Schwimmen in der Schule gelernt. Fast die Hälfte erlernt es von den Eltern, knapp ein Viertel in privaten Schwimmschulen oder in Vereinen. Aber auch die 57 Prozent als sicher eingestuften Schwimmer unter den Kindern und Jugendlichen müssen ihre Fähigkeiten außerhalb des Schul- und Vereinsschwimmens ausüben können, um sie zu erhalten. Dies geht unter der Woche allerdings wegen des weitgehend eingeschränkten öffentlichen Schwimmbetriebs im Nordbad leider nur in der Welle. Ob ein Eintrittspreis von 5,50 Euro für 90 Minuten oder eine Jahreskarte für 215 Euro (jeweils ermäßigte Tarife) geeignet sind, alle Bevölkerungsschichten zu erreichen, muss bezweifelt werden. Lesen Sie auch: Junge Gütersloher Gründer eröffnen neue Schwimmschule mit besonderem Fokus in Gütersloh Diese Schmerzgrenze könnte deutlich Kunden kosten Auch Ältere, die besonders von den gesundheitlichen Vorzügen des Schwimmens profitieren und deren Zahl zunimmt, sind oft nicht auf Rosen gebettet. Gerade diese Altersgruppe gibt nach DLRG-Angaben überproportional oft an, zwar schwimmen zu können, aber unsicher darin zu sein. Regelmäßiges Schwimmen könnte dem entgegenwirken. Doch dazu muss es bezahlbar sein. Klar: Kommunale Bäder sind ein Zuschussbetrieb. Wirtschaftlichkeit und die sozialverträgliche Gestaltung der Eintrittspreise in ein ausgewogenes Verhältnis zu setzen, ist eine Gratwanderung. Doch gerade im Schwimmbereich haben die Stadtwerke Gütersloh die Preisschraube mittlerweile überdreht. Es ist eine Schmerzgrenze erreicht, die deutlich Kunden kosten könnte. Die Stadtwerke sollten diese Entwicklung im Auge behalten – und gegebenenfalls darauf reagieren. Eine &bdquo;Preisanpassung“ muss nicht immer in die Höhe gehen.

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