Liquidität sinkt deutlich

Überraschend hohe Einnahmen: Gütersloh macht doch weniger Schulden als befürchtet

2024 macht die Stadt Gütersloh ein Minus von 42,6 Millionen Euro – das ist weniger als kalkuliert. Trotzdem gibt es Probleme.

Silvia Pöhler, Leiterin des Fachbereiches Finanzen und kommissarische Kämmerin in Gütersloh, stellt die aktuellen Zahlen vor. | © Andreas Frücht

Ludger Osterkamp
20.12.2024 | 20.12.2024, 13:47

Gütersloh. Die Stadt Gütersloh macht dieses Jahr weniger Schulden als befürchtet. Nach aktueller Lage schließt sie 2024 mit einem Defizit von 42,6 Millionen Euro ab, eine Verbesserung von 24,6 Millionen Euro gegenüber dem, was sie zu Beginn veranschlagt hatte. Das geht aus den Zahlen hervor, die die Leiterin des Fachbereiches Finanzen, Silvia Pöhler, jetzt den Ratsfraktionen vorlegte.

Dass die Prognose nicht mehr ganz so düster wie zu Jahresanfang ausfällt, hatte sich schon bei der vorigen Prognose im Oktober abgezeichnet. Nun ist die voraussichtliche Finanzlücke um weitere 3,9 Millionen Euro geschrumpft.

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Hauptgrund für das bessere Ergebnis sind die überraschend hohen Einnahmen durch die Gewerbesteuer. Die Stadt hatte mit einen Einbruch auf 59 Millionen Euro kalkuliert, nun aber überweisen ihr die Firmen (via Finanzamt) doch 69 Millionen Euro. Das ist zwar immer noch spärlich verglichen mit früher – der Mittelwert in den vergangenen elf Jahren lag laut Pöhler bei 82 Millionen Euro -, aber eben nicht so niedrig wie befürchtet.

Stadt Gütersloh setzt Projekte nicht um

Bei den Ausgaben und Investitionen ist es wie so oft in den vergangenen Jahren: Die Stadt schafft es nicht, alle geplanten Projekte umzusetzen, also behält sie Geld übrig. Pöhler erklärt das auch damit, dass der Haushalt 2024 erst so spät, im Laufe des Frühjahrs, verabschiedet wurde. „Wir mussten ungefähr fünf Monate warten, bis wir die Aufträge rausschicken konnten. Da ist es klar, dass noch nicht alles fertig und ausgegeben ist.“

Ein angenehmer Nebeneffekt ist allerdings, dass die Stadt diese Verzögerung nutzte, die eingeplanten Mittel vorübergehend zinsbringend anzulegen. Dieses geschickte Finanzmanagement spülte knapp 900.000 Euro in die Kasse. Spätere (und geringere) Ausgaben verringerten zugleich den Zinsaufwand.

Bedenklich stimmt, dass die Liquidität der Stadt rapide abnimmt. Aktuell liegt der Bestand bei nur noch 19 Millionen Euro – und das auch nur, weil die Stadt noch vor Kurzem einen Kredit von zehn Millionen Euro aufgenommen habe, so Pöhler. Zum Vergleich: Vor zwei Jahren lag die Liquidität noch bei rund hundert Millionen Euro.

Viel Geld geht an den Kreis Gütersloh

Was inzwischen enorm ins Gewicht fällt, ist die Höhe der Kreisumlage, sprich: jene Mittel, die die Stadt an den Kämmerer des Kreises überweist. Dieses Jahr liegt die Kreisumlage bei 70,4 Millionen Euro, im kommenden Jahr soll sie gar auf 76 Millionen Euro steigen. Dennoch nickten die Fraktionen im Finanzausschuss diese Erhöhung einstimmig ab.

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Der Kreis begründet den Anstieg hauptsächlich mit „externen Faktoren“ und meint damit das Geld, das personalgebunden in Schulen, in den Bereich Jugend und in den Nahverkehr fließe. Höhere Transferleistungen seien auch für die Kitas und das Jobcenter erforderlich. Ein weiterer Kostentreiber sei die Landschaftsumlage, die wiederum durch höhere Ausgaben bei den Hilfeleistungen des Landschaftsverbandes steigt.

Immerhin sei beim Kreis aber das Bemühen zu erkennen, die Personalkosten nicht weiter wachsen zu lassen, sagte Marco Mantovanelli, Vorsitzender des Gütersloher Finanzausschusses. „Auch beim Kreis ist jetzt Sparen angesagt.“