Trotz Warnungen: Glücksspiel an Automaten in Gütersloh wird teurer

Gütersloh. Die Ratsfraktionen haben sich von der Warnung des Deutschen Automaten-Verbandes kein bisschen beeindrucken lassen. Ohne jede Diskussion und bei nur einer Gegenstimme (AfD) und einer Enthaltung (FDP) beschlossen sie in der Sitzung des Finanzausschusses am Montagabend, die Vergnügungssteuer zu erhöhen. Ab kommendem Jahr schöpft die Stadt Gütersloh demnach sechs statt fünf Prozent des Spieleinsatzes ab. Davon verspricht sie sich zusätzliche Einnahmen von 180.000 Euro. Formell muss der Rat das Votum am Donnerstag noch bestätigen, allerdings ist die Tendenz eindeutig. Ein heimischer Spielhallen-Betreiber, der zugleich dem Vorstand des Verbandes angehört, hatte gewarnt, die Stadt werde durch die Erhöhung keine Mehreinnahmen erzielen, sondern das Glücksspiel lediglich aus den offiziellen Spielhallen in den Graubereich von Hinterzimmern und Teestuben vertreiben. Die Stadtverwaltung schätzt das anders ein – und die Ratsfraktionen offenbar auch. Der Anstieg um ein Prozent werde keine &bdquo;Erdrosselungswirkung“ haben, heißt es. Illegale Angebote werden nicht wirksam genug bekämpft Die Leiterin der Landesfachstelle Glücksspielsucht der Suchtkooperation NRW, Verena Küpperbusch, erklärt in einer Stellungnahme, das Schließen von Spielhallen habe &bdquo;mittelbar einen präventiven Effekt für potenzielle Spielerinnen und Spieler. Durch eine veränderte Verfügbarkeit und Sichtbarkeit des Glücksspiels werden die Rahmenbedingungen für eine risikoärmere Gesellschaft geschaffen. Die Maßnahme kann dazu beitragen, den Einstieg ins Glücksspiel zu erschweren, bestehendes problematisches Verhalten zu reduzieren und den Spielerschutz insgesamt zu stärken. Als Landesfachstelle setzen wir uns daher für eine Angebotsreduktion ein“, so Küpperbusch. Lesen Sie auch: Einbruch in Gütersloher Kultkneipe: Täter werfen Scheibe ein und plündern Spielautomaten Ein Abdriften in die Illegalität werde zwar von Glücksspielanbietern gern behauptet, sei jedoch durch keine Studie weltweit belegbar, so Küpperbusch weiter. &bdquo;Sollte es tatsächlich zu einer Abwanderung kommen, liegt die Ursache vermutlich darin, dass die illegalen Angebote nicht wirksam genug bekämpft werden. Die Nutzerinnen und Nutzer weichen dann auf die vorhandenen Angebote aus – schlicht weil sie vorhanden sind.“ Weder persönlich noch in ihrer Funktion als Leiterin der Landesfachstelle unterstütze sie in irgendeiner Form die Automatenwirtschaft oder sonstige Glücksspielanbieter. Plöger: Legales Spiel ist so gut wie tot Thomas Plöger vom Vorstand des Deutschen Automaten-Verbandes hingegen sagt, die Aussage, dass die Schließung von Spielhallen einen &bdquo;präventiven Effekt habe“, sei seines Wissens nicht wissenschaftlich belegt und werde von der Ausbreitung des Illegalen Angebotes konterkariert. &bdquo;Ich kann Frau Küpperbusch nur ermutigen, sich in einschlägigen Vierteln der Stadtstaaten umzuschauen. Dort haben die strengen Spielhallengesetze zu einer massiven Ausbreitung der Schwarzmärkte geführt. Das legale Spiel dagegen ist so gut wie tot.“ Seine Firma hat ihren Sitz in Schloß Holte-Stukenbrock, aber Plöger ist zugleich Lobbyist: Er gehört dem Vorstand des Deutschen Automaten-Verbandes an. Sein Hauptargument: Die Stadt werde nicht wie erhofft ihre Einnahmen erhöhen. Stattdessen werde sie durch die Verteuerung des legalen Glücksspiels die Kunden aus den offiziellen Spielhallen vertreiben – direkt in den Graubereich von Hinterzimmern und Teestuben. Bei den Spielhallen rassele es Insolvenzen &bdquo;Die Stadt wird nur Ärger damit haben, aber keinen Cent mehr“, sagt der Unternehmer. Erfahrungen in anderen Kommunen hätten das gezeigt. Manche Kommunen hätten die Steuer deswegen schon wieder gesenkt, etwa Leipzig. In anderen Kommunen sei es zum Spielhallensterben gekommen. Vor anderthalb Jahren berichtete der &bdquo;Spiegel“ über diese Entwicklung, Überschrift: &bdquo;Das Millionengeschäft mit heimlichen Spielhöllen“. Als Kronzeuge, wie sehr das Anziehen der Steuerschraube den legalen Daddelhallen zusetzt, kommt Thomas Plöger zu Wort. &bdquo;Bei den Spielhallen rasselt es Insolvenzen“, sagt er im &bdquo;NW“-Gespräch. Verteuern sie das Spielen an den Automaten, bleiben die Kunden weg, tun sie es nicht, sei die erhöhte Steuer genau das Tröpfchen, dass den Betrieben den Garaus mache. Mittlerweile gebe es in Deutschland 50.000 illegale Automaten, so das Landeskriminalamt. Marten GmbH betreibt 200 Automaten in OWL Das LKA vertrete die Ansicht, durch Überregulierung werde das illegale Spiel belebt. Das widerspreche dem Geist des Glücksspielstaatsvertrages, dessen Absicht es sei, das Glücksspiel zu kanalisieren, es in geordnete Bahnen zu lenken. Lesen Sie auch: Grundsteuer in Gütersloh ab 2025 erhöht: Das müssen Hausbesitzer und Mieter nun wissen Besonders anschaulich sei das jüngst bei einem Vorfall in Bielefeld geworden. Nachdem die Polizei streng in einer Teestube kontrollierte, sei anschließend in der direkt daneben liegenden legalen Halle endlich wieder Betrieb gewesen. 14 Filialen mit rund 200 Automaten betreibt die Automaten Marten GmbH, fast alle in OWL. Im Kreis Gütersloh ist Marten nur in Rietberg vertreten, nicht aber in Gütersloh.

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