Infektionsgefahr: In vielen Gütersloher Barbershops fehlt qualifiziertes Personal

Gütersloh. Sie heißen Buzzcut, Fade oder Taper – die derzeit angesagten Kurzhaarfrisuren bei Jugendlichen und jungen Männern, bei denen vor allem die Seiten mit einer Haarschneidemaschine in Form gebracht werden. Wer nach dem Besuch eines Barbershops oder eines Friseurs jedoch über gerötete Haut, Juckreiz oder Entzündungen an Kopfhaut oder am Nacken klagt, hat sich vermutlich zusätzlich zum neuen Haarschnitt auch noch den Hautpilz Trichophyton tonsurans eingehandelt. Dermatologen beobachten eine Zunahme der Infektion. Nicht nur soziale Medien warnen die modebewussten Barbershop-Besucher vor der möglichen Gefahr. Auch die &bdquo;Apotheken-Umschau“ hat sich des Themas bereits angenommen. &bdquo;Wir sehen sehr viele Betroffene mit Pilzinfektionen am Kopf, vor allem im Nacken, wo die Haare ausrasiert werden“, wird hier Petra Wörl, Oberärztin an der Erlanger Hautklinik, zitiert. Lesen Sie auch: Ohne Meister: Großkontrolle in Bielefelder Friseur-Branche deckt Mängel auf Wenn Rasierklingen nicht ausreichend desinfiziert werden, kann es beispielsweise beim Undercut durch die Rasur zu kleinen Verletzungen kommen, durch die die Pilzsporen von Kunde zu Kunde übertragen werden. &bdquo;Trichophyton tonsurans wurde in unserer Praxis in den letzten Monaten sporadisch nachgewiesen“, bestätigt auch der Gütersloher Facharzt für Dermatologie, Bodo Melnik. Hautpilz wird häufig beim Kampfsport übertragen Der Pilz, ein Dermatophyt, werde häufig beim Ringen übertragen, was ihm auch im Volksmund die Bezeichnung &bdquo;Ringerpilz“ eingebracht hat. Melnik berichtet, dass er vor einigen Wochen einen Jungen mit einem Pilzbefall der Kopfhaut und der Haarwurzeln behandelt habe, der in einer Ringer-Sportgruppe aktiv sei. &bdquo;Andere Sportkameraden, die in anderen Praxen therapiert wurden, hatten wohl auch diesen Pilzbefall“, so der Dermatologe. Hier sei eine Übertragung durch direkten Körperkontakt beim Kampfsport oder durch kontaminierte Bodenmatten möglich. &bdquo;Aber auch durch kontaminierte Instrumente im Friseurbereich“, bestätigt Melnik. Befallene Haustiere könnten den Pilz ebenfalls übertragen. Die heimischen Friseurbetriebe sind für das Thema sensibilisiert, der Zentralverband hat sie über den sich ausbreitenden Pilz informiert und dazu aufgefordert, verstärkt auf Hautbildveränderungen bei ihren Kundinnen und Kunden zu achten. &bdquo;Frühzeitiges Erkennen und entsprechende Empfehlungen können dazu beitragen, Hautpilzerkrankungen schnellstmöglich zu identifizieren und zu behandeln“, heißt es in der Information. Barbershops in Gütersloh arbeiten ohne erforderliche Qualifikation &bdquo;Ein Friseurmeisterbetrieb hält sich regelmäßig durch Aus- und Fortbildungen auf dem neuesten Stand. Unsere Meister wissen genau, wie wichtig Hygiene ist. Gerade hier spielt Expertise eine entscheidende Rolle. In nicht fachgerecht geführten Betrieben besteht ein erhöhtes Risiko von Hygienemängeln, die ernsthafte Probleme wie die Übertragung von Hautpilzen oder anderen Infektionen verursachen können“, sagt Andreas Drenkelforth, Obermeister der Friseur-Innung Gütersloh. Gerade erst hätten Kontrollen von Zoll und Ordnungsamt gezeigt, dass zahlreiche Barbershops und Friseurbetriebe in Gütersloh ohne die erforderliche Qualifikation arbeiten. Laut Marina Venne, stellvertretende Leiterin des Fachbereichs Ordnung bei der Stadt Gütersloh, war es bei dem landesweiten Aktionstag vor allen um die Verhütung von Schwarzarbeit gegangen und um die Frage, ob die Betriebe von den Verantwortlichen geführt würden. Lesen Sie auch: Auffällige Frisuren in Gütersloh: Nachwuchs-Talente kämpfen um begehrten Preis Für Hygienefragen sei das Gesundheitsamt zuständig. In fünf der neun kontrollierten Betriebe in Gütersloh trafen die Kontrolleure keinen qualifizierten Betriebsleiter an. &bdquo;Das Ergebnis überrascht uns nicht“, sagt Andreas Drenkelforth. &bdquo;Unsere Mitglieder kämpfen mit unfairer Konkurrenz durch Betriebe, die sich nicht an die Anforderungen halten. Das stellt nicht nur ein Problem für die Meisterbetriebe dar, sondern auch für die Kunden, die auf Fachwissen und hygienische Standards vertrauen.“ Kein Gütersloher Barbershop äußerte sich Wer auf Qualität und Sicherheit setzt, sollte sich laut Drenkelforth für einen Innungsbetrieb entscheiden: &bdquo;Wir unterstützen unsere Mitglieder umfassend dabei, Gesundheit, Hygiene und Arbeitsschutz im Blick zu behalten.“, so der Obermeister. &bdquo;Unsere Innung organisiert regelmäßig Fortbildungen in diesen Bereichen. Zudem stehen wir im engen Austausch mit dem Gesundheitsamt des Kreises und der Berufsgenossenschaft, sodass Innungs-Friseure stets gut informiert sind, um sämtliche gesetzlichen Vorgaben zuverlässig einzuhalten.“ In der Gütersloher Innenstadt fand sich kein Barbershop, der sich gegenüber der NW zu den Razzien äußern wollte. &bdquo;Nur weil an einem Betrieb Barbershop steht, heißt das ja nicht, dass man sich nicht an die Regeln hält“, warnt Matthias Stockkamp, Sprecher der Gütersloher Kreishandwerkerschaft davor, alle Friseure und Barbiere über einen Kamm zu scheren. Der &bdquo;Barber Shop“ an der Werner-von-Siemens-Straße 18, firmeneigener Friseur der Hagedorn-Gruppe, war nicht Ziel der Kontrollen. Friseurin Sabine Arensmeier hat zusätzlich zu ihrer Handwerksausbildung noch die Barbier-Akademie in Düsseldorf besucht. &bdquo;Die Desinfektion der Scheren sollte selbstverständlich sein“, sagt sie. Ebenso, dass für jeden Kunden ein neues Messer verwendet werde.

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