Matthes will Güterslohs neuer Bürgermeister werden – „Schlafort ist nicht entscheidend“

Gütersloh. Der Volksmund würde sagen, Henning Matthes ist ein &bdquo;früher Vogel“. &bdquo;Ich bin um kurz nach fünf wach“, erzählt der CDU-Kandidat für das Amt des Bürgermeisters in Gütersloh. &bdquo;Und dann gehe ich erstmal laufen, eine halbe, dreiviertel Stunde, ohne Handy, ohne Uhr.“ Wieder in seiner hellen Wohnung im Bielefelder Westen angekommen wird geduscht, dann folgt der Blick in die Zeitung und ein erster Kaffee. Henning Matthes drückt auf den silbernen Knopf, rasselnd werden die Bohnen im Vollautomaten gemahlen, surrend läuft das dampfende braune Getränk in die Tasse. Dazu noch ein Schokokeks. &bdquo;Die sind ganz lecker - vom Gardasee“, erzählt seine Frau Janine, die von ihrem Homeoffice-Platz am Esstisch im Wohnzimmer auch auf einen Kaffee in die Küche gekommen ist. In Italien hat die Familie in den Sommerferien Urlaub gemacht – einmal durchschnaufen vor dem anstehenden Wahlkampf. Auf der Platte des Küchentisches mit dem bunten Mosaik steht eine rote Wasserkaraffe in Form eines Fisches. &bdquo;Das ist Gluck – die Kanne heißt so, weil sie beim Einschenken gluckert“, erzählt der 46-jährige Kandidat schmunzelnd und lehnt sich entspannt zurück. Jeden Morgen Frühstück mit Tochter Ida Doch zurück zum morgendlichen Ritual des Ersten Beigeordneten der Stadt Gütersloh. &bdquo;Um viertel vor sieben wecke ich meine Tochter Ida und frühstücke mit ihr“. Für die Neunjährige gibt’s dann meist Müsli, für den Papa Brötchen. &bdquo;Um Viertel vor acht gehen wir dann los zu Stapenhorstschule“, erzählt Henning Matthes. Nicht ohne vorher bei der Bäckerei Pörschke noch eine Laugenstange für Ida zu kaufen. &bdquo;Das gehört immer dazu.“ An diesem Morgen habe er seine Tochter allerdings mit dem Rad zu Schule gebracht. &bdquo;Anfang November ist Fahrradprüfung. Und heute kommt die Polizei und schaut, ob alle Räder in Ordnung sind.“ Wahlarena im November: Wer wird Güterslohs nächster Bürgermeister? Spielt der Wohnort wirklich keine Rolle? Dann ist die Vater-Tochter-Zeit, die ihm so wichtig ist, zu Ende: Es geht nach Gütersloh ins Rathaus, aus dem Auto heraus führt Matthes schon die ersten Telefonate. &bdquo;Ich fahre 20 Minuten – so lange wäre ich auch aus einem Gütersloher Ortsteil unterwegs“, sagt er und man merkt, dass ihn der Vorwurf, dass er seinen Wohnsitz nicht in Gütersloh habe, anficht. &bdquo;Ich arbeite 60 bis 70 Stunden pro Woche für die Stadt. Und keiner kann mir unterstellen, dass ich das nicht mit Herzblut mache“, sagt Matthes und ergänzt: &bdquo;Der Schlafort ist nicht entscheidend.“ Engagement und Kompetenz, das zähle. Die Verbundenheit mit der Stadt und dem Kreis Gütersloh ist groß. Geboren im Juni 1978 in Brilon ist Henning Matthes in Rheda-Wiedenbrück aufgewachsen. Dort hat er auch sein Abitur absolviert und seinen Zivildienst als Rettungssanitäter bei der Feuerwehr Rheda-Wiedenbrück. &bdquo;Die Zeit war spannend. Da habe ich sogar überlegt, ob ich da nicht weiter mache.“ Lesen Sie auch: Video von Norbert Morkes: So äußern sich die Gütersloher Bürgermeister-Kandidaten Plötzlich eine Anzeige wegen Verleumdung Morkes’ im Briefkasten Doch dann schlägt er wie ursprünglich geplant die Verwaltungslaufbahn ein, studiert an der Fachhochschule für die öffentliche Verwaltung und arbeitet zunächst bei der Kreisverwaltung Gütersloh im Bereich Arbeit und Soziales, dann in leitenden Positionen bei der GT Aktiv GmbH Arbeitsvermittlung, die später dann zum Jobcenter wird. 2015 wird der Diplom-Verwaltungswirt, der seit zehn Jahren Mitglied der CDU ist, Vorstand des Jobcenters Lippe, 2019 Beigeordneter für die Bereiche Jugend, Familie, Schule, Soziales und Sport bei der Stadt Gütersloh. Verwaltung, das ist sein Ding. Vor gut zwei Jahren wurde er dann zum Ersten Beigeordneten gewählt und damit zum allgemeinen Vertreter des Bürgermeisters – eine Aufgabe, die mit der Abwahl von Bürgermeister Norbert Morkes eine ganz neue Dimension bekam. &bdquo;Da habe ich schon einige Nächte schlecht geschlafen. Vor allem, als dann noch die Anzeige wegen Verleumdung Morkes im Briefkasten lag. &bdquo;In der Schule wurde unsere Tochter gefragt, ob ihr Papa jetzt ins Gefängnis muss“, erzählt Janine Matthes kopfschüttelnd und man merkt ihr den Ärger an. &bdquo;Henning ist immer der ruhigere von uns beiden“, betont sie. &bdquo;Mein Vater sagt immer: Glücklich ist, wer vergisst, was nicht mehr zu ändern ist“, zitiert er. Seine Ehefrau steht hinter ihm &bdquo;Ihr Verwaltungsexperte mit Verstand und Herz“, lautet Matthes’ Wahlkampf-Slogan. &bdquo;Ich habe mir schon Gedanken darüber gemacht, ob ich das machen will“, erinnert er sich an die Entscheidung, für das Amt des Bürgermeisters zu kandidieren. &bdquo;Und ich habe mit meiner Frau darüber diskutiert.“ &bdquo;Ich glaube, dass das sein Weg ist“, sagt Janine Matthes. &bdquo;Er weiß, was er tut. Und er macht es gut und mit Leidenschaft“, bekräftigt seine Frau. &bdquo;Ich kann das beurteilen, schließlich habe ich ihn im beruflichen Kontext kennengelernt.“ Die 43-Jährige ist Volljuristin und leitet eine Stabsstelle beim Jugendamt des Kreises Lippe. Ihre Eltern leben in Friedrichsdorf, ihr Abitur hat sie an der Anne-Frank-Gesamtschule gemacht. &bdquo;Ich bin nicht so der krawallige Typ“ Die großen Gütersloher Themen - Henning Matthes hat sie schon auf dem Schreibtisch. &bdquo;Eine Riesen-Herausforderung ist die Haushalts-Konsolidierung. Ohne solide finanzielle Basis sind Investitionen in Bildung, Infrastruktur und soziale Projekte nicht möglich“, sagt er. Man müsse mit Augenmaß und auf Sicht sparen – schließlich verantworte er in seinem Bereich auch die größten Ausgabenpositionen der Stadt. Dafür scheue er keine Auseinandersetzung – &bdquo;aber ich bin nicht so der krawallige Typ“. Ruhig und besonnen versucht er Standpunkt und Argumente zu erläutern. &bdquo;Mir ist wichtig, Bürgerinnen und Bürger über die Finanzlage der Stadt umfassend zu informieren.“ Eine digitale Finanzplattform schwebt ihm vor, auf der städtische Ausgaben und Einnahmen für die Öffentlichkeit einsehbar sind. Mobilität, Klimawandel, Schule – das sind nur drei dicke Brocken, die auf nicht nur auf Gütersloh zukommen. Henning Matthes setzt dabei auf Solidarität in der Stadtgesellschaft. &bdquo;Wir haben so viel ehrenamtliches und bürgerschaftliches Engagement in der Stadt. Wir sollten uns zusammensetzen und gemeinsam Strategien entwickeln.“ Ideen wie der Bürgerwald müssten weitergedacht werden. Haustürwahlkampf in den Herbstferien Seine Vorstellungen für Gütersloh hat Matthes auf seiner Homepage aufgeschrieben, die Herbstferien will er für den Haustürwahlkampf nutzen. Mag sein, dass ihn dann auch jemand auf die hellen Stellen um sein rechtes Auge, an Augenbraue und Wimpern anspricht. Achselzucken. Nein, eitel ist er nicht. Die weißen Flecken seien im Studium plötzlich aufgetaucht. &bdquo;Kürzlich hat jemand an der Supermarktkasse zu mir gesagt: ,Sie haben da noch Creme an der Augenbraue!’“, erzählt er schmunzelnd und nimmt noch einen Schluck Kaffee.

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