Güterslohs neuer Bürgermeister: Das ändert sich jetzt für Matthias Trepper

Gütersloh. Adam Weinand, Fritz Bohnenkamp, Hans Hossius, Hermann Vogelsang, Maria Unger. Es ist keinesfalls so, dass in Gütersloh, wo die CDU traditionell die stärkste politische Kraft stellt, SPD-Bewerber fürs höchste Amt der Stadt chancenlos wären. Aber die Wucht, mit der die Gütersloher Matthias Trepper am Sonntag auf den Schild hoben, hat viele überrascht – auch den neuen Bürgermeister selbst. &bdquo;Ich bin immer noch in der Verarbeitungsphase", sagt der neue Bürgermeister am Tag nach der Wahl. Trepper ging mit einem Vorsprung von 23 Prozent aus der Stichwahl – ein gewaltiger, von kaum jemandem erwarteter Triumph. 61,51 Prozent stimmten für den SPD-Kandidaten, nur 38,49 Prozent für den CDU-Konkurrenten Henning Matthes. In allen 44 Wahlbezirken holte er die Mehrheit, fast immer deutlich, in einem Fall (Gesamtschule Ahornallee) sogar mit mehr als 70 Prozent. Neuer Gütersloher Bürgermeister total überrascht Entsprechend fällt seine Freude und die seiner Genossen aus. Riesig. &bdquo;Ich bin mir der großen Verantwortung, die das Amt mit sich bringt, bewusst", sagt der 56-Jährige. &bdquo;Gleichzeitig habe ich richtig Bock anzufangen." Trepper ist für die Dauer von sechs Jahren gewählt. Dass er sofort einsteigen kann, habe ihn am Wahlabend überrascht. &bdquo;Ich bin davon ausgegangen, dass ich etwas Zeit habe, um mich vorzubereiten." Seine Aufgaben als Sparkassen-Sprecher zu übergeben und sich ins Amt des Bürgermeisters einzuarbeiten, passiert jetzt im Parallelflug. &bdquo;Zum Glück ist das Rathaus ja nicht weit von meinem alten Arbeitsplatz entfernt", sagt er. Videos, Fotos, Reaktionen: Der große Newsblog zur Stichwahl in Gütersloh Matthias Treppers Privatleben ändert sich Nicht nur das Berufs-, auch sein Privatleben ändert sich. Denn mit dem neuen Amt sind einige seiner Ehrenämter nicht vereinbar. &bdquo;Ich werde meine Ämter, wie beispielsweise den Vorsitz im Heimatverein oder bei der Arbeitslosenselbsthilfe nach und nach niederlegen." Passives Mitglied bleibe er. Seine Genossen feiern den Wahlsieg sehr. &bdquo;Auch nach einer Nacht Schlaf freue ich mich, dass nach neun Jahren endlich wieder ein Sozialdemokrat an der Spitze unserer Stadt steht", sagt Stadtverbandsvorsitzende Elvan Korkmaz-Emre. &bdquo;Ich bin mir sicher, dass Matthias der Richtige ist, um die Gräben in der Stadtgesellschaft wieder zuzuschütten", fügt sie hinzu. Der SPD-Fraktionsvorsitzende im Stadtrat, Volker Richter, stößt ins gleiche Horn. &bdquo;Das Wahlergebnis ist ein hervorragendes Ergebnis für Matthias Trepper und die Sozialdemokraten in Gütersloh." Korkmaz-Emre und Richter erhoffen sich davon einen Schwung, der über die Bundestagswahl im Februar hinaus bis zu den Kommunalwahlen im Herbst anhalten. Matthias Trepper privat: So lebt der neue Gütersloher Bürgermeister Hat die CDU das Thema Wohnort unterschätzt? Die CDU leckt am Tag danach ihre Wunden. Es sei nicht einfach, dieses Ergebnis zu verdauen, sagte Fraktionsvorsitzender Heiner Kollmeyer. Die Deutlichkeit der Niederlage werfe Fragen auf. Vielleicht, so Kollmeyer, habe die CDU das Thema Wohnort unterschätzt. Vielleicht hätte sie auch einen schärferen Wahlkampf führen und Trepper offensiver angehen müssen. Dass Matthes der richtige Kandidat war, daran habe seine Partei aber auch im Nachhinein keine Zweifel. &bdquo;Wir haben ihn aus voller Überzeugung nominiert, weil er der Beste für dieses Amt gewesen wäre." Matthes habe ein Jahr – seit Krankschreibung und Abwahl von Norbert Morkes – souverän und unaufgeregt die Verwaltung geführt. Kollmeyer: &bdquo;Das wird fraktionsübergreifend und auch außerhalb des Rathauses so gesehen. Da kann man fragen, wen man will. Er hat unter hohen Anstrengungen Bravouröses geleistet, und es ist bedauerlich, dass das in der öffentlichen Wahrnehmung so wenig eine Rolle gespielt hat. Stattdessen ging es hauptsächlich um die Frage, wo er denn nun wohnt." Trepper spielt Trumpf aus Tatsächlich hatte Trepper diesen Trumpf in seiner Kampagne ausgespielt. &bdquo;Ein Gütersloher für Gütersloh", so stand es auf seinen Plakaten zu lesen. &bdquo;Hier geboren. Hier zuhause. Hier engagiert." Dagegen anzukommen, gelang der CDU nicht. &bdquo;Das müssen wir akzeptieren und unsere Erkenntnisse daraus ziehen", sagt Kollmeyer. Soweit okay. Ärgerlich aber sei das Bemühen gewesen, Matthes den Begriff Königsmörder anzuhängen. &bdquo;Damit tut man ihm völlig unrecht", so Kollmeyer. &bdquo;Er hat im Sinne unserer Stadt vielmehr verantwortungsvoll gehandelt. In der Causa Morkes hat er als Erster Beigeordneter nur den Job gemacht, den er in seiner Funktion machen musste." Die CDU frage sich nun, ob es besser gewesen wäre, von Trepper eine klare Distanzierung zu Morkes zu verlangen. &bdquo;Das hat er nicht getan. Wir nehmen an, aus wahltaktischen Gründen. Ihm war die Fürsprache von Morkes recht. Das hätten wir stärker thematisieren müssen." Dass es dem Wahlkampf an Schärfe fehlte, sieht auch der CDU-Stadtverbandsvorsitzende Ischo Can so. &bdquo;Man kann jetzt im Nachhinein überlegen, ob das richtig war. Auf der anderen Seite wollte Matthes die Konfrontation nicht. Es hätte auch nicht zu ihm gepasst. Für ihn war es wichtiger, die Stadtgesellschaft wieder zu einen und Verwaltung und Rathaus in geordnete Bahnen zu lenken. Das ist ihm gelungen. Nur gedankt haben es ihm zu wenige." Lesen Sie auch: Matthes’ deutliche Worte: &bdquo;Schlafort ist nicht entscheidend" Warten aufs Umhängen der Bürgermeisterkette Bis dem Neuen die Bürgermeisterkette umgehängt wird, muss er sich noch ein paar Tage gedulden. Das wird erst in der Ratssitzung am Donnerstag, 19. Dezember, passieren. Dann erfolgt die offizielle Amtseinführung – und die Gelegenheit für ein stadtgeschichtlich bedeutendes Foto. Vollzogen wird diese Zeremonie von der stellvertretenden Bürgermeisterin Ingrid Hollenhorst (CDU). Die Amtsführung übernimmt Trepper indes fast sofort. Wenn der Wahlausschuss heute das Ergebnis der Wahl formell bestätigt, Trepper ebenso formell erklärt, dass er die Wahl annimmt, zudem einige administrative Angelegenheiten geregelt sind, kann er schon am Mittwoch sein Chefbüro beziehen. Das ist seit dem Ausscheiden von Morkes verwaist. Diese Vakanz ist auch der Grund dafür, dass es so flott geht. Üblicherweise liegt der Kommunalwahltermin im September – die Übergabe des Amtes erfolgt dagegen erst Ende Oktober. Das soll für einen geregelten Übergang sorgen. Nun aber ist die Lage eine andere: Es ist kein Vorgänger mehr da. Deswegen sofort. Zudem es ist nicht nur der Bürgermeisterposten, der Treppers neuem Amt zufällt. In Betracht kommen eine Fülle von Gremien und Funktionen, darunter die Vorsitze in den Aufsichtsräten von Stadtwerke, Klinikum und Gewerbepark Flugplatz GmbH. Auch dort müsste er sich flugs einarbeiten.

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