Toni Kroos beendet Karriere: Gütersloher begleitet Superstar zum letzten Mal aufs Feld

Update, 6. Juli: Das deutsche Aus im EM-Viertelfinale gegen Spanien (1:2 n.V.) bedeutete am Freitag auch das Karriereende von Toni Kroos (34). Beim letzten Spiel seiner überaus erfolgreichen Laufbahn wurde der deutsche Mittelfeldstar ausgerechnet von einem Gütersloher aufs Feld begleitet: dem sieben Jahre alten Felix Seebald. &bdquo;Er hat sich sehr darüber gefreut, dass es Kroos war“, berichtet Vater André Seebald am Samstag gegenüber &bdquo;nw.de“. Erst am Spieltag selbst hatte sich herausgestellt, dass der Siebenjährige mit einem deutschen Spieler auflaufen würde – mit Kroos wurde es später das ganz große Los. &bdquo;Es freut mich wirklich, dass wir dem Kind das ermöglichen konnten“, sagt der stolze Vater, dessen Sohn zuvor bei einem Gewinnspiel von EM-Sponsor Lidl einen Platz als Einlaufkind gewonnen hatte. Trotz der späten Niederlage sei die Stimmung bei Einlaufkindern, Eltern und Fans in der 54.000 Zuschauer fassenden Stuttgarter MHP-Arena unglaublich gewesen, sagt André Seebald. &bdquo;Das muss man erlebt haben.“ +++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++ Gütersloh. Ein Sitzplatz in Klasse 1a bleibt an diesem Freitag, 5. Juli, in jedem Fall leer. Felix Seebald wird den letzten Tag vor den großen Sommerferien dem Unterricht an der Grundschule Große Heide im Gütersloher Stadtteil Friedrichsdorf fernbleiben. Eigentlich ein heikles Thema, denn viele Eltern nutzen diesen Zeitpunkt mit eigenmächtigen Ferienverlängerungen für ihre Kinder, um Autobahn-Stau zu entgehen oder den günstigen Urlaubsflieger zu erwischen – was verboten ist. Doch der Siebenjährige schwänzt nicht. Er hat sogar das offizielle Einverständnis der Schulleitung. Zu überzeugend war die Begründung, die sein Vater André im Antrag auf Beurlaubung geschrieben hat: &bdquo;Kind ist Einlaufkind bei der EM“. Millionenpublikum verfolgt Auftritt im TV Im Fall von Felix dreht es sich nicht um irgendein &bdquo;Allerweltsspiel“ bei dieser Fußball-Europameisterschaft. Nein, es geht um Deutschland gegen Spanien, Gastgeber gegen Titelfavorit. Der Klassiker, und für viele das vorweggenommene Finale. Vater und Sohn dürfen beim heiß ersehnten Viertelfinal-Kracher am Freitag (18 Uhr) in Stuttgart live dabei sein. Lesen Sie auch: Public Viewing im Kreis Gütersloh: Hier können Sie die Spiele der Fußball-EM 2024 sehen Ach was! Die beiden sind nicht nur einfach dabei. Felix ist sogar mittendrin – kurz vor dem Anpfiff im Spielertunnel, dann auf dem Rasen, an der Hand eines Weltstars. Der kecke Junge ist eines von 209 Kindern aus Deutschland, die beim Gewinnspiel von EM-Sponsor Lidl einen Platz als Einlaufkind gewonnen haben. Die Details seiner von 54.000 Zuschauern in der MHP-Arena und einem Millionenpublikum im TV verfolgten Aufgabe hat Felix Seebald schon verinnerlicht. &bdquo;Ich soll mit irgendeinem der Spieler in das Stadion laufen. Da müssen wir dann ein paar Minuten ruhig stehen bleiben“, weiß der Erstklässler, dass Rumhampeln nicht erwünscht ist. Mit Neuer und Co. kann er noch nicht viel anfangen Von welchem Star er am liebsten an die Hand genommen werde, ist ihm im Prinzip &bdquo;wurscht“. Denn mit den großen Namen wie Manuel Neuer, Jamal Musiala oder Toni Kroos kann der Siebenjährige noch nicht ganz so viel anfangen. &bdquo;Vielleicht einer vom BVB“, sagt Felix. Denn die Dortmunder Fußballer mag er ganz gerne. Auch Sturmtank Niclas Füllkrug hätte sicher nichts dagegen einzuwenden, wenn er vor seinem Startelf-Debüt vom 1,24 Meter großen Felix als &bdquo;Player Escort“ ins Stadionrund geführt würde. Ob es dazu kommt, hängt von vielen Faktoren ab: Zum einen müsste Bundestrainer Julian Nagelsmann den BVB-Angreifer tatsächlich erst einmal in der Startelf berücksichtigen. Zum anderen müsste ihm der junge Gütersloher dann auch zugeteilt werden. &bdquo;Theoretisch könnte er auch mit dem Schiedsrichter oder einem der Spanier einlaufen. Das wird alles vor Ort entschieden“, weiß Papa André Seebald. Wegen des Spanien-Spiels glühte das Handy Der 43 Jahre alte Miele-Werksfeuerwehrmann hatte seinem Sohn eine Freude bereiten wollen und ihn vor Monaten &bdquo;in der Mittagspause“ beim Gewinnspiel des Discounters angemeldet. Ende April dann die freudige Nachricht: &bdquo;Herzlichen Glückwunsch. Sie sind am 5. Juli beim Spiel M45 dabei.“ Dass daraus letztlich der Spanien-Hit wurde, sorgte jetzt für einige Reaktionen. So stand das Handy von Vater André zuletzt kaum still. &bdquo;Es gab Leute, die haben mich Scherzes halber gefragt, ob sie mitfahren könnten, falls mir etwas zustoßen sollte.“ Erst am Montag überraschte er seinen Sohn. &bdquo;Noch früher wäre es sonst viel zu aufregend für ihn gewesen.“ Felix Seebald hat selber vor ein paar Wochen mit dem Fußballspielen angefangen. Sein großes Hobby sind allerdings Lego-Bausteine. In der Schule staunten die Klassenkameraden, als er jetzt von seinem Glück berichtete. Das hält die Schulleiterin vom EM-Besuch &bdquo;Ein paar sind schon neidisch.“ Frau Baron, die Mathelehrerin, und der Klassenlehrer Herr Neuwald hätten sich besonders für ihn gefreut, erzählt Felix Seebald. Von Kumpel Luis habe es ob der Tatsache, dass er die Fußballstars ins Stadion begleiten dürfe, ein ehrfurchtsvolles, langhaltendes &bdquo;Wow“ gegeben. Lesen Sie auch: Cristiano Ronaldo im Kreis Gütersloh: ++ Luxus-Hotel empfängt Superstars mit Feuerwerk ++ Für Tanja Ilic, Leiterin der Friedrichsdorfer Grundschule, ist klar, dass sich der Siebenjährige diese einmalige Gelegenheit nicht entgehen lassen darf. &bdquo;Es gibt zwar eine klare Rechtslage, nach der Schüler nicht unmittelbar vor den Ferien beurlaubt werden dürfen, wenn es ökonomischen Gründen dient, etwa um preisgünstigere Urlaubstarife zu nutzen“, schildert die 53-Jährige. Geregelt sei diese Vorgabe durch die Bereinigte Amtliche Sammlung der Schulvorschriften, kurz BASS. &bdquo;In seinem Fall handelt es sich aber eindeutig um ein seltenes Ereignis, das ganz besonders und möglicherweise prägend sein wird. Das sollte man einem Schüler in jedem Fall ermöglichen.“ Siebenjähriger freut sich auch auf die Zugfahrt Mit dem Segen der Schule und der UEFA wird das Vater-Sohn-Gespann nun also am Donnerstagmittag um 12.51 Uhr in Gütersloh den IC2046 nach Dortmund nehmen. &bdquo;Wir müssen zweimal umsteigen“, weiß Felix Seebald zu berichten. Auf die Zugfahrt freue er sich ohnehin am meisten. &bdquo;Und natürlich das Fußballspiel“, fügt er schnell noch hinzu. Sein Vater, offizielle Begleitperson, hat ihm extra das neue Deutschland-Trikot gekauft. Den DFB-Dress wird Felix Seebald am Freitagabend vor den Fernsehkameras jedoch nicht tragen. &bdquo;Alle Einlaufkinder werden komplett eingekleidet“, weiß André Seebald zu berichten. Die Größen seines Sohnes für Schuhe, Socken, Shirt und Short habe er dafür im Vorfeld digital angeben müssen. Vor der Anprobe steht am Freitagvormittag in Stuttgart noch eine Stadiontour durch die Arena auf dem Plan. Oma und Opa drücken auf der Couch die Daumen Auch ansonsten sei für alles gesorgt. Der Discounter übernimmt Anreise, Unterbringung und Verpflegung. Die Seebalds sind bereit, abgesehen von einem kleinen Detail: Der Text der Nationalhymne sitzt noch nicht ganz. &bdquo;Das üben wir noch“, scherzt der Papa. &bdquo;Ich bin echt aufgeregt“, sagt Felix. Kurz vor dem Anpfiff am Freitagabend wird die Anspannung nicht nur bei ihm im Stadion in Stuttgart unendlich groß sein, sondern auch bei Opa Gerd (73) und Oma Christa (71) in Friedrichsdorf. Sie werden auf der Couch vor dem Fernseher Platz nehmen. &bdquo;Eigentlich bin ich kein Fußballfan“, erzählt Christa Seebald, &bdquo;aber diesmal werde ich natürlich mitfiebern.“ Wenn der kleine Enkel an der Hand eines großen Fußballstars ins Stadion spaziert.

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