Zerrüttete Verhältnisse an Güterslohs Spitze: Ist das Mega-Geburtstagsjahr in Gefahr?

Quizfrage: Was sind eigentlich &bdquo;die Gütersloher Verhältnisse“? Robin Rieksneuwöhner ist in Verl im Januar neuer Bürgermeister geworden, nachdem er im Wahlkampf mit folgendem Slogan punkten konnte: &bdquo;Keine Experimente, keine Gütersloher Verhältnisse!“ Unsere &bdquo;Verhältnisse“ scheinen für umliegende Kommunen und Bürger ein Schreckgespenst zu sein, der ganze Zustand taugt bereits als Schimpfwort. Verhältnis leitet sich von Verhalten ab – da lohnt ein Blick auf die Gütersloher Rathausspitze. Ein Bürgermeister, der seit vielen Wochen nicht im Dienst ist und sich mit seinen fünf Beigeordneten überworfen hat. Fünf Beigeordnete, die nicht mehr länger willens sind, das Benehmen ihres Chefs hinzunehmen, und die Situation anprangern. Garniert man die Situation mit den inzwischen eingebundenen Ermittlungsbehörden, ergeben sich daraus die &bdquo;Gütersloher Verhältnisse“. Zum Feiern ist in der Stadtverwaltung gerade niemandem zumute. Könnte man ja auch lassen, wäre da nicht das Stadtjubiläum in 15 Monaten. Gütersloh feiert 200 Jahre Stadtrechte! Jan-Erik Weinekötter von der Gütersloh Marketing GmbH sollte sich um die Ausrichtung kümmern, hat aber gekündigt und ist weg. Bürgermeister Morkes übernahm und machte eine &bdquo;Chefsache“ draus, ist aber auf unabsehbare Zeit erkrankt und nicht an Bord. Bleibt noch Andreas Kimpel, Kulturdezernent der Stadt Gütersloh. Andreas Kimpel will mit dem Jubiläum nichts mehr zu tun haben Schon seit 2019 wurde das Stadtjubiläum durch Kimpel thematisiert. Inzwischen aber will er eigentlich nichts mehr damit zu tun haben. Weil alle Vorschläge von Norbert Morkes kritisiert, abgelehnt, ausgesessen wurden, so dass es 2023 zu keiner einvernehmlichen Lösung kommen konnte, sei wertvolle Zeit für gute Planungsvorläufe verlorengegangen. Ergo verschriftlichte der Verwaltungsvorstand in einem Schreiben an die Politik vor einigen Tagen: &bdquo;Die Leitung des Geschäftsbereichs 4 übernimmt hierfür keine Gesamtverantwortung mehr.“ Ein ganz schön dicker Hund! Darf ein Dezernent mit einer Besoldungsgruppe von mehr als 9.000 Euro im Monat die Verantwortung für eine Aufgabe aus seinem Tätigkeitsbereich ablehnen, weil es nicht so läuft, wie es gefällt? Eine Rüge oder gar Dienstaufsichtsbeschwerde scheint sich Andreas Kimpel dafür bislang nicht eingefangen zu haben. Wer soll’s jetzt machen, das Stadtjubiläum, und wo stehen wir? Sind die Planungen zeitlich überhaupt noch zu schaffen? Lena Jeckel, Leiterin des Fachbereichs Kultur, hat das Thema zusammen mit Christina Junkerkalefeld (Gütersloh Marketing) übernommen und berichtete in dieser Woche (auf ausdrückliche Nachfrage) den Politikern über den Stand der Dinge. 70 Projekte sind schon eingesammelt worden - weitere sollen folgen Weil Gütersloh 200 Jahre alt wird, sollen 200 Projekte umgesetzt werden. 70 wurden angeblich schon gesammelt. Welche, ist unklar. &bdquo;Wir freuen uns über jeden, der dieses Ereignis aktiv mitgestalten will“, so Jeckel. Es solle ein &bdquo;Stadtjubiläum von unten“ werden, an dem jeder mitwirken könne. Weitere Vorschläge sind willkommen – wenn möglich, ehrenamtlich und kostenfrei. Angesichts der schwierigen Haushaltslage stehen nur rund 150.000 bis 200.000 Euro zur Verfügung. Plus Sondertopf für Sonderprojekte, über die eine Jury entscheidet. Gestartet werden soll bei der &bdquo;Langenachtderkunst“ am 17. Mai, das Ende ist der 8. Dezember, dem Datum der Unterzeichnung der Urkunde. Noch im September hatte Norbert Morkes verkündet, dass Einladungen an den Bundespräsidenten und den Bundeskanzler verschickt werden sollen. Ist das erfolgt? Man weiß es nicht. Etwas weniger glamourös, aber aussichtsreicher wäre wohl eine Anfrage bei NRW-Ministerpräsident Henrik Wüst. Zeit ist knapp, Geld ist knapp und Motivation dürfte auch knapp sein Außerdem wollte die Stadt Drittmittel von Firmen einwerben, und zwar &bdquo;mit einem noch zu entwickelnden Sponsoringkonzept“; dieses Geld soll helfen, &bdquo;Formate zu veredeln“. Ferner war geplant, &bdquo;bestehende Mittel aus den Budgets“ umzuwidmen und einsetzen. Ist irgendetwas davon erfolgt? Nun, Andreas Kimpel wird schon wissen, warum er die Gesamtverantwortung für das Projekt los werden will. Zeit ist knapp, Geld ist knapp. Motivation dürfte auch knapp sein. Sponsoren wird es in der jetzigen Situation kaum geben. Und kommt der Bürgermeister zurück ins Rathaus, wird er sich gewiss wieder aktiv einbringen in die Vorbereitungen zum Stadtjubiläum. Vielleicht sollten wir Morkes’ Expertise einholen und 2025 einen Mittelaltermarkt in der Innenstadt ausrichten. Er würde garantiert gut besucht und böte zugleich die Chance, in eine Zeit zurückzukehren, in der es Gütersloh als Stadt noch gar nicht gab. Und &bdquo;die Gütersloher Verhältnisse“ könnten von Grund auf neu definiert werden. Charmante Idee, oder? Wer reicht sie beim Kulturamt ein?

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