Gütersloher Polizeidirektor alarmiert: Kriminalität zuletzt deutlich angestiegen

Gütersloh. Die Kriminalität in Gütersloh und im Kreisgebiet ist signifikant gestiegen. Das hat jetzt der leitende Polizeidirektor Holger Meier in einem Vortrag vor den Gütersloher Ratsfraktionen erklärt. Die Entwicklung sei &bdquo;unerfreulich“. In den ersten neun Monaten diesen Jahres habe die Zahl der Straftaten deutlich zugenommen, stärker auch als im Landestrend. Ursächlich dafür seien vor allem Eigentumsdelikte: Diebstahl, Fälschung, Betrug, etc.. Verglichen mit dem selben Zeitraum des Vorjahres, verzeichnete die Kreispolizeibehörde fürs Kreisgebiet einen Anstieg von 1.350 auf 14.292 Straftaten, das entspricht annähernd zehn Prozent. Noch aussagekräftiger ist der Vergleich zum corona-freien Jahr 2019: Seinerzeit lag die Zahl der Straftaten sogar um 2.130 Delikte niedriger. Straftatenanteil liegt in Gütersloh aktuell bei 42,5 Prozent Für den Großteil des Anstieges ist demnach das Geschehen in der Kreisstadt Gütersloh verantwortlich. Obwohl hier deutlich weniger als ein Drittel der Gesamtbevölkerung lebt, beträgt der Straftatenanteil aktuell 42,5 Prozent. Besondere Sorgen bereitet die Entwicklung: Von dem 1.350er-Plus entfallen 1.200 allein auf die Kreisstadt. Demnach verbuchte die Polizei dieses Jahr bereits 6.074 Straftaten in Gütersloh. In der Öffentlichkeit herrsche oft der Eindruck vor, das liege vermehrt an körperlicher Gewalt, so Meier. Das stimme aber nicht. An den Zahlen in Gütersloh lasse sich erkennen, dass der Verbrechensanstieg vor allem den Eigentumsdelikten zuzuschreiben sei. Die Fälle von Diebstahl stiegen in Gütersloh demnach in den ersten neun Monaten des Jahres um knapp 700 auf 2.442. Bei Vermögens- und Fälschungsdelikten kletterte die Zahl von 884 auf 1.117, beim Betrug von 574 auf 851. Hohe Benzinpreise: Tankstellenbetrug nimmt zu Die Zahl der Körperverletzungen in Gütersloh blieb hingegen mit 545 nahezu konstant, die Zahl der Rohheitsdelikte und Straftaten gegen die persönliche Freiheit (darunter fallen auch häusliche Gewalt und Taten hinter verschlossener Tür) kletterte von 796 auf 823 nur leicht. Fast unverändert blieben auch die Zahlen bei den Rauschgiftdelikten und Sachbeschädigung. Auffällig hingegen der Trend bei den Kategorien Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte sowie Widerstand und Straftaten gegen die öffentliche Ordnung: Hier kletterte die Zahl in Summe von 193 auf 307. Den starken Anstieg bei den Diebstählen erklärt Polizeichef Meier mit der veränderten wirtschaftlichen Lage. &bdquo;Klassischer Fall: der Tankstellenbetrug. Das ist für uns immer ein Indikator. Gehen die Preise hoch, das Einkommen aber runter, merken wir das an den Tankstellen.“ Gütersloher Polizei klärt jeden vierten Wohnungseinbruch auf Vermehrt wurden der Polizei aus Gütersloh auch Fahrraddiebstahl gemeldet (ein Plus von 471 auf 586), Ladendiebstahl (von 363 auf 572) und Taschendiebstahl (von 68 auf 107). Bei den Diebstählen nach Wohnungseinbrüchen (von 60 auf 80) gelingt es der Polizei, jeden vierten aufzuklären. &bdquo;Das klingt nicht viel, ist aber im Landesvergleich ein hervorragender Wert“, sagt Meier. Observationen am Konrad-Adenauer-Platz in Gütersloh Ausführlich ging der Polizeichef auf die Lage in der City ein. Seit Frühjahr 2019 erfasst sie die Lage in diesem Bezirk gesondert (&bdquo;Projekt Sichere Innenstadt Gütersloh“). Der Grund: Auf diesen lediglich 0,52 Prozent der Stadtfläche trügen sich 19 Prozent aller Straftaten der sogenannten Straßenkriminalität zu. Besonders auffällig seien der ZOB und der Bahnhofsvorplatz mit Fällen von Körperverletzung und Rauschgiftkriminalität. Oft seien die Beamten in der Innenstadt auch in Zivil unterwegs, außerdem gebe es immer wieder Kontrollen gemeinsam mit der Ordnungsbehörde, dem Zoll und der Abteilung Schwarzarbeit. Auf dem Konrad-Adenauer-Platz vor dem Rathaus, zuletzt in der öffentlichen Diskussion, habe die Polizei im Frühjahr an 13 Tagen Observationen durchgeführt; zivile Kräfte beobachteten 110 Fälle von Rauschgiftübergaben, als Dealer wurden 15 Tatverdächtige ermittelt. Die Polizei durchsuchte einen Kiosk und neun Wohnungen. Drei Personen nahm sie vorläufig fest, zwei davon sitzen in U-Haft. Videoüberwachung in Gütersloher Innenstadt laut Polizei unrealistisch Eine Videoüberwachung in der Innenstadt sei unrealistisch, so Meier. &bdquo;Die Kriminalitätslage reicht nicht aus, um das rechtlich zu rechtfertigen.“ Laut Gesetz müsse der Schutz der Bevölkerung schwerer wiegen als die Freiheitseinschränkung, das sei in Gütersloh eindeutig nicht der Fall. Ähnlich verhalte es sich bei der Forderung, eine Waffenverbotszone einzurichten. Auch das gebe die Lage nicht her. Bei den Strafanzeigen werde im Durchschnitt pro Jahr lediglich 1,7 Mal eine Waffe eingesetzt, so Meier. Der Polizeichef rechtfertigte die Taktik, das Geschehen vor Rathaus, Bahnhof oder ZOB zunächst eine Weile zu beobachten. &bdquo;Wir wollen die Täter und die Dealer packen, nicht die Konsumenten. Wenn wir als Polizei zu früh einschreiten, verstreut sich die Szene nur, verlagert sich an andere Orte.“ Die Polizei bewege sich da in einem &bdquo;Spannungsfeld“: auf der einen Seite der Ruf, möglichst schnell einzuschreiten, auf der anderen die langfristige Effektivität der Maßnahme.

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