Seltene Einblicke in Villa in der Gütersloher Innenstadt

Gütersloh. Kennen Sie die Villa Schlüter in der Gütersloher Innenstadt? Vielleicht nicht vom Namen, aber das Gebäude mit Sicherheit, oder? Die Immobilie an der Straße Unter den Ulmen, schräg gegenüber vom Brauhaus, fällt auf. Roter Klinker, Stuck-Fenster, florale Muster unterhalb des Daches, ein kleiner Balkon mit schnörkeligem Zaun direkt über dem Eingang. Das Grundstück misst 1.500 Quadratmeter, die Villa hat drei Etagen und ein ausgebautes Dachgeschoss. Drei Parteien bewohnen das Haus aktuell. Das Erdgeschoss steht leer. Bis zuletzt wurde es als Arztpraxis genutzt. Letzter Mieter war der Mediziner Hans-Dieter Biegerl. Seine Praxis ist mittlerweile geschlossen. Jetzt wird die unterste Etage aufwendig restauriert und renoviert. Horst Neugebauer koordiniert als Vertreter des Gütersloher Bauherren Fritz Husemann mit seinem Immobilienbüro die Arbeiten in der Villa Schlüter. Als Architekt ist Aljoscha Hölscher mit dabei. Der Plan: Im vorderen Bereich entstehen auf knapp 113 Quadratmetern drei Büroräume; im hinteren Teil eine Wohnung mit knapp 65 Quadratmetern und Balkon. Das Mehrfamilienhaus in der Gütersloher Innenstadt ist denkmalgeschützt Neben dem denkmalgeschützten Gebäude sollen zudem großzügige Stellplätze und ein Carport mit Gründach entstehen. Während davon aktuell noch nichts zu sehen ist; sind die Arbeiten im Inneren der Villa im vollen Gange. An eine Arztpraxis erinnert hier nichts mehr. Am Grundriss wurde fast nichts geändert, kaum neue Wände mussten eingezogen werden. Im Gegenteil. Einige Wände wurden entfernt, um mehr Platz zu schaffen und vor allem die hohen Decken zur Geltung kommen zu lassen. &bdquo;Hohe Decken galten zur damaligen Zeit als Zeichen für Reichtum", sagt Horst Neugebauer, &bdquo;man hatte die finanziellen Mittel und wollte das auch zum Ausdruck bringen." Die höchste Decke in der Villa Schlüter misst tatsächlich 3,90 Meter. Plötzlich entdecken die Handwerker ein Kreuzgewölbe Im Laufe der Zeit wurden die Decken allerdings abgehangen; die Räume verloren dadurch deutlich an Höhe. &bdquo;Als wir hier angefangen haben, wussten wir teilweise nicht, was uns erwartet", erinnert sich der selbstständige Gutachter, &bdquo;jeder Tag war ein Überraschungspaket." Dass im Erdgeschoss der imposanten Immobilie tatsächlich ein Kreuzgewölbe vorhanden ist, habe man nicht ahnen können. Auf alten Plänen, die dem Immobilienbüro vorliegen, war das Gewölbe nicht eingezeichnet. Umso begeisterter die Reaktion der Experten. Sowohl Handmalereien als auch feinste Schablonentechnik konnten freigelegt werden, ebenso aufwendige Stuckarbeiten. &bdquo;Wir finden hier so viele unterschiedliche Bauepochen, das ist wirklich beeindruckend", sagt Neugebauer. Ein Mix aus Alt und Neu: Charakter der Gütersloher Villa soll erhalten bleiben Die Villa Schlüter wurde im Jahr 1888 gebaut. Mitten in der Zeit des späten Historismus, der vor allem durch den Mix unterschiedlicher Merkmale vergangener Epochen geprägt war. Barock, Gotik, Neoklassizismus – die Liste der unterschiedlichen Stile ist lang. Nachdem im Flur der alte, helle Teppich rausgerissen wurde auch kamen dort besonders gestaltete Bodenfliesen zum Vorschein. Ebenso wie an den Decken finden sich hier verschiedenste Stile. Fliesen in Mosaik-Optik reihen sich an florale Muster. &bdquo;Wir müssen in den nächsten Wochen, wenn alles freigelegt ist, entscheiden, was wir machen", sagt der gebürtige Rietberger, &bdquo;wenn wir alle Muster so lassen – dann ist das vermutlich zu viel." Neugebauer und sein Team planen einen hellen Mix aus Alt und Neu. Der Charakter der alten Villa soll auf jeden Fall beibehalten werden – ergänzt mit modernen Elementen. Schon Anfang 2023 sollen Wohnung und Büro vermietet werden Der Immobilien-Experte plant, in den drei Büroräumen im vorderen Teil des Erdgeschosses einen dunklen, ochsenblutfarbenen Boden zu verlegen. Dazu weiße, moderne Möbel. Neugebauer: &bdquo;Das wird super aussehen". Voraussichtlich im Februar oder März soll alles fertig sein. Ob das gelingt, hängt laut Horst Neugebauer vor allem von den Stuckateuren ab. Geht es nach ihm, dann zieht ein Öffentlicher Träger als Mieter in die Büros ein. &bdquo;Die Lage ist perfekt und das Haus ein Hingucker. Ich bin mir sicher, dass wir einen tollen Mieter finden werden. Auch für die Wohnung."

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