„Wohl eines der schönsten Häuser Güterslohs“ – historische Villa sucht neuen Besitzer

Gütersloh. Das Makler-Exposé preist das Haus an als &bdquo;Juwel am Stadtpark“. Und tatsächlich passiert es nicht oft, dass eines der altehrwürdigen Häuser in absoluter Premiumlage einen neuen Besitzer sucht. Die Villa in der Emilienstraße 6 wird derzeit zum Verkauf angeboten. &bdquo;Es ist ein Haus voller Charakter, Geschichte und Möglichkeiten“, sagt Ute Göth, vom beauftragten Maklerbüro Filla & Göth. Sie ist sich sicher: &bdquo;Es ist ein Haus, dass regelrecht wach geküsst werden will.“ Die Villa gehört der Familie Niemöller. Mit ihr ist unweigerlich ein Stück Gütersloher Stadtgeschichte verbunden. Seit August 2023 steht das Haus leer, seit Fritz-Ekkehard Niemöller im Alter von 94 Jahren dort verstarb. Der Inhaber der Bekleidungsfabrik Niemöller & Abel mochte sein geliebtes Zuhause nicht verlassen, obschon es arg beschwerlich war, die letzten Lebensjahre das Haus alleine zu bewohnen und das große Anwesen in Schuss zu halten. 257 Quadratmeter beträgt die Wohnfläche, zehn Zimmer, vier Bäder, drei Balkone. Dazu eine Dachgeschossfläche von 70 Quadratmeter Nutzfläche. Das gesamte Grundstück misst etwa 1.400 Quadratmeter. &bdquo;Es ist wohl eines der schönsten Häuser in Gütersloh“, schwärmt Maklerin Göth. Dazu eine Besonderheit: Westlich angrenzend befindet sich ein zusätzliches Baugrundstück mit mehr als 800 Quadratmeter, das optional mit erworben werden kann. Dieses ist bebaubar zur Erweiterung für ein separates Projekt oder als stille Reserve. Die Garage sowie zwei Carport-Stellplätze sind dem Grundstück zugeordnet. Lesen Sie auch: Besondere Gütersloher Immobilien zu verkaufen: Was passiert mit den prägnanten Gebäuden? Besondere Lage mit Nähe zum Gütersloher Stadtpark Eine große Fensterfront im Erdgeschoss gibt den Blick in den Garten frei. Riesige Bäume, üppiges Grün, Rhododendron-Büsche soweit das Auge reicht. Der Garten ist verwildert, aber seinen Charme hat er deshalb nicht verloren. &bdquo;Es war früher das Allerschönste für mich, bei Sonnenaufgang dieses unfassbare Vogelkonzert durch das geöffnete Fenster zu hören. Diese Nähe zur Natur war und ist grandios“, schwärmt Christian Niemöller. Diese Bäume reihum, sie seien magisch. Die uralten Eichen eine einzige Pracht. &bdquo;Eine bessere Lage gibt es wohl nicht.“ Der 61-jährige Sohn des Fabrikanten Niemöller ist gemeinsam mit seinen drei Brüdern in der Villa aufgewachsen, inzwischen wohnt er in Stockholm, hat eigenen Besitz wie die Geschwister. Er habe sich immer privilegiert gefühlt, in diesem Haus wohnen zu dürfen. Mit 18 habe er die Villa verlassen und sich etwas Eigenes aufgebaut. Leicht falle es ihm deshalb nicht, das Familienhaus zu verkaufen. Manche Idee zur weiteren Nutzung sei durchdacht und abgewogen worden. Am Ende aber habe die Erbengemeinschaft sich für den Verkauf entschieden. &bdquo;Dieser Schritt“, so Christian Niemöller, &bdquo;ist verbunden mit der Hoffnung, jemanden zu finden, der wieder Leben in das Haus bringt.“ Die Stadtvilla aus dem Jahr 1912 ist denkmalgeschützt. Im Inneren finden sich originale Holzböden, kunstvoll gearbeitete Türen, Stuckdecken, historisches Buntglas und liebevoll erhaltene Fassadenelemente – überall begegnet man der Handschrift vergangener Handwerkskunst. &bdquo;Das Haus hat herrliche weiche Formen“, findet Christian Niemöller. Gütersloher Villa hat ihre Eigenheiten Die entstehen durch die Eckzimmer ohne Ecke. In den Rundungen sind jeweils Fenster angeordnet, die Licht einströmen lassen. Eine Besonderheit. Neben den architektonischen Highlights gibt es auch allerlei Merkwürdigkeiten, die auf den ersten Blick irritieren: hier und dort der Einbau von Kunststofffenstern, ein Wintergarten auf dem Balkon oder ein Eichenbalken mit Inschrift aus dem 18. Jahrhundert auf der Veranda. &bdquo;Ja, es gibt etliche Eigenheiten“, sagt Christian Niemöller, &bdquo;mein Vater hat das Haus gestaltet und die Zeit sprechen lassen, wie er sie empfunden hat.“ Manches in der Villa sei etwas besonders – ganz so, wie der verstorbene Bewohner selbst. Er lächelt bei dem Gedanken an seinen Vater: &bdquo;Viele Gütersloher kannten ihn. So war er eben.“Mehrere am Gebäude vorgenommene Anpassungen führen nicht zu einer Reduzierung der architektonischen Grundaussage und der kunstgeschichtlichen Bedeutung, erklärt Ulrich Paschke von der Unteren Denkmalbehörde der Stadt Gütersloh. &bdquo;Erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang aus denkmalpflegerischer Sicht die Wiederherstellung des originalen Zustands des Hauseingangs in den Jahren 1994/995.“ Im Treppenhaus ist ein bauzeitliches bleiverglastes Jugendstilfenster vorhanden, das innen mit einem Kastenfenster geschützt ist. Paschkes Fazit: &bdquo;Insgesamt ein bemerkenswertes Zeugnis der Baukunst aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg, das den Schutzstatus in jedem Fall verdient.“ Vier Generationen helfen in Gütersloh mit Seit eineinhalb Jahren räumt die Familie Niemöller das elterliche Anwesen an der Emilienstraße aus. Vier Generationen waren vor Ort aktiv, selbst Urenkel seien an der Räumung beteiligt gewesen. &bdquo;Für mich war es wie eine Zeitreise“, sagt Sven Niemöller, Enkel von Fritz-Ekkehard Niemöller. Bis zu seinem elften Lebensjahr hat er in dem Haus gewohnt. &bdquo;Und wenn man heute hineingeht, ist es“, so Sven Niemöller, &bdquo;als ob die Zeit in vielen Dingen einfach stehen geblieben ist.“ Lesen Sie auch: Einblicke mit vielen Fotos: Villa in der Gütersloher Innenstadt sucht neuen Besitzer Stadtarchiv und Stadtmuseum wurden informiert, denn nach Sichtung aller Habseligkeiten steht für alle Beteiligten der Erbengemeinschaft fest: &bdquo;Die Familie Niemöller war augenscheinlich in die gesamte Stadtgeschichte Güterslohs involviert.“ Es habe gewaltiger Anstrengungen bedurft, um den gesamten Nachlass in der Villa zu sortieren. &bdquo;Weil die Familie so groß ist“, erklärt Christian Niemöller, &bdquo;wurde über die Jahrzehnte entsprechend viel gesammelt. Wir versuchen, dass so viel wie möglich eine Wertschätzung findet.“ Noch sind die Räume nicht leer, aber bis der passende Käufer ausgeguckt ist, sollen auch die letzten Andenken verteilt sein. Damit neues Leben einziehen kann.

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