15-jähriger Gütersloher besiegt Krebs - jetzt trifft er seinen Lebensretter

Gütersloh. Viele bunte Luftballons schweben im Garten. Vor der Terrasse ist ein langer gedeckter Tisch aufgebaut, und es riecht nach gegrilltem Fleisch. Die ersten Gäste sind schon da. Sie wollen feiern. Es ist das fünfte Jahr, seitdem Leon Somiy dank eines Knochenmarkspenders den bösen Blutkrebs besiegt hat. Der 15-Jährige empfindet das Fest seiner endgültigen Heilung wie seinen eigenen Geburtstag. Im November wird er 16. Der Mann, dem Leon sein Leben verdankt, ist natürlich auch nach Gütersloh gekommen. Mit seiner Familie aus dem rund 700 Kilometer entfernten Poznan (früher Posen), der fünftgrößten Stadt in Polen. Ihm zu Ehren haben Leons Eltern Sara und Fadi das Fest veranstaltet. Zudem sind Bekannte und Verwandte eingeladen, die in der schweren Zeit des Hoffens und Bangens die aramäische Familie unterstützt haben. Erster Krankenhausaufenthalt für den 40-Jährigen &bdquo;Ich sehe mich nicht als Lebensretter, die Arbeit haben doch die Ärzte gemacht. Ich bin einfach nur glücklich, dass der Junge wieder gesund ist“, sagt Tomasz Jaworski bescheiden. Für den 40-Jährigen war die dreitägige Stammzellenentnahme, sein erster Krankenhausaufenthalt überhaupt, eine Selbstverständlichkeit. Inzwischen konnte der Elektroingenieur einige Freunde und Firmenkollegen davon überzeugen, sich ebenfalls als Spender zur Verfügung zu stellen. So wie die rund 1.700 Menschen in Gütersloh, die dem Aufruf der Typisierungsaktion im Saal der syrisch-orthodoxen St.-Maria-Gemeinde gefolgt waren. Mit 500 Plakaten (&bdquo;Leon will leben – bist du dabei?“) wurde für die Registrierung geworben. &bdquo;Es ging dabei nicht nur um unseren Leon. Mehrmonatige Chemotherapie schlägt bei Leon nicht mehr an Immerhin sind damals sechs Leute für eine Aufnahme in der Deutschen Knochenmarkspender-Datei infrage gekommen“, berichtet Leons Mutter Sara. Die mehrmonatige Chemotherapie schlug bei ihrem Sohn nicht mehr an, nur eine Transplantation konnte ihm noch helfen. Den passenden Spender bei einer Leukämie-Erkrankung zu finden, ist laut den Medizinern wie ein Sechser im Lotto. In Deutschland gab es für Leon keinen, in den USA nur einen. Dessen Stammzellen sich letztendlich für eine Übertragung aber nicht eignen sollten. Es war wie die Suche nach der Stecknadel im Heuhaufen. Und dann doch der Volltreffer in Polen. &bdquo;Ohne Tomasz wäre ich nicht mehr hier. Ich bin ihm unendlich dankbar“, sieht Leon in Tomasz Jaworski seinen Lebensretter, wenngleich dieser nicht auf einen so hohen Sockel gestellt werden möchte. Leon gilt offiziell als geheilt Der Austausch von Stammzellen muss innerhalb eines Tages nach der Spende geschehen. Schon 15 Stunden nach der erfolgreich abgeschlossenen Operation in Poznan trafen am 21. November 2018 die lebensnotwendigen Blutkörperchen in der Uniklinik Münster ein. &bdquo;Ich habe mich nach der Übertragung sofort besser gefühlt“, war Leon froh über das Ende seiner langen Leidenszeit. Wenn der als besonders aggressiv geltende Krebs innerhalb der nächsten zwei Jahre nicht zurückkehrt, sei er geheilt, ließen ihn die Ärzte wissen. Jetzt sind es schon fünf Jahre geworden – der Fußballer und Hobby-Pianist hat damit seinen härtesten Kampf gewonnen. Für seine Tante Ninorta, die sich während seines Klinikaufenthaltes um seine kleine Schwester Iljana (12) gekümmert hat, weil ihre Mutter eine Zeit lang fast täglich zwischen Gütersloh und der Klinik in Münster pendelte, ist Leon ein &bdquo;Superheld“. So hat die Tante einen der Ballons beschriftet. Lesen Sie auch: Blutkrebs-Diagnose - viel Unterstützung für den kleinen Leon aus Gütersloh Großer Wunsch, seinen Retter kennenzulernen &bdquo;Seine Kämpferqualitäten hat er auch in der Mannschaft bewiesen“, sagt sein ehemaliger Trainer Jürgen Wittwer. Er brachte zum Fest zwei Pokale mit, für Leon und dessen Spender. Die Aufschrift auf den Trophäen: &bdquo;Danke für deinen größten Sieg.“ Die entscheidende Vorlage zum Siegtor kam aus Polen, sie kam von Tomasz Jaworski. Zwei Jahre muss zumindest in Deutschland ein Spender anonym bleiben, danach ist der gegenseitige Kontakt erlaubt. &bdquo;Wir haben uns zunächst Briefe und E-Mails geschrieben. Dann wollte ich meinen Retter unbedingt auch persönlich kennenlernen. Das war ebenfalls sein Wunsch“, freut sich der Gymnasiast, dass es nun geklappt hat. Lesen Sie auch: Großer Andrang bei Typisierungsaktion für krebserkrankten Leon Gegenbesuch ist für das nächste Jahr geplant Beide haben sich auf Anhieb prima verstanden, daraus könnte sich eine echte Freundschaft entwickeln. Ein Gegenbesuch ist für das nächste Jahr geplant. Über seine schlimmste Lebensphase haben Leon auch Harry-Potter-Filme/Romane hinweggeholfen. Inzwischen hat sich sein Geschmack verändert: &bdquo;Ich stehe jetzt mehr auf Actionfilme.“ In denen bekanntlich viel gekämpft wird und es am Ende immer ein Happy End gibt. So wie für den Superkämpfer Leon Somij.

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