
Schloß Holte-Stukenbrock. Tim Schmidtgal ist gerade 16 Jahre alt geworden und steht erneut vor einer großen Herausforderung: Zum vierten Mal kämpft der Junge aus Schloß Holte-Stukenbrock im Kreis Gütersloh gegen Leukämie. Der Alltag mit dieser Krankheit kostet nicht nur Kraft, sondern auch Geld.
Deswegen hat die Familie einen Spendenaufruf auf dem Portal „GoFundMe“ gestartet und hofft gleichzeitig, dass sich viele Menschen bei der Deutschen Knochenmarkspenderdatei (DKMS) registrieren, um noch einmal einen genetischen Zwilling zu finden. Einmal hat das bereits geklappt.
Unter dem Motto „Für Tim - jetzt erst recht!“ führte Tims Familie jetzt auf dem Gelände des SC Verls am Rande eines Jugendturniers eine große Typisierungsaktion durch – auch der Sportclub selbst beteiligte sich.
Großer Andrang bei Typisierungsaktion in Verl
Bereits am Wochenende zuvor hatten Familienangehörige und Freunde bei einem christlichen Festival im Ravensberger Park eine Registrierungsaktion ermöglicht. „Für beide Aktionen sind wir von der DKMS mit Material ausgestattet worden“, berichtet Tims Onkel Heinrich Schmidtgal, dessen Fußballerkarriere einst beim SC Verl startete und der neun Jahre dort gespielt hat.
Tims Onkel Paul Ratke, seine Tante Maria Ratke und Benjamin Beyer, ein Freund der Familie, waren ebenfalls bei der Registrierungsaktion im Stadion im Einsatz. Auch Murat Nourad Anuali, Vater eines Verler Jugendspielers, motivierte die erwachsenen Besucher, sich an der Aktion zu beteiligen.

„Eine Riesenaktion“, sei das, sagt Kevin Oschinski. „Ist doch super, wenn man helfen kann, und es tut ja keinem weh.“ Heinrich Schmidtgal weiß, dass viele Menschen unsicher sind, „weil sie denken, dass sich ein passender Spender automatisch einer Operation unterziehen muss“.
Das sei aber nur zu zehn Prozent der Fall. „In 90 Prozent der Fälle werden die Stammzellen über die Blutbahn herausgefiltert“, erläutert Schmidtgal. Andreas Hermes vom SC Wiedenbrück gehört zu denen, die sich typisieren lassen. „Hätte ich nicht gedacht, dass es so einfach ist“, sagt er.
Erste Krebsdiagnose mit elf Jahren
Seine erste Diagnose erhielt Tim Ende 2020 – da war er elf Jahre alt. Seitdem begleitet ihn eine intensive medizinische Behandlung, die aufgrund der wiederkehrenden Rückschläge nötig ist: Chemotherapien, Bestrahlungen, eine Stammzelltransplantation und zuletzt eine CAR-T-Zelltherapie. Zusammen machte die Familie – Tim, seine beiden Geschwister David (12) und Sophie (9) und die Eltern – nach der ersten Chemotherapie eine Familienkur, um die schwierige Zeit auch mental zu verarbeiten und gemeinsam nach vorne zu blicken.
Die Familie hat Tims Schicksal im November 2022 öffentlich gemacht, um viele Menschen dazu zu bewegen, Stammzellspender zu werden. Nicht nur für Tim, sondern für alle an Leukämie Erkrankten. Tims ehemalige Schule hat eine Typisierungsaktion vorgenommen, auch der SC Verl half schon damals.
Der Sportclub versteigerte seinen Elfmeterpunkt; der Erlös floss an die DKMS für weitere Registrierungen. Auch der Campingplatz am Furlbach hat einen Teil des Martinsmarkterlöses gespendet. Zahlreiche Privatpersonen unterstützen die DKMS ebenfalls finanziell.
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Kurz vor dem Weihnachtsfest 2022 kam die erlösende Nachricht: Ein Stammzellspender wurde gefunden, ein genetischer Zwilling.
Tim braucht wieder dringend Stammzellspender
All diese Maßnahmen brachten zwischenzeitlich Hoffnung – doch nun steht Tim erneut vor der gleichen erschütternden Nachricht: Rückfall Nummer vier. Wieder die Diagnose Leukämie. Aktuell sucht die DKMS erneut nach einem passenden Stammzellenspender für Tim. 2.700 Menschen (Stand Dienstag) haben sich registriert.
Trotz allem ist Tim ein lebensfroher, technikbegeisterter Teenager geblieben. Er spielt Klavier, repariert defekte Playstation-Controller, zockt leidenschaftlich Minecraft und lacht über die Simpsons oder Scrubs. Am liebsten isst er Papas selbst gemachte Pizza – oder Burger bei „Glückspilz“ in Bielefeld. Ein Wunsch auf seiner persönlichen To-do-Liste: einmal eine Eins in einer Klassenarbeit schreiben. Diesen konnte er sich bereits erfüllen.
Weitere Herzenswünsche sind: ein Konzert von Seeed besuchen oder den Comedian Özcan Cosar live erleben. Ganz oben auf der Liste steht ein besonderer Traum. Ein gemeinsamer Familienurlaub in Italien. Diese Wünsche geben Tim Hoffnung – und sie schenken ihm etwas, das in den letzten viereinhalb Jahren oft fehlte: Vorfreude.
Um Tim diese Wünsche – oder einen Teil davon – möglich zu machen, hat Heinrich Schmidtgal eine Spendenaktion auf dem Portal „GoFundMe“ ins Leben gerufen. Begünstigter ist Heinrichs Bruder Eduard, Tims Vater. Dem Zielbetrag von 20.000 Euro ist die Familie schon nah gekommen. Bis Dienstag haben Spender schon 13.800 Euro zugesagt oder überwiesen.

Die erneute Diagnose sei für die gesamte Familie ein Schock gewesen, schildert Heinrich Schmidtgal im Gespräch mit der Neuen Westfälischen. Denn gerade nach der Stammzellspende sei die Hoffnung groß gewesen, dass Tim wieder ein normales Leben führen könne. Doch die Hoffnung hat die Familie auch nach diesem Rückschlag nicht aufgegeben. „Wir hoffen, dass wir einen zweiten Stammzellspender finden“, sagt Heinrich Schmidtgal.
Hier geht es direkt zur Spendenaktion für Tim