"Kinder dürfen machen, was sie wollen": Kinderverbot auch in Restaurants in Gütersloh?

Gütersloh. Kein Zutritt für Kinder! In manchen Restaurants in Deutschland sind besonders junge Gäste unerwünscht. Die Betreiber reagieren damit auf zu viel Lärm, verdreckte Spielecken oder herumfliegendes Essen. Im Restaurant &bdquo;Schipperhus“ in Dierhagen an der Ostsee sind zum Beispiel nach 17 Uhr keine Kinder mehr erlaubt. Auch das Lokal &bdquo;Omas Küche“ auf Rügen wirbt mit dem Slogan: &bdquo;Adults Only“ (dt. Nur Erwachsene). Darunter der Hinweis: &bdquo;Spezialisiert auf Ruhe, Erholung und entspanntes Genießen, begrüßen wir am Abend unsere Gäste erst ab 14 Jahren!“ Gastronomen aus Gütersloh verstehen diese drastische Entscheidung, würden aber selbst anders handeln. &bdquo;Natürlich würde ich, auch als Vater zweier Kinder, persönlich immer sagen, dass ein Kinderverbot ein absolutes &bdquo;No-Go“ ist. Aber so einfach geht das nicht“, meint Gütersloher Dehoga-Kreisvorsitzender Andreas Kerkhoff. Schiefe Gardinen, Pflanzen im Biergarten gerupft, Wände beschmiert Aus eigener Erfahrung weiß der Inhaber des Hotel Appelbaum, dass Kinder oftmals &bdquo;laufen“ gelassen werden. &bdquo;Passt man nicht auf, hängt die Gardine schief, Pflanzen im Biergarten werden gerupft oder Wände mit schmierigen Fingern beschmiert.“ Aber das Fehlverhalten einzelner auf alle Kinder zu übertragen, sei nicht richtig. In seinem Lokal gibt es generell keine großen Beschwerden von Gästen über Kinder. Es gebe zwar immer mal wieder Gäste, die beim Servieren kurz die Frage stellen, wie man das bloß aushält, wenn die Kinder hier so rumlaufen und Krach machen. Das sei dann aber wohl eher so ein versteckter Hinweis, dass der Gast damit ein Problem hat. &bdquo;Aus Sicht des Gastes ist das in dem Moment aber vielleicht auch nachvollziehbar.“ Ein Kinderverbot in seinem eigenen Restaurant kommt für den erfahrenen Gastronom und Hotelier nicht infrage. &bdquo;Ich finde es wichtig, Kinder auch schon früh in die ’normale Gastronomie’ zu integrieren. Sie sollen früh lernen, dass es nicht nur Fast Food gibt, wo es sicherlich anders zugeht, als in einem klassischen Restaurant.“ Auch in der klassischen Gastronomie könne ein Besuch für Kinder viel Spaß machen. Viele Restaurants haben extra Kinderspeisekarten Viele Kollegen hätten interessante Kinderspeisekarten, Spiele für Kinder oder Sachen zum Malen. Er rät Eltern, bei der Reservierung einfach nachzufragen, ob es eine Kinderkarte gibt. Das könne oft hilfreich sein, wenn man ein kinderfreundliches Restaurant sucht. Kerkhoff betont in dem Zusammenhang allerdings: &bdquo;Restaurants ohne Kinderkarte sind in keinster Weise kinderfeindlich, aber vielleicht nicht so stark auf Kinder fokussiert und vorbereitet.“ Lesen Sie auch diesen Kommentar:Kinderverbot in Restaurants - kein Zeichen für Kinderfeindlichkeit! Gütersloher Gastronom: "Familien sind nicht der Umsatzbringer" &bdquo;Ich kann die Betreiber schon verstehen, aber mich würde das niemals infrage kommen“, sagt auch der Gütersloher Gastronom Manuel Schubert, der zusammen mit seinem Vater Ralf unter anderem das Bankery und das Alex betreibt, &bdquo;Bei uns sind Kinder immer willkommen.“ Es komme aber immer aufs Konzept an. Wenn man aber beispielsweise ein Fine-Dining-Konzept anbiete, bei dem der Fokus auf einem älteren Publikum liege, das bereit ist sehr viel Geld für ein Abendessen auszugeben, könne er sich schon vorstellen, dass Kinder stören. &bdquo;Familien mit Kindern sind generell ja aber auch nicht so die Umsatzbringer“, sagt Manuel Schubert deutlich, &bdquo;sie bestellen meistens nur einen Gang und es muss alles zügig gehen.“ Sein Eindruck dabei: &bdquo;Kinder dürfen machen, was sie wollen.“ Regelmäßig würde Essen auf den Boden fliegen und teilweise nur grob aufgehoben; auch lautes Geschrei sei nicht unüblich. Dass Eltern in solchen Situationen eingreifen, erlebt der Gastronom nur selten. &bdquo;Man merkt schon, dass die Eltern lockerer geworden sind und es viele gar nicht interessiert, dass sich andere Gäste gestört fühlen könnten.“ Woher soll das Kind wissen, wie es sich zu benehmen hat? Eltern haften für Ihre Kinder – gilt das noch? &bdquo;Ich würde im Hinblick auf Restaurantbesuche eher sagen, dass die Eltern nicht haften, aber verantwortlich sind für das Handeln ihrer Kinder im öffentlichen Bereich“, so Andreas Kerkhoff. Umso wichtiger sei es, dass Eltern schon zu Hause auf die Kleinsten einwirken und gewisse Benimmregeln erklären. Woher soll das Kind sonst wissen, wie es sich zu benehmen hat?“ Andreas Kerkhoff ist zertifizierter Knigge-Trainer und hat auch schon einige Male Knigge für Kinder angeboten. Dabei geht es unter anderem darum, wie sich Kinder in einem Restaurant benehmen, welches Besteck wofür zu benutzen ist oder auch ein bisschen Speisekunde. &bdquo;Ich bin immer wieder erschrocken, wie wenig Kinder noch Gemüsesorten erkennen oder wissen, wie man richtig mit Messer und Gabel isst“, sagt Kerkhoff. Kinder sind seiner Meinung nach die Gäste von morgen – und gleichzeitig die Entscheidungsträger für die &bdquo;Großen“ von heute. Wenn es den Kindern gefällt und sie von einem Besuch begeistert waren, dann kommen die Eltern auch mit ihren Kindern wieder. &bdquo;Und wer weiß, vielleicht kann man ein Kind auch für die Branche begeistern, dann wäre es nicht nur ein Gast von morgen, sondern auch ein Mitarbeiter von morgen.“

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